Medienschau

"Angesichts dessen überrascht das Desaster rund um die Documenta 15 nicht mehr wirklich"

artikelbild_monopol-medienschau

Diskussion um deutsche Erinnerungskultur, ein neues Gesicht für Jim Knopf und Yoko Ono als Pionierin des subversiven Humors: Das ist unsere Presseschau am Freitag

Debatte 

In der "Welt" seziert Sven Felix Kellerhoff ein Papier zur deutschen Erinnerungskultur, das kurzzeitig auf der Seite der Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) zu finden war. Einige Thesen daraus hatte Roth bereits in einem Gastbeitrag im "Tagesspiegel" vorgestellt. Der Autor sorgt sich offenbar, dass das Gedenken an den Holocaust und die daraus abgeleitete deutsche Solidarität mit Israel zugunsten einer vom Postkolonialismus geprägten Erinnerungskultur geschwächt wird. "Nach Ansicht der Kulturstaatsministerin ist die besondere, historisch bedingte Verbindung zwischen der Bundesrepublik und dem Staat Israel also lediglich eine 'narrative Verknüpfung'. Man muss nicht das – in der Formulierung ebenfalls fragwürdige – Bekenntnis von Angela Merkel in der Knesset 2008 zitieren: 'Diese historische Verantwortung Deutschlands ist Teil der Staatsräson meines Landes', um zu erkennen: Hier hat sich etwas verschoben. Angesichts dessen überrascht das Desaster mit Ansage rund um die teils massiv antisemitische Kunstschau 'documenta 15' in Kassel 2022 nicht mehr wirklich."

Illustration

Gut 60 Jahre nach Erscheinen von Michael Endes Jim-Knopf-Kinderbüchern bringt der Verlag nun Ausgaben mit umfangreichen Änderungen in Text und Illustrationen heraus. In der "Zeit" erklärt Verlegerin Bärbel Dorweiler, was neu ist: "Es sind sehr punktuelle und behutsame Änderungen, die wir vorgenommen haben. Wir haben das N-Wort, das an einer Stelle im Buch vorkam, gestrichen. Jims schwarze Hautfarbe wird nicht mehr zu Lukas schmutziger weißer Haut in Beziehung gesetzt, und andere stereotype Beschreibungen sind reduziert worden. In den kolorierten Illustrationen hat Jim Knopf nun keine wulstigen rosafarbenen Lippen mehr, seine Gesichtszüge sind erkennbar, und sein Hautton ist nicht länger mit dem Farbton der Haare identisch. Und bevor irgendwelche Missverständnisse entstehen: Die Figuren, ihre Charaktere, das große Abenteuer, Michael Endes Erzählduktus ist selbstverständlich geblieben."

Ausstellung

In der "Zeit" entdeckt Jens Balzer in der Tate Modern in London den Humor der Fluxus-Künstlerin Yoko Ono. Mit Filmen wie ihrem Defilée aus 365 Ansichten von Hintern habe sie die herausgefordert, die sich selbst und alles, was sie anfassen, zu ernst genommen hätten. "Yoko Ono ist eine Pionierin der feministischen Kunst", schreibt Balzer. "Vor allem aber ist sie eine Pionierin des Gelächters: Sie selbst hat sich, auch das kann man in dieser Schau in einem selbstbeschreibenden Dokument nachlesen, mit dem stoischen Stummfilmkomiker Buster Keaton verglichen. Dass sie 91 Jahre alt werden musste, bis die Tate Modern ihr die erste große Werkschau in London, an ihrer ehemaligen Wirkungsstätte, widmet – schon das sagt einiges über die steinernen Verhältnisse aus, die sie vor über sechzig Jahren mit dieser leisen Subversion herausforderte."

Museen

Ein Londoner Museum ist auf der Suche nach einem Superfan von Musikerin Taylor Swift. Das Victoria and Albert Museum (V&A) sucht jemanden, der beratend dabei helfen kann, Swifts Fankultur besser zu verstehen. Die künftige Beraterin oder der künftige Berater solle sich mit Kultur und Kunsthandwerk rund um die Musikerin auskennen, meldet die BBC. Die US-Amerikanerin zählt zu den erfolgreichsten Musikerinnen der Welt. Ihre Fans werden auch "Swifties" genannt. Das Museum postete bei Instagram einen Link zur Anzeige. Demnach gilt, dass Bewerbungen aus Großbritannien kommen sollen und von Menschen, die mindestens 18 Jahre alt sind. Das Museum im Stadtteil Kensington zählt zu den bekanntesten Ausstellungshäusern in London. Gesucht werden Fans zu mehreren Themen, darunter Emojis und Drag. Sie sollen helfen, mehr über die Sammlung und aktuelle kulturelle Trends zu erfahren, die Museen in Zukunft beeinflussen könnten, hieß es im Stellenprofil.

