Medienschau

"KI ist für mich ein Albtraum"

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Nicolas Cage fürchtet sich vor "unmenschlicher" künstlicher Intelligenz, Louise Bourgeois' Assistent sieht sich Vergewaltigungsvorwürfen ausgesetzt, und Siri Hustvedt und Paul Auster leben im "Krebsland": Das ist unsere Presseschau am Donnerstag


Gerichtsprozess

Jerry Gorovoy, Kurator und langjähriger Assistent von Louise Bourgeois, muss sich vor einem New Yorker Gericht verantworten: Der heute 69-Jährige wird von einem ehemaligen Archivar der berühmten Künstlerin der mehrfachen Vergewaltigung beschuldigt, berichtet "Daily Beast". Der jüngere Blair David Hines soll laut Klageschrift von Gorovoy bedroht und gefügig gemacht worden sein. "Von kurz nach dem 11. September 2001 bis zum Dezember desselben Jahres vergewaltigte Gorovoy Hines 'wiederholt' in seiner Wohnung, heißt es in der Klage. 'Es gab nie eine Diskussion, ein Vorspiel oder romantische Berührungen jeglicher Art', heißt es weiter. Hines habe sich 'während der Vergewaltigungen distanziert, um dem Trauma zu entkommen', und er habe 'das Gefühl gehabt, aus der Welt getilgt worden zu sein'."


Künstliche Intelligenz

Oscar-Preisträger Nicolas Cage ("Leaving Las Vegas") lehnt die Nutzung von künstlicher Intelligenz (KI) in Filmen ab. "KI ist für mich ein Albtraum", sagte der 59-Jährige der Plattform "Yahoo Entertainment". "Sie ist unmenschlich. Du kannst nicht unmenschlicher sein als Künstliche Intelligenz." Der Hollywoodstar schilderte auch seine Verwirrung über seinen kurzen Auftritt als Superman in dem im Juni erschienen Superhelden-Film "The Flash" - er habe am Set eine vollkommen andere Szene aufgenommen: Was er eigentlich habe tun sollen, "war buchstäblich in einer alternativen Dimension zu stehen, wenn man so will, und die Zerstörung des Universums mitzuerleben", erklärte Cage. Etwa drei Stunden lang habe er daher vor der Kamera versucht, Emotionen mit seinen Augen zu vermitteln. Doch dann das: "Als ich den Film sah, kämpfte ich gegen eine riesige Spinne. Das habe ich nicht getan. Das war nicht das, was ich getan habe." Er halte diese Szene zwar für eine Computeranimation und nicht für das Werk von KI, betonte Cage. "Ich denke nur, dass sie etwas damit gemacht haben, etwas außerhalb meiner Kontrolle."


Ganz anders beurteilt die Kunsthistorikerin und Geschäftsstellen-Leiterin des Fördervereins der Berlinischen Galerie Carolin Wagner die Möglichkeiten von KI im "Tagesspiegel". Im Museum könne die Technologie dafür genutzt werden, Ausstellungen barrierefreier zu machen - beispielsweise durch Chatbot-Dialoge zu einzelnen Kunstwerken oder automatischen Übersetzungen von Wand- und Begleittexten.  Allerdings bringen diese neuen Möglichkeiten auch Herausforderungen mit sich. So schreibt Wagner: "Ist KI also das Wundermittel für Inklusion mit Antworten auf alle unterschiedlichen Fragen und Bedürfnisse von Museumsbesuchern und kulturinteressierten Menschen? Vermittlungsabteilungen werden lernen müssen, mit Künstlicher Intelligenz umzugehen, sie zu trainieren und mit ihr zu arbeiten. Vielleicht bedeutet es auch ein Stück Kontrollverlust zu ertragen zugunsten von mehr Inklusion – welches Museumsteam könnte die haargenaue Übersetzung von Ausstellungstexten in 7139 Sprachen nachkontrollieren?"


Ausstellung

Beim Begriff der Renaissance denken die meisten an italienische Malerei-Klassiker, in Deutschland hatte die Epoche jedoch eine ganz andere Ausprägung. Mit der Ausstellung "Renaissance im Norden" beschäftigt sich gerade das Frankfurter Städel und stellt Albrecht Dürer, die Malerfamilie Holbein und den unterschätzten Hans Burgkmair ins Zentrum. Stefan Trinks würdigt in der "FAZ" die Verschiebung des Blicks von der bekannten Kunstmetropole Nürnberg nach Augsburg. "Die nordalpine Renaissance greift mit Holbein auf England über; sie nur in Dürers Nürnberg zu verorten ist als Blickfeldverengung nach dieser Sensationsschau nicht mehr möglich."


Buch 

Die Autorin und Kunstkritikerin Siri Hustvedt und der Schriftsteller Paul Auster gehören zu den bekanntesten Intellektuellen-Paaren der Gegenwart. Im vergangenen Jahr machte Hustvedt öffentlich, dass ihr Mann an Krebs erkrankt ist und die Familie seither im cancerland lebe. Nun hat Auster einen Roman geschrieben, in dem ein unzertrennlich scheinendes Paar vom Tod auseinanderissen wird. Neben seiner (wohlwollenden) Rezension des Buches erinnert Volker Weidermann in der "Zeit" auch daran, wie sich Hustvedt zu Beginn ihrer Karriere ihre Unabhängigkeit als Schriftstellerin erkämpfen musste. "Als sie mit ihrem ersten Roman Die unsichtbare Frau 1993 in Deutschland auf Lesereise ging, begegnete sie immer wieder Journalisten, die ihr ins Gesicht sagten: 'Ich glaube, Ihr Mann hat es geschrieben.' Oder: 'Jeder weiß, dass Sie Psychoanalyse von Paul Auster gelernt haben.' Das zieht sich durch ihr ganzes Leben. Noch im Jahr 2017 wurde Siri Hustvedt in Chile von einem Journalisten gefragt: 'Die Kenntnisse in Neurowissenschaft haben Sie von Ihrem Ehemann?' Hustvedt kontert in ihrer Erinnerung kühl: 'Mr. Auster hat noch nie im Leben einen neurowissenschaftlichen Artikel gelesen'." 


Personalie

Als erste indigene Einzelkünstlerin bespielt Glicéria Tupinambá 2024 den brasilianischen Pavillon auf der Kunst-Biennale in Venedig. Dazu soll das Gabäude in den Giardini in "Hãhãwpuá Pavilion" umbenannt werden, einer von vielen vorkolonialen Namen für das heutige Brasilien. Alex Greenberger schreibt dazu bei "Artnews": "In Brasilien ist Glicéria sowohl als Künstlerin als auch als Aktivistin bekannt. Im Jahr 2010 wurde sie zusammen mit ihrem Baby für zwei Monate inhaftiert, nachdem sie sich über Fälle von Polizeibrutalität geäußert hatte. Sie setzt sich für den Erhalt der Tupinambá-Kultur ein und kämpft auch mit ihren Filmen. Ein Werk, das derzeit im Museu de Arte de São Paulo zu sehen ist, befasst sich mit der Herstellung von Umhängen, die für die Tupinambá-Kultur von Bedeutung sind." So langsam gehört Deutschland zu den letzten Nationen, die noch keinen Namen für ihren Pavillon im kommenden Jahr bekannt gegeben haben.