Online-Kunstverein Super Super Markt

"Eine Community, an der jeder teilhaben kann"

Der Online-Kunstverein Super Super Markt will Kunstsammeln einfacher machen, mit physischen Ausstellungen, Internet-Präsentationen und vielen Gesprächen. Mitbegründer Julius Jacobi erklärt das Prinzip

Super Super Markt wurde 2021 von Julius Jacobi und Rory Kirk-Duncan in Berlin als Netzwerk von jungen Kunstinteressierten gegründet und legt den Fokus auf junger Kunst. Ihre erste Ausstellung, "7. Himmel", war Anfang dieses Jahres in einem Berliner Späti zu sehen. Wir haben mit Jacobi über das Konzept gesprochen

Julius Jacobi, was ist Super Super Markt und wie funktioniert er?

Super Super Markt funktioniert wie eine Community, an der jeder teilhaben kann, egal ob man schon seit Jahren sammelt oder noch ganz neu ist. Man zahlt einen Mitgliedsbeitrag von 50 Euro pro Jahr und erhält dafür eine "Supergabe", also eine Edition, so wie das auch häufig bei Kunstvereinen üblich ist. Deswegen nennen wir uns auch "Online-Kunstverein". Für 2021/22 war die "Supergabe" eine Edition von Tobias Spichtig. Die nächste Edition wird von Michail Pirgelis sein. So fangen die Mitglieder allein durch ihre Mitgliedschaft mit dem Sammeln an. Die Arbeiten, die wir auf der Website zeigen, sind sowohl Editionen als auch Unikate und exklusiv für Mitglieder verfügbar. Hier ist das Preissegment ganz divers.

Nehmen Sie wie Galerien 50 Prozent Kommission beim Verkauf einer Arbeit?

Wir haben das ein bisschen anders strukturiert. Wir nehmen einen Prozentsatz, der für die Künstlerinnen und Künstler deutlich besser ist als bei einer klassischen Galerie. Manche haben auch noch gar keine Galerie und sind ganz am Anfang ihrer Karriere. Darüber finanzieren wir uns, da die Mitgliedsbeiträge vollkommen in die Produktion und Bezahlung der "Supergabe" gehen.

Verraten Sie den Prozentsatz?

Den würden wir verraten, aber das ist von Künstler zu Künstlerin unterschiedlich. Bei der Ausstellung, die wir jetzt bei Braunsfelder in Köln eröffnet haben, haben wir auch mit Galerien zusammengearbeitet, da wir dort unter anderem auch Ser Serpas und Michel Majerus zeigen, die beide von Galerien vertreten werden. Deswegen kann ich gar nicht sagen, dass es sich da um einen bestimmten Betrag handelt.

Stellen Sie Ihren Mitgliedern auch Galerien vor, bei denen sie zukünftig sammeln könnten? 

Wir haben in diesem Fall definitiv einen gewissen Bildungsauftrag. Wir wollen Leute an Themen heranführen, so dass diese dann zumindest erst einmal kunstinteressiert sind. Wir schaffen auf einem holistischen Level einen besseren Zugang zu Kunst. Teil des Programms sind daher auch gemeinsame Besuche von Ateliers und Galerieausstellungen. Für die einen bedeutet eine niedrigere Schwelle zu Kunst, erst einmal überhaupt über bestimmte Galerien, Ausstellungen und Künstler:innen informiert und so gefiltert durch den Kunstmarkt geführt zu werden. Für andere geht es eher darum, auf eine einfache Art und Weise Kunst zu kaufen – in unserem Fall vorwiegend über die Online-Plattform. Wir wollen den Kauf von Kunst einfacher gestalten, aber gleichzeitig ein qualitativ hochwertiges Erlebnis offerieren und im engen Austausch mit den Mitgliedern stehen. Durch eine whatsappähnliche Anwendung, die zu unserer Mitgliedschaft gehört, sind wir daher in wöchentlichen Konversationen mit unseren Mitgliedern und entschlüsseln beispielsweise, wie sich der Preis eines Kunstwerkes zusammensetzt.

Wer genau sind Ihre Mitglieder?

