Missbrauchsvorwürfe

Nach Protesten: US-Verlag will Woody-Allen-Buch nicht drucken 

Woody Allen 2016 in Cannes
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Woody Allen 2016 in Cannes

Ronan Farrow ist einer der Top-Journalisten der #MeToo-Bewegung. Jetzt drängt er seinen Verlag, das Buch eines anderen Autoren aus dem Programm zu nehmen - wegen Missbrauchsvorwürfen. Es ist geht um Farrows eigenen Vater: Woody Allen

Nach Protesten von Mitarbeitern und aus der Familie des Hollywood-Regisseurs nimmt der US-Verlag Hachette die Autobiografie von Woody Allen (84) aus dem Programm. "Die Entscheidung, von Mr. Allens Buch Abstand zu nehmen, war schwierig", teilte der Verlag in einer Erklärung bei Twitter mit. 

Die Hachette Book Group nehme die Beziehung zu Autoren sehr ernst und kippe Bücher nicht leichtfertig aus dem Programm. "Wir haben viele herausfordernde Bücher veröffentlicht und werden das auch weiterhin tun. Als Verleger stellen wir jeden Tag in unserer Arbeit sicher, dass unterschiedliche Stimmen und widersprüchliche Standpunkte zu hören sind."

Gegen Allen ("Manhattan", "Midnight in Paris") liegen seit Jahrzehnten Missbrauchsvorwürfe vor. Seine Adoptivtochter Dylan Farrow (34) hält ihm vor, sich in ihrer Kindheit an ihr vergangen zu haben. Der Regisseur hat das stets zurückgewiesen. Dylan und ihr Bruder Ronan Farrow (32) hatten den Verlag zuvor deutlich kritisiert. Die geplante Veröffentlichung der Autobiografie sei «zutiefst erschütternd», hatte Dylan am Dienstag auf Twitter geschrieben.

Ihr Bruder warf dem Verlag "mangelndes Mitgefühl für die Opfer sexuellen Missbrauchs" vor. Er ist in den USA einer der führenden Autoren der #MeToo-Bewegung und hatte für seine journalistische Arbeit zu den Missbrauchs- und Vergewaltigungsvorwürfen gegen Regisseur Harvey Weinstein den renommierten Pulitzer-Preis gewonnen. Sein Buch "Durchbruch. Der Weinstein-Skandal, Trump und seine Folgen" war in den USA ein Bestseller und im englischsprachigen Original bei einer Tochterfirma von Hachette erschienen.

Die "New York Times" hatte am Freitag auch eine E-Mail von Farrow an den Verlag veröffentlicht, in der dieser die Zusammenarbeit beendet hatte. "Während Sie und ich an 'Durchbruch' arbeiteten", einem Buch, "in Teilen über den Schaden, den Woody Allen meiner Familie zufügte", habe der Verlag "schon heimlich die Veröffentlichung eines Buches von dem Mann, der diesen sexuellen Missbrauch beging" geplant. "Offensichtlich kann ich mit Ihnen nicht mehr guten Gewissens zusammenarbeiten", schreibt er am Ende.

Verlags-Mitarbeiter legten die Arbeit nieder 

Am Donnerstag hatten außerdem Dutzende Mitarbeiter des Verlags in New York und Boston die Arbeit niedergelegt. "Wir stehen Ronan Farrow, Dylan Farrow und den Opfern sexueller Übergriffe in Solidarität zur Seite", hieß es laut US-Medienberichten in Email-Abwesenheitsnotizen einiger Mitarbeiter. Am Donnerstagnachmittag hatten viele von ihnen vor dem New Yorker Verlagsgebäude protestiert. 

Die Veröffentlichung von Allens Lebensbeschreibung war in den USA, aber auch in Deutschland und anderen Ländern für den 7. April geplant. Darin geht es dem Hachette-Verlag zufolge auch um dessen "Beziehungen zu Familie, Freunden und seinen Liebsten". 

Auf den Erscheinungstermin der deutschsprachigen Ausgabe des Buches haben die Entwicklungen in den USA keine Auswirkungen, wie eine Sprecherin des Rowohlt-Verlages am Freitag in Hamburg sagte. Das Buch mit dem Titel "Ganz nebenbei" werde wie geplant erscheinen. "Die Vorwürfe gegen Woody Allen sind seit Anfang der 1990er-Jahre bekannt, sie sind umfassend untersucht und schließlich entkräftet worden", hieß es weiter. Ein Deutschlandbesuch von Allen sei derzeit nicht geplant.