Medienschau

"Kunst entbindet nicht von der Pflicht, sich an Gesetze zu halten"

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Weiter in der Antisemitismus-Debatte, Geständnis im Mordfall Brent Sikkema und was Leipziger Sandra Hüller beim Gassigehen zurufen: Das ist unsere Presseschau am Dienstag

Debatte

Was ist Antisemitismus? Wo fängt er an, wo hört er auf? Ronen Steinke denkt in der "SZ" noch einmal über die gescheiterte Antidiskriminierungsrichtlinie des Berliner Senators Joe Chialo nach. Und macht auf eine Unterscheidung aufmerksam: "Nein, es ist kein Verbot, sondern es ist 'nur' eine Kürzung von Subventionen. Das ist nicht dasselbe. Wenn sich in einem Opernhaus oder in einer Theaterintendanz die verantwortlichen Menschen fortan mit der Frage quälen, ob sie es sich leisten wollen, noch Künstler auf ihre teure Bühne einzuladen, die womöglich wegen scharfer Töne gegen Israel in der Kritik stehen, während gleichzeitig ein paar Straßen weiter völlig unbekümmert die Kabarettistin Lisa Eckhart vor vollem Haus über Juden witzelt, die Geld lieben würden und anderen um 'Nasenlängen voraus' seien, dann liegt das am Unterschied zwischen ihren respektiven Geschäftsmodellen." Nach der Rücknahme der Klausel "heißt es jetzt einfach: Kunst ist Kunst. Und die entbindet nicht von der Pflicht, sich an Gesetze zu halten."

Auch die "NZZ" schaut noch einmal auf die Antisemitismus-Debatte in Deutschland. Autorin Claudia Schwartz zieht dabei ein sehr negatives Urteil zur Documenta 15: "Hat der Streit um die Documenta etwas gebracht? Nein! Auf seiner Website präsentiert der indonesische Ableger des Goethe-Instituts das Documenta-Kuratorenkollektiv Ruangrupa weiterhin mit dem Prädikat 'leitet eine neue Ära für die Documenta ein'; ebenso munter gibt sich in einem Video die durch das Antisemitismus-Wimmelbild weltberühmt gewordene Künstlergruppe Taring Padi ihrer Lumbung-Plauderei hin. Kein einordnendes Wort der Kultureinrichtung über problematischen Antisemitismus in der Kunst, kein Wort davon, dass aufgrund des verfehlten Aktivismus indonesischer Kuratoren und Künstler Deutschlands grösste Kunstveranstaltung am Boden liegt."

Der Historiker Julien Reitzenstein sieht die Diskussion um den Umgang mit durch den Nationalsozialismus verursachtem Vermögensverlust – und damit auch die Restitution von Kunstwerken – in einer Sackgasse: "Es gibt jedoch in den Signatarstaaten der Washingtoner Prinzipien große Auffassungsunterschiede, wie 'Fluchtgut' – also zweifelsfrei durch den Nationalsozialismus verursachter Vermögensverlust – zu definieren ist und wie man mit den Folgen umgehen sollte", schreibt er in einem Gastbeitrag für die "taz". "Wer die deutsche Demokratie ernst nimmt, wird keine Probleme damit haben, den vor 1945 als Juden verfolgten Deutschen – viele von ihnen waren schon seit Generationen Christen – ihr Grundrecht auf Eigentum ohne Einschränkung zuzugestehen. Wer aber beim Eigentumsrecht zwischen Juden und Nichtjuden unterscheidet, bewegt sich auf dem Pfad des Antisemitismus – einem Kern der NS-Ideologien."

Kunstmarkt

Der Verdächtige im Mordfall des Galeristen Brent Sikkema hat einen "Auftragsmord" gestanden. Der 30-jährige Kubaner wurde verhaftet, kurz nachdem der 75-Jährige New Yorker mit Stichwunden in seiner Wohnung in Rio de Janeiro tot aufgefunden worden war. Der Zeitung "O Globo sagte der Anwalt des Verdächtigen, sein Mandant habe das Verbrechen zugegeben, aber behauptet, jemand anderes habe es geplant. Er kooperiere bei den Ermittlungen. "Er hat eine Menge zu sagen. Diese Geschichte ist viel komplizierter, als wir uns überhaupt vorstellen können", sagte der Anwalt gegenüber "Artnet News". Berichten zufolge untersucht die Polizei, ob der Verdächtige eine Beziehung zu Sikkemas Ex-Ehemann hatte.

