Radiobeitrag

Françoise, Hannah und ein Mann namens Pablo

Die gerade verstorbene Malerin Françoise Gilot hat als erste die Schattenseiten Pablo Picassos öffentlich zum Thema gemacht. Das versucht auch die Komikerin Hannah Gadsby mit einer Ausstellung in New York. Doch finden sie Gehör?

"Er war frauenfeindlich, ein Künstler, der nur einen Kaleidoskopfilter über seinen Penis packte und mit minderjährigen Frauen schlief", das sagt die australische Comedienne Hannah Gadsby über den spanischen Maler Pablo Picasso, der nur von einer Frau verlassen wurde: Françoise Gilot. Die Malerin ist am Dienstag im Alter von 101 Jahren in New York verstorben

Hannah Gadsby hat für das Brooklyn Museum in New York eine Ausstellung zum Werk Picassos kuratiert – aus feministisch-kritischer Perspektive. "Picasso hat gesagt: 'Du kannst alle Perspektiven gleichzeitig haben!' Was ein Held", wird Gadsby am Eingang der Ausstellung zitiert. "Aber sag mir, sind da auch Perspektiven von Frauen dabei? Ansonsten bin ich nicht interessiert." 

In der Schau, die bis zum 24.September zu sehen ist, kommentiert Gadsby Gemälde und Zeichnungen von Picasso und stellt Werke von Künstlerinnen daneben. Die Ausstellung soll laut Museum das Vermächtnis des Malers "durch eine kritische, zeitgenössische und feministische Brille" untersuchen und erkenne gleichzeitig "die transformative Kraft und den anhaltenden Einfluss seines Werks" an.

"Göttinnen und Fußabtreter"

Die Schau ist Teil einer Reihe von Ausstellungen anlässlich des 50. Todestages von Picasso in diesem Jahr. Der in Spanien geborene Maler, der später größtenteils in Frankreich lebte, gilt als einer der einflussreichsten und erfolgreichsten Künstler, als Begründer des Kubismus und wichtiger Akteur des Surrealismus – aber er war auch als Sexist und Macho bekannt, der Frauen oft abwertend abbildete.

Die Komikerin Gadsby, die auch studierte Kunsthistorikerin ist, setzte sich schon 2018 in ihrer durch Netflix weltberühmt gewordenen Comedy-Show "Nanette" kritisch mit Picasso auseinander. Daraufhin war die Zusammenarbeit mit dem Brooklyn Museum zustandegekommen.

Auch Françoise Gilot thematisierte Picassos Verhältnis zu Frauen. Sie veröffentlichte über ihre Beziehung das Buch "Leben mit Picasso", in dem auch die brutalen Seiten des Künstlers thematisiert wurden. Aus ihrer Feder stammt auch der Ausdruck, dass es für Picasso nur zwei Arten von Frauen gegeben habe: "Göttinnen und Fußabtreter". Dieses Zitat nutzte die Kunsthistorikerin Rose-Maria Gropp in diesem Jahr als Titel für ihr Buch über die wichtigsten Frauen im Leben des Malers. Sie betont darin, dass der Begriff "Muse" Gilot in keiner Weise gerecht wird.  

Die Monopol-Chefredakteurin Elke Buhr hat über Gilot und Gadsby auf Detektor FM gesprochen. Sie können das Gespräch hier nachhören: