Ermittlungen dauern an

Juwelendiebstahl in Dresden: Polizei setzt 500.000 Euro Belohnung aus

Der Juwelendiebstahl im Dresdner Grünen Gewölbe hat für Polizei und Justiz höchste Priorität. Nun soll eine hohe Belohnung helfen, die Täter oder die kostbare Beute zu finden. Experten sind hinsichtlich der Schmuckstücke in Sorge - und hoffen noch

Nach dem Juwelendiebstahl von Dresden hat die Polizei eine halbe Million Euro Belohnung ausgesetzt und die Ermittlungen forciert. Die Sonderkommission "Epaulette" wurde am Donnerstag um 20 Beamte aufgestockt. Die Abteilung Organisierte Kriminalität der Dresdner Staatsanwaltschaft übernahm den Fall. Die Belohnung wurde für Hinweise ausgesetzt, die zur Aufklärung der Tat, zur Ermittlung oder der Ergreifung der Täter sowie zum Auffinden der Beute führen. "Wir werden nichts unversucht lassen, diesen Fall zu lösen", erklärten der Landespolizeipräsident Horst Kretzschmar und der Oberstaatsanwalt Klaus Rövekamp.

Sie sprachen von "einem wichtigen Schritt", um Sachsens Bürgern und den Besuchern des Grünen Gewölbes die gestohlenen Stücke des Staatsschatzes zurückzubringen und die Täter zu fassen. Die kriminaltechnischen Untersuchungen im historischen Teil des Museums stünden vor dem Abschluss. "Es ist geplant, die Räume im Laufe des Freitagvormittags freizugeben", sagte ein Polizeisprecher. Danach sind den Staatlichen Kunstsammlungen (SKD) zufolge Reparaturen nötig. Wann die Schatzkammer wieder für Besucher öffnet, ist noch unklar.

In dem spektakulären Kriminalfall fehlt nach wie vor eine heiße Spur. Die Soko geht inzwischen 342 Tipps aus der Bevölkerung nach, darunter in 49 Fällen von Bildern und Videos. "Der entscheidende Hinweis liegt nicht auf dem Tisch." Angesichts von vier geflüchteten Tätern vermuten die Ermittler eine Bande im Hintergrund, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte. Sie sind weiter flüchtig. Zwei von ihnen hatten am Montagmorgen elf komplette sowie etwa ein Dutzend Teile kostbarer Schmuckstücke mit Diamanten und Brillanten aus dem Juwelenzimmer des Historischen Grünen Gewölbes gestohlen.

"Diamanten haben schon immer als Zahlungsmittel gegolten."

Die mit einer Axt stark beschädigte Vitrine, in der sich Brillant- und Diamantgarnituren sowie der Brillantschmuck der Königinnen befanden, wurde inzwischen von Mitarbeitern des Museums ausgeräumt. Die verbliebenen Exponate wurden geborgen. Nun müssen die Schäden beseitigt werden, was mindestens bis Dienstagabend dauern wird, wie ein Sprecher der Sammlungen mitteilte. Über die Wiedereröffnung werde erst in der kommenden Woche entschieden.

Die Chance, dass die gestohlenen Schmuckstücke unversehrt auf dem Kunstmarkt auftauchen und das Museum sie so zurückbekommt, sind nach Einschätzung des Kunstmarktdetektivs Willi Korte eher gering. "Meine große Befürchtung ist, dass die Steine herausgebrochen und individuell verkauft werden", sagte Korte der Deutschen Presse-Agentur. "Diamanten haben schon immer als Zahlungsmittel gegolten." Sie würden in der Halb-Unterwelt Südamerikas, Osteuropas oder Asiens weitergereicht.

Anders als die Museumsleute hält Korte die Dresdner Beute aber für verkäuflich. "Selbst wenn sie nur einen Bruchteil ihres realen Marktwerts erbringen von zehn bis 20 Prozent, rentiert sich das gemessen am Aufwand immer noch", sagte er. "Von der Investition her hielt sich das in Grenzen." Der Einbruch sei trotz einer gewissen Brutalität das Werk von Profis. Es habe in den vergangenen Jahren vermehrt Fälle gegeben mit Bezügen zu Banden aus Osteuropa, die teils gewerbsmäßig solche Einbrüche organisieren.

Materialwissenschaftler sehen eine Chance gestohlenen Juwelen zu identifizieren

Für die Diebe im Grünen Gewölbe war es zu leicht, sagte Korte mit Verweis auf Gitter, die durchgesägt werden können, Fenster, die sich öffnen lassen, Videoaufzeichnungen ohne Beleuchtung und Wachpersonal, das trotz Bewaffnung nicht sofort eingreift. Er befürchtet, dass es Pläne für den Absatz der Beute gab. "Juwelen lassen sich gut zu Geld machen, auch Einkaräter haben ihren Marktpreis." Korte war im Zuge der Rückkehr des in den Wirren des Zweiten Weltkriegs verschwundenen Quedlinburger Domschatzes in den 1990er Jahren bekannt geworden.

Materialwissenschaftler sehen eine Chance, die aus dem Grünen Gewölbe gestohlenen Juwelen zu identifizieren, auch wenn sie nicht mehr so aussehen wie bisher. "Mit Diamanten haben wir zwar noch nicht gearbeitet, aber wir haben eine Technik, mit der wir Gold, Silber und andere Metalle analysieren", sagte Ernst Pernicka, einer der prominenten Forscher auf dem Gebiet der Archäometrie in Deutschland.

Bei der Untersuchung wird mit einem Laserstrahl schonend eine ganz geringe Menge Material abgetragen und in ein Massenspektrometer geleitet. Die Wissenschaftler haben unter anderem die Himmelsscheibe von Nebra analysiert und dem zunächst unbekannten Fundort zuordnen können. Sie identifizierten auch die Goldflitter auf der Kleidung der Tatverdächtigen mit der aus dem Bodemuseum gestohlenen Goldmünze. Die gestohlenen Dresdner Juwelen könnten, wenn sie auftauchen, mit dem Gold und den Edelsteinen verglichen werden, die noch da sind.