Geplanter Kulturhotspot in Abu Dhabi

Guggenheim und British Museum beenden Arbeit mit Menschenrechtsorganisationen

Sowohl das Guggenheim Museum als auch das British Museum verzichten beim Bau ihrer Abu-Dhabi-Projekte fortan auf die Zusammenarbeit mit Menschenrechtsorganisationen

Das gaben die beiden Institutionen in zwei an die Vertreter von Human Rights Watch (HRW) und International Trade Union Confederation (ITUC) adressierten Briefen bekannt, die auf "Hyperallergic" veröffentlicht wurden.

Diese Nachricht ist ein herber Rückschlag, sowohl für die Menschenrechtsorganisationen selbst als auch für die Künstlervereinigung Gulf Labour Coalition, die sich seit sechs Jahren für die Rechte der am Bau des arabischen Kulturhotspots Saadiyat Island beteiligten Gastarbeiter einsetzen.

Auf Saadiyat Island entstehen unter anderem Ableger des Louvre und des Guggenheim Museums, zudem arbeiten das British Museum und die New York University (NYU) hier an Bauprojekten. In Kritik geraten waren die Bauarbeiten auf dem künstlichen Eiland, dessen Name sich in etwa mit "Glücksinsel" übersetzen lässt, erstmals im Jahr 2009, als HRW einen Bericht über die Ausbeutung der dortigen Gastarbeiter veröffentlichte – es war die Rede von niedrigen Löhnen, bis zu zwölfstündigen Schichten schwerer körperlicher Arbeit und überfüllten Unterbringungen.  

Die Arbeiter seien mit dem Versprechen eines gut bezahlten Jobs nach Abu Dhabi gelockt worden und hätten im Gegenzug hohe Vermittlungsgebühren zahlen müssen, sodass sie sich hoch verschuldet und demnach ohne Verhandlungsmacht den Bedingungen auf Saadiyat Island stellen müssten. Zahlreiche Künstler und NYU-Studenten zeigten sich bestürzt und forderten die westlichen Kulturinstitutionen dazu auf, aktiv für die Rechte der am Bau ihrer Projekte beteiligten Arbeiter einzustehen.

So auch Gulf Labour, eine Vereinigung von Künstlern und Kulturschaffenden, die seit 2011 öffentlich zum Boykott des Guggenheims aufrufen und bereits mit zahlreichen Aktionen auf die Missstände auf der vermeintlichen Glücksinsel aufmerksam machten.

Gregory Sholette, Künstler und Autor mehrerer kunstmarktkritischer Bücher, begleitete die Aktivitäten von Gulf Labour als aktives Mitglied von Anfang an. Vor wenigen Monaten erst habe Gulf Labour ein Treffen zwischen Vertretern verschiedener NGOs, darunter IUTC und HRW, und der Verwaltung des Guggenheim arrangiert. Die NGOs sollten das Museum durch ihr Fachwissen darin unterstützen, Arbeitsverträge und Kontrollmechanismen für die Gastarbeiter in den Emiraten zu schaffen. Das gemeinsam erarbeitete Wissen sollte anschließend mit der New York University, dem British Museum und dem Louvre geteilt werden. Nach dem dreistündigen Treffen sei man angesichts zukünftiger Entwickungen "vorsichtig optimistisch" gewesen, so Sholette.

Mitte April jedoch schwand diese Zuversicht schon wieder: Das Guggenheim verkündete in einer Pressemitteilung, fortan nicht länger mit Gulf Labour verhandeln zu wollen. Die Forderungen der Gruppierung lägen außerhalb des Einflussbereiches des Museums. Sholette nennt das Verhalten des Museums unaufrichtig, man habe der Institution praktische Lösungsansätze geliefert, wie man den Forderungen nach einer Rückzahlung der Vermittlungsgebühren, höheren Löhnen und Koalitionsfreiheit nachkommen könne. Es blieb die Hoffnung, dass wenigstens die Kooperation mit HRW und IUTC weitergeführt werden würde – doch wie die Briefe des Guggenheim und des British Museum zeigen, sind die am Bau beteiligten Institutionen auch hierzu nicht bereit.

Das Guggenheim verweist in seinem Brief auf bereits erreichte Fortschritte bezüglich des Arbeitsrechtes vor Ort. Man betrachte es angesichts dieser Entwicklungen momentan als sinnvoller, mit den örtlichen Behörden zusammenzuarbeiten, um die Situation weiter zu verbessern. Das British Museum, das Partner des Zayed National Museum in Abu Dhabi ist, beruft sich ebenfalls auf Verbesserungen im Arbeitsrecht und betont zudem, dass die Vereinigten Arabischen Emirate in der letzten Zeit begrüßenswerte Reformen bezüglich Arbeitsrecht und -politik durchgeführt hätte.