Dresden

Einbruch ins Grüne Gewölbe: Anklage gegen weiteren Beschuldigten

Silbervergoldetes Zimmer des Historischen Grünen Gewölbes im Residenzschloss, Dresden
Foto: Oliver Killig/dpa-Zentralbild/dpa

Silbervergoldetes Zimmer des Historischen Grünen Gewölbes im Residenzschloss, Dresden

Nach Überzeugung der Ermittler waren die Täter beim Einbruch in das Dresdner Grüne Gewölbe zu sechst. Vier junge Männer haben das vor Gericht zugegeben, ein weiterer nur die Beteiligung an der Vorbereitung des Coups - die Suche geht weiter

Rund drei Monate nach der Verurteilung von fünf Juwelendieben am Dresdner Landgericht gibt es im Fall Grünes Gewölbe eine weitere Anklage. Im Zusammenhang mit dem Einbruch in das sächsische Schatzkammermuseum wirft die Staatsanwaltschaft Dresden einem 23-Jährigen laut Mitteilung vom Dienstag Beihilfe zum Diebstahl, zur gemeinschädlichen Sachbeschädigung und zur Brandstiftung vor. Der Mann soll "das Tatgeschehen dadurch gefördert und ermöglicht haben, dass er mehrere Beteiligte zu ihrem Treffpunkt in Berlin fahren sollte" und, nach einer Polizeikontrolle, "ein gezieltes Ablenkungsmanöver ausführte". Laut Staatsanwaltschaft hat er sich nicht zum Tatvorwurf geäußert.

Der junge Mann ist der Bruder eines der im Mai vom Landgericht Dresden Verurteilten und Cousin der vier anderen. Nachdem einer von ihnen im Prozess in einer Erklärung zur Tatnacht dessen Namen genannt hatte, war er im Mai 2022 aufgrund eines Haftbefehls festgenommen worden - nach einem Verhandlungstag, den er im Publikum verfolgte. Auf seine Beschwerde hin kam er Anfang Juni 2022 aber wieder frei. Auch das Oberlandesgericht sah zwar dringenden Tatverdacht, "aber keine ausreichenden Haftgründe".

Der Kunstdiebstahl aus dem Schatzkammermuseum vom 25. November 2019 gilt als einer der spektakulärsten in Deutschland. Die Täter erbeuteten 21 Schmuckstücke aus Diamanten und Brillanten und verursachten zudem über eine Million Euro Schaden, als sie einen Stromverteilerkasten in der Altstadt und ein Fluchtauto in der Tiefgarage eines Wohnhauses in Brand setzten, um Spuren zu verwischen. 

Suche nach weiterer Beute und einem Täter hält an

Seit Ende Januar 2022 mussten sich sechs junge Männer aus dem Berliner Remmo-Clan, einer bekannten arabischstämmigen Großfamilie, dafür verantworten, die bei Razzien gefasst wurden. Vier gaben vor Gericht ihre Beteiligung an dem Coup zu, einer an der Vorbereitung. Der sechste bestritt die Täterschaft und hatte ein Alibi, er wurde freigesprochen. Die anderen Beschuldigten wurden als Täter zu mehreren Jahren Freiheitsstrafen verurteilt, gingen aber in Revision. 

Das Strafmaß fußte auf einer Verständigung zwischen Gericht, Staatsanwaltschaft und Verteidigung, der vier Beschuldigte zustimmten. Dafür war kurz vor Weihnachten 2022 ein Großteil der Beute zurückgegeben worden. Zwei Verurteilte, die wegen des Diebstahls der Goldmünze aus dem Bode-Museum in Berlin 2017 noch eine Jugendstrafe verbüßen, blieben in Haft, auch der im Fall Grünes Gewölbe Freigesprochene, und ein Mitangeklagter, der dem Deal nicht zugestimmt hatte. Die Haftbefehle der drei Anderen setzte das Gericht unter Auflagen außer Vollzug. 

Auch ihr Verwandter ist auf freiem Fuß. Da er zur Tatzeit Heranwachsender war, hat die Staatsanwaltschaft die Anklage zum Jugendschöffengericht am Amtsgericht Dresden erhoben. Ob dort auch verhandelt werde, sei offen, sagte ein Sprecher. Nach seinen Angaben dauern die Ermittlungen im Fall Grünes Gewölbe an. So werde noch nach einem Täter gesucht - und nach dem verschwundenen Rest der Beute.