Streit um "Benin-Bronzen"

Europäer wollen Kunstwerke nach Nigeria ausleihen

Die "Benin-Bronzen" sind Meisterwerke afrikanischer Kunst. Seit langem fordert Nigeria die Rückgabe der einst von den Briten geraubten Kunstwerke. Nun sollen einige wieder in ein neues Museum nach Afrika zurückkehren. Die Eigentumsfrage bleibt weiter unbeantwortet

Im Streit um die sogenannten "Benin-Bronzen", wichtige Kunstwerke aus dem heutigen Nigeria, haben sich europäische Museen zur Ausleihung dieser Kunstwerke an ein noch zu bauendes Museum in der nigerianischen Stadt Benin-City bereiterklärt. Dies teilte eine Gruppe von neun europäischen Museen am Samstag nach Gesprächen mit nigerianischen Partnern in Leiden (Niederlande) mit.

In der Erklärung wird betont, dies bedeute nicht, dass die nigerianische Seite den Anspruch auf Rückgabe der Kunstwerke aufgegeben habe oder dass die europäischen Museen Rückgaben ausgeschlossen hätten. Dies sei jedoch nicht Aufgabe der "Benin Dialoggruppe" gewesen: "Fragen der Rückgabe sind bilaterale Fragen und sollten am besten von einzelnen Museen innerhalb ihres Rechtsrahmens geklärt werden."

Mehrere Tausend der filigranen Metall-Tafeln und Skulpturen mit Darstellungen von Königen, Kriegern und Hofszenen aus dem Palast des Königs von Benin im heutigen Nigeria, waren 1897 bei einer britischen Strafexpedition geraubt worden. Sie sind heute verstreut in Museen der westlichen Welt, vor allem in Großbritannien und in Deutschland. Schon seit Jahrzehnten verlangt Nigeria die Rückkehr der Kunstwerke.

Der Gouverneur des nigerianischen Staates Edo, Godwin Obaseki, habe "konkrete Pläne" für das neue Museum vorgelegt, die von der Regierung gemeinsam mit dem Königshaus von Benin entwickelt worden seien. In diesem Museum sollen ständig die "Benin-Bronzen", darunter auch die bekanntesten Stücke, gezeigt werden. Die europäischen Museen wollen dazu auf Rotationsbasis aus ihren Beständen beitragen und entsprechende Pläne vorlegen.

Zu den in Leiden vertretenen Museen gehören unter anderem das Ethnologische Museum in Berlin, das Hamburger Museum für Kulturen und Künste der Welt, das Linden Museum in Stuttgart und das British Museum in London.

Die "Benin Dialoggruppe" gründete auch einen Steuerungsausschuss, der die Umsetzung der Vereinbarung vorantreiben soll. Die europäischen Partner wollten bei dem Bau des Museums und der Konzeption der Ausstellung beratend tätig sein. Zudem wollten beide Seiten gemeinsam an Ausbildung, Finanzierung und Rechtsrahmen der ständigen Ausstellung in Benin-City arbeiten.

Prinz Gregory Akenzua aus dem Königshaus von Benin sprach in der Erklärung von einem "sehr fruchtvollen" Treffen. Man mache Fortschritte auf dem Weg, der eigenen Bevölkerung wieder Zugang zu dem geplünderten Kulturgut zu verschaffen. Stijn Schoonderwoerd, Direktor des Völkerkundemuseums in Leiden, ließ wissen, die europäischen Museen hätten ihre Bereitschaft gezeigt, historische Kunstwerke wieder in Nigeria zugänglich zu machen.