Ausstellungsprojekt

Museum in Berlin-Kreuzberg nimmt Drogendealer in Schutz

Eine Ausstellung in Berlin befasst sich mit afrikanischen Drogenhändlern. Weg vom Klischee, hin zum menschlichen Schicksal ist das Ziel. Konflikte und Missverständnisse sind bei dem Thema programmiert

Man wolle sich dem Thema "Drogendealer" aus einer anderen Perspektive nähern, heißt es in der Ankündigung der Ausstellung "Andere Heimaten – Herkunft und Migrationsrouten von Drogenverkäufern in Berliner Parks".

"Schwarze Menschen sind zum Sinnbild der Drogenverkäufer im öffentlichen Raum geworden", so die Macher der Schau. Es gehe um postkoloniale Reaktionsmuster, der Dealer sei dabei die Projektionsfläche für kollektiven Hass auf Drogenverkäufer, Hass auf schwarze Menschen und die ewigen Widersprüche der Drogenpolitik. Indirekt verteidigen die Ausstellungsmacher die Dealer: "Vor dem Hintergrund dieser vielfältigen Widerstände arbeiten Drogenverkäufer unerschrocken und tapfer im öffentlichen Raum", heißt es in der Ankündigung. Dabei werde die Nachfrage erst durch die Konsumenten geschaffen.

Entworfen wurde die Ausstellung von dem Konzeptkünstler Scott Holmquist. Eröffnung ist am 21. November im Friedrichshain-Kreuzberg Museum, das Teil des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg ist, und sich nahe dem Kottbusser Tor befindet, wo immer mal wieder Drogenhandel und Taschendiebe für Probleme sorgen.

Die Ausstellung will, so das Ziel ihrer Macher, hinter die Klischees «Dealer» und «Afrika» sehen und die menschlichen Seiten des Problems darstellen. Es geht um die afrikanischen Herkunftsorte und Migrationsrouten der Einwanderer. Außerdem können Besucher über ein digitales Portal Reisen in diese Herkunftsorte planen.

Seit vielen Jahren stehen zahlreiche schwarze Männer den ganzen Tag einzeln oder in Gruppen im Görlitzer Park, an allen Wegen und Eingängen und in den umliegenden Straßen bis über die Spree nach Friedrichshain. Viele Dutzend sind es immer, an manchen Tagen auch mal 200. Sie verkaufen Drogen, meist Marihuana, aber auch Kokain und Ecstasy. Die meisten Spaziergänger werden angesprochen: "Hi, how are you?", "Need something?", "Weed, Weed?". Die Arbeit ist aufgeteilt. Einer stellt den Kontakt her, einer nimmt das Geld, ein anderer holt den in Erdlöchern oder hinter Bäumen versteckten Stoff und übergibt ihn.

Verschiedene Taktiken gegen den ausgeuferten Drogenhandel waren mäßig erfolgreich. Eine «Null-Toleranz-Strategie» dämmte das Problem kaum ein und verdrängte Verkäufer in die Seitenstraßen. Den meisten Männern ist schwer etwas nachzuweisen. Werden Drogenhändler nach Polizeirazzien aus dem Verkehr gezogen, rücken neue Flüchtlinge nach. Seit diesem Jahr gibt es einen Parkmanager und sogenannte Parkläufer. Sie sollen mit den Dealern reden und ihnen klarmachen, dass sie weniger aggressiv auftreten und junge Frauen und Familien mit Kindern in Ruhe lassen.

Die "Bild"-Zeitung hatte zuvor über das geplante Ausstellungsprojekt unter der Überschrift "Das gibt's nur in Berlin: Museum feiert Drogendealer" berichtet. In dem Artikel wird Burkard Dregger zitiert, innenpolitischer Sprecher der Berliner CDU-Fraktion: "Es ist Ausdruck völliger Verkommenheit, Drogendealer, die unsere Kinder von Drogen abhängig machen und gesundheitlich zerstören wollen, als unerschrockene und tapfere Arbeiter zu bezeichnen, die ihren Lebensunterhalt verdienen. Diese Drogendealer gehören in den Knast, und nicht in eine Ausstellung!"

Die Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, Monika Herrmann (Grüne), betonte in der Zeitung, die Ausstellung sei keine Glorifizierung von Drogen oder ihrem Handel, sondern Auseinandersetzung mit einem Problem, das sich nicht löse, wenn man es totschweige.

Widerspruch kommt auch von der FDP. "Das Problem des illegalen Drogenhandels löst man nicht durch Duldung des permanenten Rechtsbruchs wie bei den Grünen in Kreuzberg", kritisierte der Innenpolitiker Marcel Luthe. Die Dealer würden erst Suchtkranke schaffen, "die diese Ausstellung mit der Relativierung ebenso verhöhnt wie den Rechtsstaat".

Gefördert wird das Projekt von der Rosa-Luxemburg-Stiftung der Linken, dem Hanf Museum, einer Firma für medizinisches Cannabis sowie dem Kreuzberger Fußballverein THC Franziskaner, benannt nicht nur nach einer Kreuzberger Kneipe, sondern auch dem berauschenden Inhaltsstoff von Cannabis.