Das demografische Profil ist ähnlich wie auch bei den künstlerischen Positionen, der Querschnitt ist wahrscheinlich 25 bis 40 Jahre. Von Student zu junger Anwältin ist alles dabei. Unsere Mitglieder sind dabei auch ziemlich international. Der Großteil ist noch in Berlin und Deutschland, aber einige wohnen auch in Paris, London und den USA. Aufgrund der Unterschiedlichkeit unserer Mitglieder hat auch die Kunst, mit der wir arbeiten, eine große Bandbreite. Wir bieten sowohl Editionen als auch teurere Werke an, die dann in unseren physischen Ausstellungen gezeigt werden.

Meint "große Bandbreite" auch Ästhetik und Form? Ist Diversität das Hauptkriterium bei der Wahl einer Künstlerin?

Bei den physischen Ausstellungen gehen wir meistens thematisch vor. Unsere erste Ausstellung haben wir ganz bewusst im Späti gemacht. Es ging uns darum, eine thematische Referenz zu unserem Namen herzustellen, da es sich bei einem Späti ja praktisch um eine kuratierte Version des Supermarktes handelt. Wir suchen uns oft junge Positionen aus, die vielleicht sogar gerade erst aus der Uni kommen, und paaren diese dann mit etablierteren Künstler:innen. Bezüglich des Auswahlprozesses haben wir einen relativ strengen Qualitätsfilter, versuchen dann aber auch nicht nur aus unserem Blickwinkel heraus zu operieren. Wir stehen im engen Austausch mit Positionen, die wir bereits gezeigt haben, und fragen diese Künstler:innen auch nach ihrer Meinung.

Welche Kriterien enthält dieser Qualitätsfilter?

Oft gibt es Bezüge zu Künstler:innen, mit denen wir bereits arbeiten. Wir sind häufig bei Rundgängen oder schauen uns Ausstellungen in Projekträumen an und versuchen so mit einem objektiven Blickwinkel heranzugehen. Es gibt so viele Künstler:innen in diesem riesigen, frakturierten Markt, dass es unsere Aufgabe ist, dem einen Filter aufzusetzen. Da viele Mitglieder zurzeit noch in Deutschland sind, konzentrieren wir uns auch eher auf einen deutschen Markt. Unser Programm wollen wir in der Zukunft aber internationaler gestalten.

Gibt es dabei einen kuratorischen Rahmen oder ein sich durchziehendes Thema?

Einen kuratorischen Rahmen, den speziell wir setzen, gibt es nicht. Unsere physischen Ausstellungen basieren auf Kollaborationen. In unserer Ausstellung in einem Deli auf der Brunnenstraße in Berlin während des letzten Gallery Weekends haben wir die Künstlerin Rebecca Ackroyd eingeladen, eine Ausstellung zu kuratieren. So wollen wir sicherstellen, dass wir nicht nur Kunst zeigen, die unserem Geschmack entspricht.

Wie kam es zum Namen Super Super Markt?

Ich wollte am Anfang etwas haben, das nicht so klingt wie alles andere. Wenn man im digitalen Kunstbereich schaut, klingt nämlich doch vieles sehr ähnlich. Die Ausstellungen kamen dann danach. Bei unseren ersten beiden Ausstellungen war uns wichtig, dass die Besucher:innen aus ihrem Alltag nicht komplett ausbrechen mussten und extra in einen speziellen Raum gehen mussten, in dem nur Kunst ausgestellt ist. Wir wollten Kunst an Orten zeigen, wo Menschen ohnehin schon sind, was auch ein Teil davon ist, Kunst, vor allem für junge Menschen, zugänglicher zu machen.

Inwiefern unterscheidet sich eine neue Generation von Kunstsammler:innen von der alten?

Die Bereitschaft und das Interesse sind ganz anders. Kunst ist heute viel stärker in unserem Alltag verankert, zum Beispiel wenn man sich Kollaborationen zwischen Mode, Musik, Werbung und Kunst anschaut. Klar, das gab es auch schon früher, wenn man sich beispielsweise YSL anschaut, aber die Bildfläche heute ist viel ausgeprägter. Außerdem ist der Zugang zu Informationen viel niedrigschwelliger und transparenter, während damals der Kunstmarkt weitaus undurchsichtiger, elitär und von eisernen Strukturen durchzogen war. Das sollte er aber nicht sein. Gute Kunst muss nicht immer unzugänglich und kompliziert sein.