Hohenschönhausen

Entlassung von Stasi-Gedenkstätten-Direktor politisch motiviert?

Foto: dpa
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Hubertus Knabe

Mitglieder des Beirats der Stasiopfer-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen haben gefordert, die Absetzung des Direktors Hubertus Knabe rückgängig zu machen

In einem Offenen Brief an Kultursenator Klaus Lederer (Linke) äußerten sie den Verdacht, es handele sich um eine Strafaktion für Knabes "politische Unangepasstheit". Knabe kündigte am Montag rechtliche Schritte an: Er wolle seine Arbeit fortführen. 

Unterzeichnerinnen des Briefs sind unter anderem frühere DDR-Oppositionelle, darunter die Schriftstellerin Freya Klier. Die Verwaltung von Lederer bestätigte am Montag den Eingang des Schreibens, wollte ihn aber nicht kommentieren.

Ausgelöst wurde die Absetzung durch eine Affäre um sexuelle Belästigung in der Gedenkstätte, bei der sich die Vorwürfe aber nicht gegen Knabe, sondern seinen Stellvertreter richteten. Dieser wurde noch von Knabe beurlaubt. Bei der Sondersitzung des Stiftungsrats wegen der Affäre sei Knabe in der vergangenen Woche nicht angehört worden - das lege den Verdacht der Vorverurteilung nahe, schrieben die Frauen. Knabe hatte die Linke stets scharf wegen ihres Umgangs mit der DDR-Vergangenheit kritisiert.

Lederer ist Vorsitzender des Stiftungsrats. Das Gremium habe kein Vertrauen, dass Knabe den Kulturwandel in der Gedenkstätte glaubhaft vertreten könne, hatte der Kultursenator nach der Sondersitzung mitgeteilt. Nun soll die frühere Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Marianne Birthler, übergangsweise beim Neuanfang helfen.

Knabe teilte der Deutschen Presse-Agentur mit: "Ich möchte meine Aufgabe gerne weiterführen, da mir die Aufarbeitung der SED-Diktatur sehr am Herzen liegt." Und: "Ich halte das Vorgehen nicht für gerechtfertigt und werde deshalb die rechtlichen Möglichkeiten, die mir zustehen, auch in Anspruch nehmen."