Kunstmarktreports

Der Mittelstand erodiert

Monet Auktion
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Mitarbeiter des Auktionshauses Sotheby's hängen Claude Monets Gemälde "Le Palais Ducal" auf

Artnet und Artprice blicken in neuen Berichten zurück auf den Kunstmarkt 2018. Trotz einiger Differenzen sind sich beide Datendienstleister darin einig, dass weniger Kunstwerke zu durchschnittlich höheren Preisen verkauft wurden

Frühlingsanfang ist Hochsaison für Kunstmarktreports. Die Datendienstleister Artnet und Artprice gehen in ihren Analysen methodisch noch unsentimentaler vor als die Reports von Art Basel/UBS und Tefaf, indem sie sich ausschließlich auf die nackten Zahlen ihrer Auktionspreisarchive stützen.

Sie betrachten Kunst primär unter Investment-Gesichtspunkten. Die großen Entwicklungslinien sehen beide Berichte ähnlich, auch wenn sie das Gesamtvolumen des Marktes anders einschätzen. Artnet - eine in Deutschland börsennotierte AG, die von New York aus geführt wird - beziffert den Gesamtmarkt auf 19,3 Milliarden US-Dollar, während das in Frankreich gelistete Artprice auf lediglich 15,5 Milliarden US-Dollar kommt. Gründe für diese Diskrepanz sind nicht ersichtlich, zumal die Franzosen behaupten, fast doppelt so viele Auktionshäuser zu beobachten und für vergangenes Jahr 539.000 verkaufte Losen verzeichnen, fast doppelt so viele wie Artnet.

Einig sind sich beide in der Beurteilung, dass 2018 gekennzeichnet war durch leicht steigende Umsätze bei deutlicher Abnahme der  Anzahl der verkauften Objekte. Das heißt, es wurden weniger Kunstwerke zu durchschnittlich höheren Preisen verkauft. Allerdings steigen die Preise nicht auf breiter Front. Das Hochpreissegment legte überproportional zu. Artnet empfiehlt Sammlern den Verkauf von Werken in der Preisregion zwischen 100.000 und einer Million US-Dollar. Damit bestätigt sich im Sekundärmarkt der Auktionen ein Trend, der im primären Sektor der Galerien schon länger zu beobachten ist: Der Mittelstand erodiert, während die Hochpreisware immer weiter zulegt.

Artprice wendet den Blick bereits seit einiger Zeit verstärkt nach China und hat auch in seinem Bericht für das Jahr 2018 hier einen Schwerpunkt. Obwohl das Reich der Mitte nur noch rund 30 Prozent des weltweiten Auktionsumsatzes verantwortet, haben laut Artprice sechs der zehn größten Auktionshäuser hier ihren Sitz. Allerdings kontrollieren allein Christie's und Sotheby's knapp zwei Drittel des Weltmarkts.

Vergnüglicher aufbereitet ist der „Artnet Intelligence Report“, der sich unter anderem dem Phänomen KAWS widmet, der sich jenseits der Institutionen oder des etablierten Galerie-Zusammenhangs als Pop-Künstler und Designer betätigt und damit selbst auf Auktionen aktuell einen phänomenalen Erfolg hat – besonders in Asien.

„The Art Market“ in 2018 von Artprice ist zahlenlastiger und gewährt unter anderem die Einsicht, dass auch unter langfristigen Gesichtspunkten Kunst zwar ein gutes, aber nicht unbedingt exzellentes Investment darstellt. Aus einer Tabelle mit den zehn relativ höchsten 2018 erzielten Gewinnen über Zeiträume von zum Teil über 30 Jahren geht hervor, dass die Renditen noch unter denen von Aktien großer Tech-Konzerne wie Apple und Amazon liegen. Und die konnten alle kaufen, die Kunstwerke jeweils nur eine Person.