Pionier der deutschen Nachkriegsmoderne

Fotograf F.C. Gundlach stirbt mit 95 Jahren

Fotograf F.C. Gundlach 2016 in der Ausstellung "The Concept of Lines - Richard Avedon, George Hoyningen-Huene, Irving Penn" in den Hamburger Deichtorhallen
Foto: dpa

Fotograf F.C. Gundlach 2016 in der Ausstellung "The Concept of Lines - Richard Avedon, George Hoyningen-Huene, Irving Penn" in den Hamburger Deichtorhallen

F.C. Gundlach war einer der wichtigsten deutschen Fotografen, Sammler und Ausstellungsmacher. Jetzt ist der Gründer des Hauses der Photographie in Hamburg mit 95 Jahren gestorben

F.C. Gundlach, einer der bedeutendsten Modefotografen der deutschen Nachkriegszeit, ist tot. Der leidenschaftliche Sammler und Ausstellungsmacher starb im Alter von 95 Jahren in Hamburg, wie eine Sprecherin der Elbschloss Residenz, wo Gundlach zuletzt lebte, am Sonntag bestätigte. Nach Angaben seiner Stiftung starb Gundlach bereits am Freitag.

Neben Models traten auch zahlreiche Stars wie Cary Grant, Romy Schneider oder Zarah Leander vor seine Kamera. Mit technischer Finesse und Inszenierungskunst setzte er die Mode auf seinen Bildern für Zeitschriften wie "Film und Frau" und "Brigitte" gekonnt in Szene: So stellte er seine Mannequins vor die Berliner Siegessäule, die im Krieg schwer zerstörte Gedächtniskirche oder die Pyramiden von Gizeh.

F.C. Gundlach (eigentlich Franz Christian) wurde 1926 im hessischen Heinebach geboren. Nach dem Schulabschluss lernte er das Handwerk auf einer privaten Fotografieschule in Kassel. Bis 1952 arbeitete er als Assistent und ließ sich danach als freischaffender Fotograf nieder. Gundlachs Bilder der Anfangszeit waren bestimmt von der Atmosphäre der Metropole Paris, später wandte er sich vom Schwarzweiß-Realismus ab und wurde zum Star der westdeutschen Modefotografie.

Interesse an Stars und Nchwuchstalenten

Ende der 1960er-Jahre wechselte Gundlach die Seiten und gründete in Hamburg das Dienstleistungsunternehmen Professional Photo Service (PPS), das Fachlabors und Studios betrieb. Später kam die PPS-Galerie F.C. Gundlach dazu, die erste reine Fotogalerie in Deutschland. Hier zeigt er internationale Fotostars wie Irving Penn, Richard Avedon, Robert Mapplethorpe, Martin Kippenberger, Nan Goldin und Wolfgang Tillmans.

Anfang der 1990er-Jahre verkaufte Gundlach sein Imperium und wurde zum leidenschaftlichen Sammler und Ausstellungsmacher. Sein Engagement als Ausstellungsmacher gipfelte 1999 in der ersten Triennale der Fotografie in Hamburg, einem in Deutschland bis dahin einmaligen Projekt. Im großen Rahmen präsentierten Museen, Galerien und öffentliche Ausstellungsorte eine umfassende Retrospektive über die Geschichte der Fotografie mit all ihren Spielarten. Zudem engagierte er sich jahrzehntelang in der Nachwuchsförderung.

Keine Berührungsängste mit dem Tod

Im Jahr 2000 übertrug Gundlach seine Sammlung in eine Stiftung, die als Dauerleihgabe 2005 im Haus der Photographie in den Hamburger Deichtorhallen ihre Heimat fand. Von 2003 bis 2005 war Gundlach Gründungsdirektor des Hauses der Photographie, das ihn 2008 mit einer großen Retrospektive ehrte. Im Jahr 2012 wurde Gundlach mit dem Henri-Nannen-Preis für sein publizistisches Lebenswerk ausgezeichnet. Aktuell zeigt seine Stiftung die Ausstellung "F.C. Gundlach at Work" in der Elbschloss Residenz Hamburg.

Berührungsängste mit dem Tod kannte der Fotograf nicht: Bereits vor Jahren ließ er sich auf dem Ohlsdorfer Friedhof ein Mausoleum errichten - auf einer Seite des viereckigen Kubus ist eines seiner berühmten Fotos in Beton eingemeißelt: Badekappen-Models vor den Cheopspyramiden.