Es sei "wohlfeil", jetzt noch auf den #MeToo-Zug aufzuspringen, "der im Moment mit einer unglaublichen Geschwindigkeit in die falsche Richtung fährt", sagte er im Gepräch mit der Deutschen Presse Agentur. Das Museum habe zudem eigentlich das falsche Bild ausgewählt: Zwar werde hier männlicher Voyeurismus befriedigt, aber gleichzeitig seien ja nicht die Frauen das Opfer, sondern der Mann: Er wird von den Nymphen in den Tod gezogen.
Bergs Haupteinwand ist jedoch, dass eine solche Herangehensweise das jeweilige Zeitverständnis außer Acht lasse: "Etwas, was im 19. Jahrhundert als Skandal erschien, kann heute normal sein. Und umgekehrt, etwas anderes, was im 19. Jahrhundert ganz normal erschien, kommt uns heute befremdlich oder sogar skandalös vor. Genau darum geht es, wenn wir über Kunst oder Museen reden: dass über dieses kollektive Bildgedächtnis, das da versammelt ist, dieser Vergleich möglich ist und wir nicht alles auf die Ebene des Hier und Jetzt heben."
Einen Bildersturm fürchtet Berg deshalb noch lange nicht. Dafür seien die Selbstregulierungskräfte der Gesellschaft und auch die Bereitschaft zur Differenzierung zu groß: "Ich hoffe, dass wir diesen Wellenkamm der schrillen Hysterie bald hinter uns lassen."
Amanda Wallace, die Interimsdirektorin der Manchester Art Gallery, sieht die Aktion, die in Zusammenarbeit mit der Künstlerin Sonia Boyce entstand, als Erfolg: "Die Abwesenheit des Bildes hat klargemacht, dass viele Menschen starke Gefühle mit den angesprochenen Themen verbinden. Wir wollen diese Stärke für zukünftige Debatten nutzen." Inzwischen ist das Bild wieder an seinem Platz.
John William Waterhouses Gemälde "Hylas und die Nymphen"