Essen

Folkwang beendet Zusammenarbeit mit Kurator wegen Posts zum Nahost-Krieg

Das Essener Museum Folkwang hat ein Ausstellungsprojekt des haitianischen Kurators Anaïs Duplan wegen eines Aufrufs zur Unterstützung der BDS-Kampagne und anderer pro-palästinensischer Posts gestrichen

Der in den USA lebende Autor, Kurator und Künstler Anaïs Duplan teilte am Montag eine englischsprachige Mail des Direktors des Folkwang-Museums: "Wir haben festgestellt, dass Sie auf Ihrem Instagram-Kanal eine Reihe von Beiträgen geteilt und kommentiert haben, die sich mit der aktuellen Situation in Israel und Gaza befassen", schrieb Peter Gorschlüter offenbar an Duplan. "Aus unserer Sicht sind einige dieser Beiträge inakzeptabel. Diese Posts benennen nicht den terroristischen Angriff der Hamas und betrachten die israelische Militärbesetzung in Gaza als Genozid." 

Mit Hinweis auf die BDS-Resolution des Bundestages aus dem Jahr 2020 schreibt Gorschlüter, dass die Posts des Kurators die Institution "in eine Situation bringt, in der das Museum als Unterstützer antisemitischer Tendenzen und Stimmen, die das Existenzrecht des Staates Israel in Frage stellen, angesehen werden könnte."

BDS steht für die anti-israelische Kampagne "Boycott, Divest, Sanction", die unter anderem einen kulturellen Boykott Israels fordert und in Deutschland vom Bundestag als antisemitisch eingestuft wurde. In anderen Ländern wird die Initiative unterschiedlich bewertet, außerdem gibt es keine festen Kategorien von Mitgliedschaft.

Ausstellungskapitel aus der Schau gestrichen

Anaïs Duplan hat das Kapitel "Afrofuturismus" der Ausstellung "Wir ist Zukunft. Visionen neuer Gemeinschaften" kuratiert, die am 24. November im Museum Folkwang eröffnet. Die ganze Sektion wurde nun aus der Ausstellung gestrichen, eine Auswahl einzelner Kunstwerken werden in anderen Kapiteln gezeigt. 

"Diese Entscheidung wurde weder aus künstlerisch-kuratorischen Gründen noch wegen des Themas der Ausstellung getroffen, sondern allein deshalb, weil der Kurator persönlich Partei für die BDS-Kampagne ergreift, die das Existenzrecht Israels in Frage stellt", heißt es in einem Statement des Museums, aus dem "ArtNews" zitiert. "Das Museum Folkwang betrachtet die Entwicklungen in Israel und Gaza und das Leid der Zivilbevölkerung auf beiden Seiten mit großer Sorge. Die Stadt Essen und das Museum Folkwang stehen für den Frieden und den Dialog der Kulturen."