George Condo in Frankfurt

Jede Jeck ist anders

Alle seine Wegbegleiter waren Stilikonen, viele seiner Arbeiten erinnern an alte Meister, sie alle haben ihn beeinflusst, nur sieht keines seiner Werke aus wie sie. George Condos Retrospektive „Mental States“ kommt nach den Stationen New York, Rotterdam und London nach Deutschland. Und mit ihr eine verzerrte, zerfleischte, verwurschtelte Zitatlandschaft, die für jeden Hobbykunsthistoriker zum Fasching wird.

Rembrandt? Nein. Picasso? Nein. Frans Hals? Nein. Albrecht Dürer? Francis Bacon? Willem de Kooning? „Was Warhol mit amerikanischen Kon­sumartikeln machte“, erklärte Condo, geboren 1957 in New Hampshire, Monopol vor einigen Jahren, „wollte ich auf den Umgang mit den alten Meistern übertragen.“

Vor allem Deutschland, berichtet die Schirn, liege ihm am Herzen. Nach einem Konzert mit Jean-Michel Basquiat 1979 und dem Jobben in Andy Warhols Factory reiste Condo 1981 nach Köln und freundete sich mit Albert Oehlen und Martin Kippenberger an, Monika Sprüth stellte ihn 1983 zum ersten Mal in Deutschland aus. „Neosurrealistische Gemälde“ zeigte er damals, von deren Art einige auch in Frankfurt zu sehen sind.

Sie präsentiert Condo neben Skulpturen in fünf Kapiteln: „Portraits“, „Manic Society“, „Pathos“, „Abstraction/Figuration“ und „Heads“ – auf traditionelle Art: Wie schon in den anderen Museen durfte eine große Wand auch in der Schirn nicht fehlen. 40 Bilder sollen darauf passen und dicht an dicht hängen, so wie in der Eremitage in Sankt Petersburg. Eine Ausnahme gibt es aber doch: Neben Fratzen mit Mausohren, Fürsten in Clownkostümen und Königinnen mit Karottenohren aus den vergangenen 30 Jahren zeigt Condo auch neuere Werke. „Happy Banker“ (2010) zum Beispiel, mit dem er frühere Arbeiten zu dem ehemaligen amerikanischen Finanzminister Henry Paulson oder den Lehman Brothers fortsetzt.

„Sie sind Metaphern der Wirtschaft“, sagte Condo 2009. „Ich glaube, dass jedes Kunstwerk Kind seiner Zeit sein muss, nur so kann es sie auch überdauern. Ich hoffe, dass dieser Irrsinn bald zu Ende geht. Und ich hoffe, dass meine Bilder weiterleben.“ Der Irrsinn der Finanzwelt hat zwar leider noch nicht aufgehört. Aber Condos Bilder, das beweist nicht zuletzt die Wanderausstellung, leben weiter.

Schirn Kunsthalle, Frankfurt, 22. Februar bis 28. Mai 2012; Eröffnung: 21. Februar um 19 Uhr