Skulpturen als Barrieren

Steine in den Weg werfen

Greenpeace versenkt tonnenschwere Felsbrocken in der Nordsee. Sie sollen vor der Fischerei mit Grundschleppnetzen schützen. Zwei dieser Barrieren auf dem Meeresgrund sind zugleich Kunstwerke: Skulpturen der britischen Künstlerin Fiona Banner

Der Meeresboden der Doggerbank ist einer der wichtigsten Lebensräume der Nordsee: Die Region östlich von England bietet Krabben, Seesternen, Plattfischen und Delfinen eine Heimat. Aber das Schutzgebiet ist bedroht durch Schleppnetzfischerei. 

Aus Protest gegen diese zerstörerische Art der Fischerei haben Aktivisten der Umweltorganisation Greenpeace Ende September damit begonnen, von einem Schiff aus große Felsbrocken in die Nordsee zu werfen. Die Steine sollen eine Barriere bilden und das Fischen mit schweren Netzen am Meeresboden behindern, wie die Organisation erklärte.

Unterstützung erhält Greenpeace von Fiona Banner. Die britische Künstlerin, die auch unter dem Namen The Vanity Press arbeitet, hat vergangene Woche zwei Skulpturen vom Greenpeace-Schiff Esperanza in der Nordsee geworfen: Mit Granitblöcken, die ursprünglich schon auf dem Boden der Nordsee lagen und vom Wasser geformt wurden. 

"Besonders schädlich für das Ökosystem der Meere"

Die Barrieren – und jetzt auch die beiden Skulpturen – sollen die Fischernetze abfangen und sie zerstören, Fische und andere Meereslebewesen dabei aber nicht beeinträchtigen, so Greenpeace. Schleppnetzfischerei stuft die Organisation als besonders schädlich für das Ökosystem des Meeres ein. Die beschwerten Netze werden in der kommerziellen Fischerei bevorzugt genutzt, da sich mit ihnen in einem Schwung große Mengen an Fischen fangen lassen. 

Die Organisation erklärte, man werde die Felsbrocken entfernen, wenn die britische Regierung geeignete Maßnahmen für den Schutz der Meere ergreife. Die zuständige britische Umweltbehörde teilte mit, man wolle strengere Schutzmaßnahmen ergreifen. Der Austritt aus der EU und die Kontrolle über die Gewässer werde dies erleichtern. Die Fischerei gilt in den stockenden Verhandlungen über einen Handelspakt zwischen der EU und Großbritannien als besonders strittiges Thema.

Die mit Koordinaten gravierten Skulpturen werden derweil dem Meer preisgegeben. "Die Pandemie hat uns aufmerksamer auf die prekäre Lage der Natur gemacht", sagt Fiona Banner. "Worte wie 'Krise' und 'Notstand' werden wiederholt, bis sie ihre Dringlichkeit verlieren, diese Arbeit ist eine Botschaft - ein Aufruf zum Aufhören, Überdenken und Handeln."