Auktionator Ketterer über "Salvator Mundi"-Rekord

Leonardos Gemälde "wie Trophäe" für den Käufer

 Foto: Kettererkunst/dpa
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Robert Ketterer, Chef des gleichnamigen Auktionshauses in München

Noch nie wurde ein Kunstwerk für so viel Geld versteigert: Das Gemälde "Salvator Mundi" von Leonardo da Vinci wechselte für 450 Millionen Dollar den Besitzer. Einschätzungen von Robert Ketterer, Chef des gleichnamigen Münchner Auktionshaus

Mit großer Spannung haben Kunstexperten weltweit am Mittwoch die Auktion in New York erwartet - und am Ende stand ein Rekord: Für 450 Millionen Dollar hat ein anonymer Bieter am Telefon das Gemälde "Salvator Mundi" von Leonardo da Vinci ersteigert. Nach Angaben des New Yorker Auktionshaus Christie's wurde noch nie so viel Geld für ein Kunstwerk bei einer Auktion bezahlt. Die Deutsche Presse-Agentur sprach über die aufsehenerregende Versteigerung mit dem Münchner Auktionator Robert Ketterer.

Herr Ketterer, ist ein solch hoher Preis für ein Gemälde übertrieben?
Nein, ist er nicht. Es ist ja ein äußerst rares Bild, das in dieser Form nie mehr so auf den Markt kommen kann und kommen wird. So eine Chance gibt es nur einmal, und die hat jemand genutzt.

Warum gibt ein Bieter 450 Millionen Dollar für das Bild aus?
Das liegt sicherlich an der Einzigartigkeit und der Seltenheit des Gemäldes. Es ist so besonders, weil Leonardo da Vinci einer der bedeutendsten Künstler ist, der jemals gelebt hat. Außerdem ist ein Werk dieses Künstlers, von dem es wohl nur 20 Objekte gibt, extrem selten. Es gibt kein weiteres Werk von ihm in Privatbesitz, das eventuell zum Verkauf stünde. Dazu kommt, dass es auch als Investment spannend ist. Es würde mich nicht wundern, wenn genau dieses Bild in zehn Jahren noch einmal auf den Markt kommt - dann aber deutlich über eine Milliarde bringt.

Der Bieter ist bislang unbekannt. Wohin geht das Bild jetzt?
Ich kann mir vorstellen, dass der Käufer es wie eine Trophäe ansieht. Entweder ist das ein Geschäftsmann, der es ausstellt und Eintritt verlangt, denn als Einnahmequelle ist das Bild sicherlich auch gut geeignet. Unter anderem will man natürlich zeigen, was man sich leisten kann. Genauso gut ist aber auch möglich, dass es sich jemand in sein Wohnzimmer hängt. Dort sieht es dann natürlich nur der Bewohner. Aber ich denke schon, dass die Chance bei mehr als 50 zu 50 steht, dass das Gemälde in einem Museum oder einer Ausstellung zu sehen sein wird.

Im Vorfeld gab es die Diskussion, ob das Bild überhaupt von Leonardo ist. Glauben Sie, dass es auch eine Fälschung oder von einem seiner Schüler sein könnte?
Egal, ob es vom Meister selbst oder von seinem Schüler ist, die Qualität bleibt hervorragend. Daran ändert sich nichts. Für einen seriösen Händler ist es aber wichtig, dass man auch das verkauft, was es ist. Ich gehe aber davon aus, dass das Auktionshaus genau geprüft hat, von wem das Bild stammt - sonst hätte man es auch nicht als Leonardo da Vinci versteigert.