"Vorzeichen des Grauens"

Israel zeigt jüdischen Neujahrsgruß von Gandhi von 1939

Am 1. September 1939 wünschte Mahatma Gandhi zum jüdischen Neujahr einem zionistischen Freund in einem Brief "eine Ära des Friedens für Dein geplagtes Volk". Am selben Tag griffen die Nationalsozialisten Polen an, der Zweite Weltkrieg begann. Jetzt ist Neujahrsgruß zum ersten Mal ausgestellt

Israels Nationalbibliothek zeigt erstmals online einen Brief zum jüdischen Neujahr von Mahatma Gandhi vom 1. September 1939. Der Brief sei zwar bereits 1950 vom Vorsitzenden der Zionistischen Gesellschaft in Bombay, Avraham E. Shohet, an die Nationalbibliothek übergeben worden, teilte ein Sprecher am Mittwoch mit. Allerdings sei das Schreiben mit Umschlag bisher nicht vollständig katalogisiert gewesen.

Juden feiern Neujahr an Rosch Haschana und damit an den ersten beiden Tagen des jüdischen Kalendermonats Tischri - 2019 ist dies am 30. September und 1. Oktober der Fall. "Lieber Shohet, Du hast meine guten Wünsche für Dein neues Jahr. Wie ich wünsche, dass das neue Jahr eine Ära des Friedens für Dein geplagtes Volk bedeuten möge", schrieb Gandhi.

Gandhi, dessen Geburtstag sich am 2. Oktober zum 150. Mal jährt, ist weltweit eine Ikone des friedlichen Widerstands. Er wird auch in seiner Heimat Indien als Vater der Nation verehrt - sein Bildnis ziert dort alle Geldscheine.

"Der Zeitpunkt des Grußes spiegelt das Ausmaß wider, zu dem die Verfolgung der Juden durch die Nazis die Weltbürgerschaft damals beunruhigte", hieß es in einer Mitteilung der Bibliothek."Im Nachhinein stellt er auch ein frostiges Vorzeichen für die künftigen Gräuel dar."

Nach Angaben der Bibliothek hatte Shohet Gandhi im März 1939 vier Tage lang interviewt. Allerdings sei Gandhi nie ein aktiver Verteidiger des Judentums in Europa geworden. Er habe an seinem Glauben festgehalten, dass "Gewaltlosigkeit und Passivität alle Probleme lösen könnten".