Medienschau

"Die Kunstwerke wirken wie Fabrik-Arbeiten"

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Zuversicht beim Fotoinstitut, Zweifel an digitaler Kunst und Zerfall bei Miró: Dies ist unsere Presseschau am Dienstag

Debatte

Nach einigem Hin und Her um Konzeption und Standort hat Kulturstaatsministerin Claudia Roth am Montag in Düsseldorf die Gründungskommission für das Deutsche Fotoinstitut vorgestellt. "Das Gerangel ist vorbei", atmet Alexander Menden in der "SZ" auf. Roth habe von ihrer Amtsvorgängerin Monika Grütters "eine einigermaßen toxische Gemengelage geerbt", jetzt müsse es endlich vorangehen. "Zunächst einmal müssen nun Bund, Land, Stadt und die frisch berufenen Kommissionsmitglieder selbst die genaue Funktion des Gründungsgremiums umreißen. Diese wird letztlich eher beratend sein." Freddy Langer wünscht sich in der "FAZ" eher eine "Koordinationszentrale" als ein Archiv. Dort könnten "nationale Richtlinien im Umgang mit Fotografien und Nachlässen entwickelt werden, die einen Austausch von Wissen und Material ermöglichen. Und man könnte von dort aus Hilfestellung geben, etwa wie finanzielle Mittel zu erhalten sind."

Kunstgeschichte

Warum Joan Mirós Gelbtöne ihre Leuchtkraft verloren haben, erklärt die "New York Times": Ein Forschungsteam hat festgestellt, dass die Farbe eines bestimmten Herstellers, die der spanische Künstler gerne benutzte, eine atomare Struktur aufwies, die leicht zersetzbar ist. "Im Jahr 2020 begann die mallorquinische Restauratorin Mar Gómez Lobón, die Farben zu untersuchen, die Miró verwendet hatte, nachdem er sich in den 1950er-Jahren auf der Insel niedergelassen hatte. Ein Kunstkonservator der Stiftung Pilar und Joan Miro auf Mallorca hatte sie darauf hingewiesen, dass mehr als 25 Werke aus der Sammlung der Stiftung, die in den 1970er Jahren gemalt wurden, Spuren von abgebauter gelber Farbe aufwiesen."

Architektur

"Entwürfe eines jungen Architekten für die Klima-Apokalypse", so ist ein Porträt im "New Yorker" des in Dänemark lebenden Schweden Pavels Hedström überschrieben: Seine Arbeit sei "zugleich verstörend und verlockend", findet Autor Sam Knight. "Er nennt seinen Prozess 'spielerisches Arbeiten mit wirklich gruseligem Zeug'. Er beschwört die Action-Figuren seiner Kindheit herauf - unwahrscheinliche Maschinen - und wirft sie in eine Zukunft mit ökologischen und sozialen Problemen. 'Es geht darum, unseren Verstand umzuprogrammieren, wie wir uns mit der Natur verbinden', sagt er. 'Ich denke, das ist es, was ich erreichen möchte." Hedström sieht die meiste Architektur als 'eine Membran, die uns schützen und vom Rest der Natur trennen soll'."

Ausstellung

Birgit Rieger zieht im "Tagesspiegel" eine positive Bilanz der Berlin Art Week: "Die Stadt hat sich dabei wieder als Hauptattraktion bewiesen, mit ihren tollen Gebäuden und Locations, die immer wieder neu faszinieren, auch wenn man sie schon kennt." Die Autorin vermisst aber die Unterstützung von Off-Spaces: "Damit die freie Szene mehr partizipert, könnten Kooperationsprojekte zwischen dieser und den Institutionen noch mehr gefördert werden. Oder man überlegt sich eine neue Präsentationsidee für die Projekträume."

Irmgard Berner schreibt in der "Berliner Zeitung" über Klara Lidéns Ausstellung, die zur Berlin Art Week in der Galerie Neu eröffnet hat. "Klara Lidéns Arbeit ist subtraktiv. Sie nimmt Dinge wie Mülleimer oder Werbetafeln aus der urbanen Umgebung heraus und entfernt Schicht um Schicht ihr Äußeres, wodurch das Innere, das Gerippe der von ihren Aufmerksamkeitsmechanismen entledigten Stadt zum Vorschein kommt."

"Eine einzige ungebrochene Fortschreibung des Bandmythos" ist die Rolling-Stones-Ausstellung "Unzipped" im Groninger Museum, findet Benjamin Moldenhauer in der "taz". Sogar einen detaillierten Nachbau der Band-WG im Londoner Stadtteil Chelsea ist dort zu sehen. "'Unzipped' ist zuallererst eine prallvolle, überbordende Devotionalienschau und als solche macht sie großen Spaß. Wenn man etwas über die Bedeutung der Band erfahren will, das über die mythisch aufgeladenen Standardsituationen und -momente hinausgeht, muss man allerdings woanders schauen."

Freya Dieckmann nimmt im "Spiegel" die Ausstellung "Unleashed Utopias" im Berliner Haus am Lützowplatz zum Anlass, um generell über KI-, VR- und AR-Kunst nachzudenken: "Man hat den Eindruck, dass bei diesen virtuellen und immersiven Arbeiten das Medium bestimmt, wie das Werk aussehen wird – und nicht die Kunstschaffenden. Die Kunstwerke wirken wie Fabrik-Arbeiten. Ob in Berlin, Madrid oder Hongkong, es scheint momentan eine allgemeingültige Ästhetik für die 'neue', digitale Kunst zu geben." Und wie sieht die aus? "Figuren in schrillen Outfits mit unbeweglichen, verwischten Gesichtszügen, die zwischen Märchenfiguren und Frankensteins Monster oszillieren."