"Anschlag auf das kulturelle Erbe"

Heiligenfigur in Spanien durch "Restaurierung" verschandelt

Foto: ArtUs Restauración Patrimonio
Foto: ArtUs Restauración Patrimonio
St Georg vor und nach der Restaurierung

Im spanischen Städtchen Estella wollte ein Mann eine 500 Jahre alte Holzstatue des heiligen Georg restaurieren. Die comichafte Erscheinung der Figur sorgt nun für Empörung und Spott

Nach der Restaurierung hatte die polychrome Ritterfigur, die gegen einen Drachen kämpft, ein rosafarbenes Gesicht und eine in einem kräftigen Grau und Rot gefasste Rüstung. Vermutlich hat ein örtlicher Kunsthandwerkslehrer die "Restaurierung" im Auftrag der Kirchengemeinde von St Michael vollzogen.

Der Bürgermeister des südwestlich von Pamplona gelegenen Ortes lässt seinem Zorn im britischen "Guardian" freien Lauf: "Der Stadtrat wurde ebenso wenig informiert wie die Regionalregierung von Navarra", sagt Koldo Leoz. "Sie haben Putz dafür genutzt und die falsche Farbe, und jetzt könnte es sein, dass die Originalfarbschichten verloren sind. Das ist ein Job für Experten, der sollte von Experten übernommen werden."

In den sozialen Netzwerken wird dieser St Georg nun mit einem Disney-Cartoon verglichen oder eine "Hommage an 'Tim und Struppi'" genannt. Auf Twitter nannte der Bürgermeister das Ergebnis eine "erbärmliche Arbeit" und verglich den Vorfall mit der misslungenen Restaurierung des Freskos "Ecce Homo" durch eine Rentnerin 2012 im etwa 120 Kilometer entfernten Borja. Der Fall hatte weltweit Aufsehen erregt, da die Seniorin das 1930 entstandene Jesusbild in eine affenähnliche Figur verwandelt hatte.

In Monopol 11/2017 nahm der deutsche Documenta-Künstler Daniel Knorr die  Rentnerin in der Rubrik "Alte Meister, von neuen geliebt" in Schutz: "Ihre Handlung entstand aus einer Liebe heraus, aus ihrem Glauben und ihrer Verbundenheit mit der Kirche. Sie hat bewiesen, dass man eine neue Geschichte erzählen kann und auch dass Religionen veränderbar ist und weitergehen muss. Man sollte keine Angst vor dem Neuen haben."

In Borja kamen innerhalb eines Jahres etwa 57.000 Menschen, um die misslungene Restaurierung zu besichtigen. Von den Einnahmen finanzierte die Kirche die erneute, diesmal fachgerechte Restaurierung. "Das Bild und die Übermalung materialisieren einen Moment unserer Zeit", so Knorr. "Es geht um die Nähe und den partizipatorischen Aspekt zeitgenösssischer Kunst. Jeder kann und soll mitmachen."

Wegen des Alters der Statue liegt in Estella der Fall allerdings etwas anders. Der spanische Restauratorenverband sieht "unfähiges" Personal an der Arbeit und spricht von einem "Anschlag auf das kulturelle Erbe".