"Fourth Plinth" in London

So sieht's aus

Gewinner-Entwürfe von Teresa Margolles (links) und Samson Kambalu für die Fourth Plinth in London 
Foto: Courtesy Mayor of London

Gewinner-Entwürfe von Teresa Margolles (links) und Samson Kambalu für die Fourth Plinth in London 

Die nächsten beiden Kunstwerke für die "Fourth Plinth" auf dem Trafalgar Square in London stehen fest. Ab 2022 werden dort eine antikoloniale Geste und ein Denkmal für Transpersonen zu sehen sein

"Wer auch immer von den sechs Kandidatinnen und Kandidaten sich durchsetzt, es dürfte wieder einmal ziemlich großartig werden", schrieb Monopol-Redakteur Sebastian Frenzel Ende Mai über die Shortlist für die "Fourth Plinth Commission" auf dem Trafalgar Square in London. Seit 1998 wird auf einem leeren Denkmalsockel vor dem Eingang der britischen National Gallery wechselnde Gegenwartskunst gezeigt, die zuverlässig Debatten lostritt. Nun steht fest, wer die nächsten beiden Ausgaben gestalten wird. 

2022 wird ein Werk von Samson Kambalu auf den Sockel gehoben. Der aus Malawi stammende Künstler stellt eine Fotografie des Baptistenpredigers und Panafrikanisten John Chilembwe und des europäischen Missionars John Chorley als Skulptur nach. Das Foto wurde 1914 bei der Eröffnung von Chilembwes neuer Kirche in Nyasaland, dem heutigen Malawi, aufgenommen. Chilembwe hat seinen Hut auf und trotzt damit der Kolonialregel, die es Afrikanern verbot, vor Weißen Hüte zu tragen. Auf dem Trafalgar Square, der von einer Säule mit dem Bildnis des Empire-treuen Admirals Lord Horatio Nelson dominiert wird, wird nun auch auf subtile Weise vom Widerstand von Kolonisierten erzählt. 

Eine Art Anti-Monument

2024 wird dann die mexikanische Künstlerin Teresa Margolles übernehmen. Sie hat ein Werk vorgeschlagen, das die Zahl der Morde an Trans-Personen auf der ganzen Welt beleuchtet. Ihre Skulptur mit Gips-Abgüssen der Gesichter von 850 Trans-Personen, von denen die meisten in der Sexarbeit tätig sind, versteht sie als eine "Mauer des Widerstands". Mit der Zeit werden die Gesichter durch das Londoner Wetter verfallen und verblassen und "eine Art Anti-Monument" hinterlassen, so Margolles.

Die Wahl wurde von der Fourth Plinth Commissioning Group unter dem Vorsitz des britischen Kurators Ekow Eshun getroffen. Außerdem gab es ein Publikums-Voting, an dem laut Mitteilung des Bürgermeisters von London Sadiq Khan 17.500 Menschen teilnahmen. Im Moment ist auf der Fourth Plinth noch eine Arbeit von Heather Phillipson zu sehen. Sie zeigt ein riesiges Sahnehäubchen mit einer Fliege, einer Kirsche und einer Drohne.