Ars Viva Preis 2019

Kulturkreis der deutschen Wirtschaft zeichnet drei Künstler aus

Der Kulturkreis der deutschen Wirtschaft ehrt Karimah Ashadu, Thibaut Henz und Cemile Sahin. Zum Ars Viva Preis gehören eine Ausstellungsreihe, eine Publikation und eine besondere Künstlerresidenz

Die Bevölkerung auf Fogo Island wächst wieder. Und demnächst wird die Insel vor der Küste Neufundlands noch drei weitere temporäre Bewohner haben, wenn die Ars-Viva-Preisträger einen Teil ihrer Förderung einlösen – neben einem Preisgeld, einer Ausstellungsreihe und einem Katalog steht ihnen auch die Künstlerresidenz auf der kanadischen Insel Fogo offen. Drei Künstler unter 35 Jahren wurden als Träger des Ars Viva Preises bekannt gegeben: Karimah Ashadu, Thibaut Henz und Cemile Sahin.

Es gebe nicht wenige Preise für junge Künstler, sagt Jurymitglied Nicolaus Schafhausen, aber dieser hier sei besonders. Ausgelobt vom Kulturkreis der deutschen Wirtschaft im BDI, versteht sich die Auszeichnung als rein mäzenatisch motiviert, es steht keine Unternehmenssammlung im Hintergrund. Die Einreichungen – rund 50 Mappen und Videos – kommen auf Empfehlung der Jury und von Kuratoren, die der Kulturkreis anfragt. Wichtig ist bei der Vergabe, dass richtungsweisendes künstlerisches Potenzial erkennbar ist. Was das heißen könnte, sieht man beim Blick auf die Preisträger-Liste: 1995 hießen sie beispielsweise Wolfgang Tillmans und Thomas Demand, im Jahr 2000 war es Natascha Sadr Haghighian, die in diesem Jahr im deutschen Pavillon in Venedig ausstellt.

"Mitunter ist die Beschäftigung mit den Einreichungen intensiver als bei der Aufnahme in die Hochschule", sagt Schafhausen. Und der Vorsitzende Ulrich Sauerwein bekräftigt: "Wir reden so lange, bis es Konsens gibt. Das hat gegenüber Abstimmungen, bei denen ausjuriert wird, den Vorteil, dass man nichts übersieht."

Karimah Ashadu, 1985 in London geboren, filmt mit teilweise selbstgebautem Equipment in Nigeria in Holzwerkstätten in der Lagune von Lagos. Die Jury beeindruckte, wie sie mit der Kamera die Bewegungen und das Verhalten der dort arbeitenden Männer untersucht. Warum, fragt Jurymitglied Willem de Rooij, sie ihre Dollys und Kräne zum Filmen selber baue? Sie arbeite gerne materialsparend, mit gefundenen Dingen. Man müsse dann auch nicht so aufpassen wie auf teure Ausrüstung.

Thibaut Henz fotografiert in seinem eigenen Umfeld, mit einem Blick für Details, der an Entfremdung grenzt. In Brüssel nahm er so eine Stadt im Ausnahmezustand auf, nachdem die Stadt von terroristischen Anschlägen erschüttert wurde. Diesen untergründigen Alarm hielt der 1988 im belgischen Liége geborene Künstler mit seinen Momentaufnahmen fest. Jedes Bild, das er mache, sagt der Künstler, wolle erst einmal in Ruhe gelassen werden. Erst allmählich baut sich die Beziehung dazu auf, und somit auch die Auswahl für seine Ausstellungen.

Cemile Sahin, 1990 in Wiesbaden geboren, veröffentlicht im Oktober ihren ersten Roman, "Taxi". Sie sehe das Schreiben und die Kunst aber nicht getrennt voneinander, sagt die Absolventin der UdK in Berlin. In ihren filmischen Arbeiten dekonstruiert sie Erzählstränge, angelehnt an die Kriminalgeschichten des Film noir.  Ihre Analyse von Sprache, sagt sie, sei immer grundiert von ihrer eigenen kurdischen Herkunft und des Verlusts von Sprache, auch wenn ihre Biografie nicht unmittelbar in ihren Erzählungen vorkommt.

Die drei Preisträger werden ab dem 12. Oktober in der Galerie für Zeitgenössische Kunst in Leipzig ausstellen, eine weitere Station ist der Kunstverein Hamburg.