KI

Elon Musks Online-Plattform X hat die am Wochenende verhängte Sperre für Suchanfragen nach dem Namen von Taylor Swift wieder aufgehoben. Auslöser für die Blockade waren gefälschte pornografische Bilder von der US-Sängerin, die unter anderem bei X die Runde machten. Die Suche nach dem Popstar ganz lahmzulegen, war eine vorübergehende Notlösung für die Plattform. Jetzt sagte X-Manager Joe Benarroch  "Bloomberg" und dem "Wall Street Journal", man werde Versuche, die Bilder weiterhin zu veröffentlichen, im Auge behalten. Am Wochenende hieß es bei der Suche nach "Taylor Swift" auf der Plattform lediglich: "Etwas ist schiefgelaufen. Probiere, es erneut zu laden." Für X war die Sperre umso ungünstiger, da Swift seit Sonntag im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand: Ihr Freund, der Football-Spieler Travis Kelce, zog mit seinem Team Kansas City Chiefs ins Saison-Finale Super Bowl ein - und das Netz war voll von Bildern und Videos des Paars nach dem Spiel. Tech-Milliardär Musk hatte nach dem Kauf von Twitter im Herbst 2022 mehr als die Hälfte der Mitarbeiter entlassen. Sehr stark betroffen von dem Abbau waren Teams, die für die Sicherheit der Plattform und den Kampf gegen untersagte Inhalte zuständig waren. Bei den gefälschten Swift-Bildern handelte es sich in der Regel nicht um Foto- oder Videomontagen, bei denen auf ein beliebiges pornografisches Motiv virtuell der Kopf der Sängerin montiert wurde. Vielmehr wurden die Bilder komplett von Bildgeneratoren mit Künstlicher Intelligenz erstellt, oft mit dem KI-Programm "Designer" von Microsoft. Unterdessen hat der Software-Konzern das Programm mit mehr Schutzmaßnahmen ausgestattet, damit keine Swift-Motive mehr generiert werden können. "Wir untersuchen diese Berichte und ergreifen entsprechende Maßnahmen", teilte ein Microsoft-Sprecher dem Portal "404 Media" in einer E-Mail mit. Der Verhaltenskodex von Microsoft verbiete die Verwendung seiner Tools für die Erstellung von nicht jugendfreien oder nicht einvernehmlichen intimen Inhalten. "Jeder wiederholte Versuch, Inhalte zu erstellen, die gegen unsere Richtlinien verstoßen, kann zum Verlust des Zugangs zum Dienst führen."

Film

Schauspielerin Sandra Hüller muss sich nach ihrer Oscar-Nominierung eigenen Angaben zufolge noch an die neue Aufmerksamkeit gewöhnen. "Morgens muss ich kichern, weil es so schön ist", erzählte die 45-Jährige, die aus Suhl in Thüringen stammt und in Leipzig lebt, dem US-Magazin "Variety". "Wenn ich mit meinem Hund spazieren gehe, rufen mir die Leute Glückwünsche zu. Leute, die ich noch nie gesehen habe!" Hüller ist für das Justizdrama "Anatomie eines Falls" als beste Hauptdarstellerin nominiert. Das Drama von der französischen Regisseurin Justine Triet ist außerdem für den Oscar als Bester Film im Rennen. 

US-Schauspielerin Ashley Park hat sich eigenen Angaben zufolge die letzten Tage in Paris nach ihrem medizinischen Notfall erholt. Die 32-Jährige, die in den Netflix-Hitserien "Beef" und "Emily in Paris" mitspielt, vertrieb sich ihrem Instagram-Post zufolge die Zeit mit Puzzeln und "Couch-Kuscheleinheiten" mit ihrer "Emily in Paris"-Kollegin Lily Collins. Vorletzte Woche hatte die Schauspielerin und frühere Broadway-Sängerin öffentlich gemacht, Anfang des Jahres im Krankenhaus gewesen zu sein: "Was als Mandelentzündung begann, entwickelte sich zu einem kritischen septischen Schock, der mehrere meiner Organe infizierte und beeinträchtigte", schrieb Park. Wie sie nun mitteilte, geht es ihr inzwischen wieder besser und ihre Ärzte haben ihr den Flug nach Paris erlaubt, wo sie bald die vierte Staffel von "Emily in Paris" dreht. Ihren Fans dankte Park für die Genesungswünsche und versprach, sie wolle sich so gut wie möglich um sich selbst kümmern, "um wieder in Kampfform zu kommen".