Kassel

Heinz Bude wird Gründungsdirektor des Documenta-Instituts

Heinz Bude 2018 auf der Leipziger Buchmesse
Foto: Heike Huslage-Koch / Creative Commons

Heinz Bude 2018 auf der Leipziger Buchmesse

Der Soziologe Heinz Bude soll erster Leiter des geplanten Documenta-Instituts in Kassel werden. Dort soll er die Rahmenbedingungen für zukünftige Forschung schaffen  

Das gab die Documenta am heutigen Dienstag bekannt. Am Mittwoch, 12. August, soll Heinz Bude offiziell als Gründungsdirektor des Documenta-Instituts in Kassel vorgestellt werden. Berufen wurde der 1954 in Wuppertal geborene Soziologe von Vertretern des Landes Hessen, der Stadt und der Kunsthochschule Kassel sowie der Documenta und Museum Fridericianum gGmbH. Bude unterrichtet seit 2000 Makrosoziologie an der Universität Kassel.     

"Bude steht für eine zeitdiagnostisch aufgeschlossene Wissenschaft und ist mit Beiträgen zu den Problematiken sozialer Spaltung, regionaler Verödung und weltgesellschaftlicher Verwerfung hervorgetreten", heißt es in einer Mitteilung der Documenta. Der Geisteswissenschaftler wurde unter anderem mit seinen Büchern "Die ironische Nation. Soziologie als Zeitdiagnose", "Bildungspanik. Was unsere Gesellschaft spaltet" und "Gesellschaft der Angst" bekannt. Zuletzt erschien 2019 "Solidarität. Die Zukunft einer großen Idee". Zu Budes ersten Aufgaben gehört laut der Documenta, die Programmatik des Instituts zu konkretisieren und die internen und externen Organisationsstrukturen aufzubauen.

Das Documenta-Institut, über dessen Standort in Kassel noch gestritten wird, soll ein unabhängiges Forschungsinstitut werden. Zunächst wird es jedoch unter dem Dach der Documenta gegründet, erst mittelfristig soll es als eigenständige Einrichtung fortgeführt werden. 24 Millionen Euro stehen für ein Institutsgebäude in Kassel zur Verfügung. Einen Termin für den Baustart gibt es noch nicht. Eine Grundlage für seine Arbeit hat das Documenta-Institut jedoch bereits: Ausgangspunkt sind die Bestände des Documenta-Archivs. "Das Documenta-Archiv beherbergt ein einzigartiges Aktenarchiv mit dem Schriftgut der vergangenen Documenta-Ausstellungen, eine hochkarätige Spezialbibliothek sowie umfangreiche Presse-, Bild- und audiovisuelle Mediensammlungen", sagte Documenta-Generaldirektorin Sabine Schormann im vergangenen Herbst. Auch das Documenta-Archiv bekommt mit der Kunsthistorikerin Birgitta Coers ab Oktober eine neue Leitung. 

Laut der Documenta sollen am neuen Institut auch die Verstrickungen der frühen Weltkunstschau mit der NS-Zeit untersucht werden. Die erste Ausstellung fand 1955 unter der Leitung von Arnold Bode im noch kriegszerstörten Kassel statt. 2019 war bekannt geworden, dass mehrere Gründungsväter, darunter Bodes Co-Kurator Werner Haftmann, Mitglieder der NSDAP waren. Heinz Bude hat sich in seiner Forschung auch immer wieder mit den Nachwirkungen der NS-Diktatur in der BRD beschäftigt.

Am bisher bekannten Konzept des Kasseler Instituts gab es jedoch auch Kritik. So wurden Bedenken geäußert, dass die Internationalität der Documenta nicht genügend abgebildet und die Disziplin der Kunstwissenschaft zu wenig einbezogen werden könnte.