Schöpferin der "Big Eyes"-Bilder

Künstlerin Margaret Keane stirbt mit 94 Jahren

Die Künstlerin Margaret Keane hatte ein filmreifes Leben - das Regisseur Tim Burton tatsächlich auf die Leinwand brachte. Nun ist die US-Amerikanerin, die durch Porträts mit riesigen Kulleraugen berühmt wurde, gestorben

Ihre Porträts mit gigantischen traurigen Augen waren in den 1960er-Jahren eine Kunstsensation. Doch zunächst wusste niemand, dass die Amerikanerin Margaret Keane die unwiderstehlichen Bilder malte. Ihr Mann Walter Keane, ein charmantes Vermarktungsgenie, gab ihre Werke als seine Kunst aus. Sie hielt aus Angst jahrelang still. Nun ist die Künstlerin nach Angaben ihrer Tochter in Napa, Kalifornien gestorben.

Keane stammte aus Nashville, Tennessee, und erlitt als Kind durch eine Operation einen Hörschaden. Wie sie selbst sagte, lernte sie so, die Gesichter und die Augen von Menschen zu lesen, um zu kommunizieren. Sie besuchte die Traphagen School Of Design in New York und begann mit der Porträtmalerei. Dabei bildete sich ihre Darstellungsweise von Menschen und Tieren mit riesigen traurigen Augen heraus, die sowohl andere Künstlerinnen und Künstler, sowie auch das Design von Spielzeug und die Comicbranche beeinflusste. Sie selbst nannte Amedeo Modigliani, Van Gogh, Henri Rousseau, Leonardo da Vinci, Gustav Klimt, Edgar Degas, Picasso, Sandro Botticelli und Paul Gauguin als künstlerische Vorbilder. Aber auch mit kitschigen Massenbildern hatte Keane keine Berührungsängste. 

1955 heiratete die Künstlerin den Immobilienunternehmer und Hobbymaler Walter Keane. Er begann, ihre Bilder zu verkaufen - gab sie jedoch als seine eigenen aus. Als sie den Betrug bemerkte, stellte sie die Dinge zunächst nicht richtig. Sie sei wie paralysiert gewesen, wie sie später sagte. "Wir verstrickten uns mehr und mehr da hinein, und ich wusste keinen Ausweg. Je berühmter meine Bilder wurden, umso mehr pries er sie an und warb um Käufer. Das Lügengerüst wurde immer größer, es war fürchterlich", erklärte sie 2015 in einem Interview. Erst 1970, nach der Scheidung von Walter, machte Margaret Keane ihre Urheberschaft der "Big Eye"-Bilder öffentlich, zu deren Fans auch Andy Warhol gehörte. 

US-Regisseur Tim Burton zeichnete über 40 Jahre später mit dem Film "Big Eyes" und seinen Hauptdarstellern Amy Adams und Christoph Waltz den Kunstskandal nach. Noch bis ins hohe Alter malte Margaret Keane weiter - endlich unter ihrem eigenen Namen. Sie wohnte in ihren letzten Lebensjahren bei ihrer Tochter in der Nähe von San Francisco. Sie sei froh darüber, dass durch den Film viele Menschen die Wahrheit erfahren hätten, sagte sie kurz vor dem Kinostart des Films 2015. Verstrickt euch nicht in Lügen, warnte die Künstlerin.