Film

Der beklemmende Film "Zone of Interest", der am 29. Februar in den Kinos anläuft, zeigt den verstörend banalen Alltag der Familie des Auschwitz-Kommandeurs Rudolf Höß, die direkt in Sicht- und Hörweite des NS-Vernichtungslagers lebt. Johanna Adorjan hat den Regisseur Jonathan Glazer für die "Süddeutsche Zeitung" interviewed. Im Gespräch erklärt Glazer seinen Ansatz, den Blick auf die Täter zu richten. "Üblicherweise erzählen Filme von den Opfern. Wir sollen uns mit ihnen identifizieren, und das ist auch wichtig. Aber wir sollten auch die Täter im Blick haben, sonst machen wir es uns zu leicht. Man vermeidet das gerne, wohl aus Angst, was wir entdecken könnten. Wir fürchten uns davor, in den Tätern ganz normale Menschen zu sehen. Menschen wie wir. Aber das waren sie. Und genau das ist das Monströse. Dass ganz normale Menschen zu so etwas fähig sind."

Hollywoodstar Timothée Chalamet hat Einblick in die aufwendigen Dreharbeiten für den Sci-Fi-Blockbuster "Dune: Part Two" gegeben. "Es war etwas sehr Emotionales", sagte der 28-Jährige dem Magazin "Cinema" in der jüngsten Ausgabe, die am Montag erscheint. Der ambitionierteste Moment sei eine Szene gewesen, in der seine Hauptfigur auf einem Sandwurm reitet - einer monströsen Kreatur, die im Film eine große Rolle spielt. "Wir benötigten vier Monate nur für eine zweiminütige Sequenz im Film", sagte der US-amerikanisch-französische Schauspieler. Der zweite Teil von "Dune" kommt am 29. Februar in die deutschen Kinos. Der Stoff basiert auf einer Romanreihe von Frank Herbert. Im Mittelpunkt der Geschichte steht der Wüstenplanet Arrakis. Nur dort gibt es eine besondere, wertvolle Substanz - weswegen der Planet von anderen Mächten der Galaxie ausgebeutet und seine Bewohner unterdrückt werden. Auch Stars wie Zendaya, Florence Pugh oder Austin Butler spielen in dem Film des kanadischen Regisseurs Denis Villeneuve mit. "Das Buch ist eine Warnung vor religiösem Fanatismus, vor der Verehrung von Anführern, vor Menschen mit Charisma", sagte Chalamet.

Schauspielerin Olivia Colman meidet nach eigenen Angaben soziale Medien. Weder sie noch ihre Schauspielkollegin Jessie Buckley seien auf solchen Plattformen, sagte Colman dem britischen Fernsehsender Sky News. Offenbar gebe es dort zwar Menschen, die vorgeben würden, sie zu sein. "Aber das bin ich nicht." Colman und Buckley spielen zusammen im neuen Film "Kleine schmutzige Briefe" mit. Gefragt wurden die beiden, ob sie neben vielen guten Rückmeldungen auch kritische Kommentare bekämen und wie sie damit umgingen. "Ich bin sicher, dass ich die bekomme, aber ich schaue nicht", sagte Buckley in dem am Freitag veröffentlichten Video. Colman verwies dann darauf, dass sie beide nicht bei sozialen Medien seien. Sie wisse, dass Kommentare wehtun könnten und habe selbst kein dickes Fell, erzählte Colman. Sie würde dann lieber so tun, als würde niemand einen Film jemals sehen. "Wir hoffen wirklich, etwas zu schaffen, was andere Menschen genießen", sagte Colman. Wenn dann jemand nur sage "Mochte ich nicht", tue das weh, weil viel Anstrengung in einem solchen Projekt stecke. Anders sei das bei konstruktiver Kritik. 

Hollywoodstar Tom Cruise und der mexikanische Regisseur Alejandro González Iñárritu könnten sich auf ein gemeinsames Filmprojekt einlassen. Oscar-Preisträger Iñárritu möchte den Schauspieler als Hauptdarsteller für seinen nächsten englischsprachigen Spielfilm vor die Kamera holen. Laut "Deadline" verhandeln Warner Bros. und die Firma Legendary Entertainment über die gemeinsame Produktion. Über den Inhalt des Films wurde zunächst nichts bekannt. Iñárritu sei zusammen mit anderen Autoren auch für das Skript zuständig, berichteten "Variety" und "Hollywood Reporter". Für den Mexikaner wäre es der erste englischsprachige Film seit seinem Erfolg mit  "The Revenant - Der Rückkehrer".