Skulptur in Graz

Einmal Erdbeer, bitte!

Sommerfrucht im Kunstwinter: Die österreichische Malerin Kamilla Bischof hat dem Künstlerhaus Graz eine Erdbeere aufs Dach gesetzt 

Rot leuchtend trotzt eine einzelne überlebensgroße Erdbeere auf dem Künstlerhaus Graz dem kalten Dezemberwetter. Die Frucht, die auf dem Dach des schneeweißen Gebäudes thront, ist Teil der Ausstellung "Schön vermählt" der gebürtigen Grazer Malerin Kamilla Bischof, die zur Zeit in der Halle für Kunst und Medien stattfindet. 

Bischof, 1986 geboren, ist Teil einer jungen Generation österreichischer Künstlerinnen. Neben der Malerei sind auch Prosatexte ein zentraler Teil ihres Werks – die Ausstellung im Künstlerhaus Graz stellt diese beiden Seiten ihres Arbeitens gegenüber und inszeniert Bischofs von Sprachspielen geprägte Arbeit als Teil der Installation im Ausstellungsaum. Dort fließt ihre Malerei mit Fotografie, Text und Performance zu einem Ganzen zusammen. Ebenso fließend sind die Übergänge zwischen dem Surreal-Abstrakten in ihren Bildern und gegenständlichen Motiven, die immer wieder in ihrem Werk auftauchen.

Auch der Titel der Ausstellung spielt mit den Assoziationen, die der Klang der Worte hervorruft: "Bei 'Schön vermählt' denke ich nicht nur an Hochzeit, sondern stelle mir vor, dass die Wortkombination eine feierliche Verbindung zu dem Wort 'Malerei' herstellt," erläutert Bischof den Ausstellungstitel. "So könnte 'vermählen' eine antiquierte, verschrobene Version von 'malen' sein; schön vermalt, schön gemalt, oder gut verbunden, angeschraubt, wie ein Haltegriff."

Bischofs Kunst spielt auch mit dem Kulissenhaften. Die Erdbeere auf dem Dach trägt die Ausstellung in den öffentlichen Raum und verwandelt das schlichte weiße Gebäude gewissermaßen in einen garnierten Riesen-Eisbecher. Die tapfere Sommerfrucht macht leuchtend rot Appetit auf Kunst.