Moskauer Privatmuseum GES-2

Die neue Kathedrale

Leonid Michelson ist einer der reichsten Russen. In Moskau hat Stararchitekt Renzo Piano ihm ein riesiges Privatmuseum gebaut. Ist das GES-2 mehr als die Selbstbeweihräucherung eines Oligarchen?

Leonid Michelson ist der wohl reichste Mann Russlands, "Forbes" schätzt sein Vermögen auf 26,1 Milliarden US-Dollar. Der Unternehmer ist CEO von Nowatek, Russlands größtem privatem Energieunternehmen. Vor zehn Jahren gründete er gemeinsam mit der aus Neapel stammenden Kuratorin Teresa Iarocci Mavica in Moskau die VAC Foundation. Im Russischen steht die Abkürzung für "Victoria – die Kunst, zeitgenössisch zu sein". Victoria ist die Tochter von Michelson. Seit der Gründung von VAC tritt die Foundation durch großzügig koproduzierte Projekte vor allem russischer Künstler und Künstlerinnen in Erscheinung. 2017 eröffnete VAC in Venedig einen Ausstellungsraum im Palazzo delle Zattere. Jetzt hat in Moskau das 20 000 Quadratmeter umfassende GES-2 als Hauptstandort der Foundation geöffnet, mit permanentem Programm, ohne Eintrittsgeld und mitten im Zentrum der Stadt.

Das Hauptgebäude entstand aus einem umgebauten Kraftwerk von 1907, von dem auch der technokratische Name stammt, den Umbau verantwortet hat Renzo Piano. Das GES-2 verfügt über Künstlerstipendien, Bildungseinrichtungen, eine Theater- und Konzerthalle für 420 Plätze, Cafés, Restaurant, Buchhandlung und eine Bibliothek. Michelsons private Sammlung soll für das Haus allerdings keine Rolle spielen.

Wie viel der Bau gekostet hat, ist nicht bekannt. Von 300 Millionen Euro war einmal die Rede, Michelson sagte jedoch später, die geplante "erschreckende Zahl in meinem Kopf" habe sich verdoppelt.

In der vergangenen Woche hat der isländische Künstler Ragnar Kjartansson das Haus mit einem kolossalen Reenactment der US-amerikanischen Soap "Santa Barbara" aus den 80er-Jahren eröffnet. Die erste amerikanische Telenovela – und auch diejenige, die von überhaupt allen am längsten im russischen Fernsehen ausgestrahlt wurde. Dafür hat er ein riesiges Filmstudio in das Museum bauen lassen und wird hier für sechs Monate einander ergänzende Ausstellungen zeigen, Musik machen und einen Film drehen.

Monopols Chefredakteurin berichtet auf Detektor.fm von dem neuen Privatmuseum, hier können Sie das Gespräch nachhören: