München

Jahrtausendealte Holzskulpturen kehren nach Mexiko zurück

Foto: dpa
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Ein olmekisches Fundstück in der Archäologischen Staatssammlung in München

Für Archäologen ist es eine Sensation: Mehr als 3000 Jahre haben die Holzskulpturen in einem Sumpf in Mexiko überdauert. Ende der 80er-Jahre wurden sie entdeckt, doch ins Museum kommen sie erst jetzt. Denn die wertvollen Stücke waren jahrelang in München - illegal

Ende der 1980er Jahre entdeckten Bauern in einem Sumpf im mexikanischen Bundesstaat Veracruz mehrere Holzgegenstände. Ein Fund mit einer jahrtausendealten Geschichte, wie sich bald herausstellte. Das Moor wurde zur archäologischen Stätte El Manatí. Doch einige der uralten Objekte aus der Kultur der Olmeken wurden geklaut und auf dunklen Wegen illegal außer Landes gebracht, darunter auch zwei Holzbüsten, die im besonderen Klima der Sümpfe mehr als 3000 Jahre überdauert hatten. 2008 wurden die Skulpturen in der umfangreichen Sammlung eines Münchner Kunsthändlers entdeckt und mit rund 1000 weiteren Objekten beschlagnahmt. Doch bis zur Rückkehr nach Mexiko sollten noch 10 Jahre vergehen. Am Dienstag wurden die beiden Holzbüsten in München einer mexikanischen Delegation überreicht.

Zahlreiche diplomatische und juristische Verfahren hatten sich so lange hingezogen. Erst 2015 gab das Landgericht München I den Mexikanern recht und verpflichtete den Sammler, die Schätze herauszugeben. Der mexikanische Botschafter Rogelio Granguillhome bedankte sich für die Rückgabe. Doch mit zwei Holzbüsten will sich sein Land nicht zufriedengeben, waren in der Sammlung des illustren Münchner Händlers noch gut 600 weitere Stücke aus Mexiko, die alle an den Sammler zurückgingen. Nur bei den beiden Funden aus El Manatí sei es gelungen, ihre Herkunft lückenlos nachzuweisen, hieß es.

Granguillhome hofft deshalb, dass das Urteil ein Präzedenzfall wird - damit man auch weiterhin wertvolles Kulturgut zurückerhalten könne. Auch Maria Villarreal vom Nationalen Institut für Anthropologie und Geschichte erklärte, Mexiko werde weiter daran arbeiten, alle Objekte zurückzuführen.

Experten schätzen, dass die hölzernen Büsten mehr als 3000 Jahre alt sind. In der Archäologischen Staatssammlung München waren die beiden Fundstücke vorsichtig restauriert worden. Für die Archäologen sind die Büsten aus dem Holz des Kopakbaumes und der Goldpflaume eine Sensation, da so alte Holzobjekte sehr selten sind. Normalerweise verrotten sie. Die Büsten hätten jedoch in einem Sumpfgebiet gelegen, sagte der Archäologe Harald Schulze. Unter diesen besonderen klimatischen Bedingungen hätten sie sich gut erhalten. Die Olmeken zählen zu den sehr frühen präkolumbischen Kulturen und werden zeitlich zwischen 1500 und 400 vor Christus datiert.

Der Münchner Kunsthändler stand immer wieder im Fokus der Behörden. Als ihn das Landgericht 2015 zur Herausgabe der Skulpturen verurteilte, legte er zunächst Berufung ein, zog diese aber im Sommer 2017 zurück. Offen ist auch noch ein Strafverfahren. Das Amtsgericht hatte den Mann im Oktober 2015 wegen Betruges zu 15 Monaten auf Bewährung verurteilt. Der Grund: Der Verkauf einer gefälschten olmekischen Steinskulptur, obwohl er wusste, dass es sich um eine neuzeitliche Nachahmung handelte. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, der Sammler legte Berufung ein.