Das berühmteste Herz der Welt

Erfinder des "I ❤️ NY"-Logos wird 90

"I Love New York"-Skulptur am Southern Tier Welcome Center in Kirkwood, New York 
Foto: Southern Tier Welcome Center

"I Love New York"-Skulptur am Southern Tier Welcome Center in Kirkwood, New York 

Der Schriftzug "I Love New York" gehört zu den einprägsamsten Logos der Designgeschichte - dabei hätte es eigentlich ganz anders aussehen sollen. Jetzt feiert sein Schöpfer Milton Glaser 90. Geburtstag

Mehr New York als Milton Glaser geht wohl nicht: Der Designer erfand das weltberühmte "I love NewYork"-Logo, war Mitgründer des "New York Magazine" und entwarf das Emblem für die Brooklyn-Brauerei. Aus seiner geliebten Heimatstadt heraus wurde Glaser zu einem der weltweit bekanntesten Designer. 2009 bekam er die National Medal of Arts, die bedeutendste Kunstauszeichnung der US-Regierung.

Nun wird Glaser 90 Jahre alt. Ans Aufhören denkt er aber noch lange nicht. Glaser arbeitet weiter jeden Tag in seinem Büro nahe des Empire State Buildings. Nach Jahrzehnten am Zeichenblock versucht er sich inzwischen auch am Computer, allerdings mit Hilfe. "Mit dem Computer arbeiten ist etwas, von dem ich nie gedacht hätte, dass ich es mal machen würde", sagte er bei einer Veranstaltung 2018. "Ich fasse den Computer aber nie an. Diese Hände haben noch nie einen Computer angefasst." Stattdessen habe er einen Assistenten, der neben ihm am Computer sitze und seine Anweisungen befolge. "Das ist ein sehr ungewöhnliches Arbeiten, aber die Ergebnisse sind gut."

2000 Dollar für einen Welthit

Glaser schaffte den internationalen Durchbruch in den 70er Jahren. Der Bundesstaat New York - nicht die Stadt - beauftragte ihn damit, den Slogan "I love New York" zu visualisieren. Gerade einmal 2000 Dollar bekam der junge Designer dafür. "Ich habe etwas Typografisches eingereicht, das wurde dann akzeptiert, aber ein paar Tage später war ich in einem Taxi und dachte, es muss noch besser gehen", erzählte Glaser einmal. "Ich habe eine kleine Skizze gemacht und den Typ noch mal angerufen. Er hat gesagt: 'Nerv mich nicht, das ist doch schon akzeptiert", aber ich habe darauf bestanden, es ihm zu zeigen. Also bin ich in sein Büro gegangen, er mochte es und die Kommission hat dann das abgelehnt, was sie schon angenommen hatten, und das neue akzeptiert. Das Logo hätte also beinahe nie das Licht der Welt erblickt."

"Ein Job wie jeder andere"

Der Design-Klassiker ist heute nicht mehr wegzudenken - trotzdem betont Glaser immer: "Es war ein Job wie jeder andere auch. Ich weiß, das ist eine oberflächliche Beschwerde, aber ich würde mir wünschen, dass einige Menschen wüssten, dass ich auch etwas anderes getan habe, und dass, wenn man es aus der großen Perspektive betrachtet, das Logo eine banale Arbeit ist." Neben dutzenden Firmenlogos hat Glaser auch Plakate für die Erfolgsserie "Mad Men" oder ein weltbekanntes Bob-Dylan-Plakat, auf dem der Sänger im Profil als schwarze Silhouette mit bunten Haaren zu sehen ist, entworfen. Aber auch die Gestaltung von Restaurants, Geschirr oder Stoffen geht auf sein Konto.

Designer Milton Glaser 
Foto: Christina Horsten/dpa

Designer Milton Glaser 

Geboren wurde der Designer 1929 - natürlich in New York. "Es ist eine fantastische Stadt, der einzige Ort, an dem ich sein will." Mit dem "I love New York"-Logo, der wohl größtmöglichen Liebeserklärung an seine Stadt, gab er Millionen Menschen auf der Welt die Möglichkeit, dieses Gefühl auszudrücken. Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 entwarf er die Fortsetzung: "I love New York more than ever".

Rente als Horrorszenario

Schon als kleiner Junge hatte Glaser Zeichen-Unterricht. Später studierte er an der Cooper-Union-Universität in NewYork und legte dazwischen Auslandsaufenthalte in Italien ein. Gemeinsam mit Freunden gründete er ein Design-Studio und bekam erste Aufträge. Später machte er sich mit seinem eigenen Studio selbstständig.

Die Verweigerung des Ruhestands sieht Glaser als Geschenk. "Das Großartige daran, ein Künstler zu sein und Dinge zu machen, ist, dass man nicht aufhören muss, das ist wirklich ein Luxus. Von allen Wörtern, die es gibt, graut mir vor dem Wort Rente am meisten. Das ist eine Situation, die ich mir nicht vorstellen kann."