Kunst- und Documentaort

Kasseler Hugenottenhaus muss schließen

2012 machten Theaster Gates und Tino Sehgal eine historische Kasseler Ruine zum beliebten Documenta-Standort, danach bespielten lokale Künstler das Hugenottenhaus mit Kunst und Biergarten. Nun muss das Projekt einem Investorenplan weichen

Wer 2012 da war, hat den Ort nie wieder vergessen: Bei der Documenta 13 verwandelte der US-Künstler Theaster Gates das erhaben verfallene Hugenottenhaus in Kassel zu einem Wohn- und Performance-Nest, in dem bei jedem Besuch etwas Neues passierte. In den verwinkelten Räumen wurde gekocht, gesungen und vorgelesen, im Hinterhof führte Tino Sehgal seine Tanzstücke im Dunkeln auf und an der Fassade prangte eine Arbeit von Lawrence Weiner. 

Der Weiner-Schriftzug "Die Mitte von" ist immer noch da. Aber seit dem Abzug der Kunstmeute im September 2012 stand das ehemalige Bürgerwohnhaus und Hotel von 1826 wieder leer – wie schon über 30 Jahre vorher. Doch ab 2019 übernahmen Kasseler Künstlerinnen und Künstler das Gelände, das an einen Kasseler Unternehmer verkauft worden war, und organisierten dort Ausstellungen, Konzerte und Performances. Die Bar Perle, in deren Räumen sich Gemäldereste von Documenta-Gründer Arnold Bode fanden, und der Biergarten Kunstzone wurden zum beliebten Treffpunkt. 

Nun ist das Projekt jedoch zuende. Mitbetreiber Lutz Freyer bestätigte, dass es in der jetztigen Form und Besetzung im Hugenottenhaus nicht weitergehen wird. Im Garten wurden bereits Bäume gefällt, dort soll eine Tiefgarage für das angrenzende Hotel Hessenland (ebenfalls schon Documenta-Standort) entstehen, das erweitert und saniert werden soll. Die Pläne haben in Kassel für Kontroversen gesorgt und wurden als Zeichen der Verdrängung lokaler Kulturorte kritisiert. Der Unternehmer Udo Wendland, der das Areal entwickeln will, hat jedoch darauf hingewiesen, dass das Hugenottenhaus nach einer Sanierung weiter ein Ort für Kunst und Kultur sein soll. In welcher Form, ist jedoch noch offen.