Streit um kulturelle Aneignung

National-Academy-Künstler setzen sich für Malerin Dana Schutz ein

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Ein Besucher steht im März 2017 im Whitney-Museum New York vor dem Gemälde "Open Casket" der Künstlerin Dana Schutz

Cindy Sherman, Kara Walker, Marina Abramović und weitere Mitglieder der US-amerikanischen Künstlervereinigung National Academy of Art haben sich gegen die Absetzung der Dana-Schutz-Ausstellung am Institute of Contemporary Art (ICA) in Boston ausgesprochen

Künstler und Aktivisten aus Boston hatten zuvor in einem offenen Brief gefordert, die noch bis Ende November laufende Schau der 1976 geborenen US-Künstlerin abzubrechen. Hintergrund ist der Streit um das Gemälde "Open Casket", das zwar nicht im ICA ausgestellt wird, das aber im Frühjahr auf der Whitney-Biennale in New York für heftige Kontroversen sorgte. Darauf ist die Leiche von Emmett Till zu sehen, einem afroamerikanischen Jugendlichen, der 1955 im Alter von 14 Jahren in Mississippi von zwei Weißen misshandelt und ermordet wurde. Die Fotos des toten Jungen, deren Veröffentlichung die Mutter damals ausdrücklich erlaubt hatte, gelten als ein Initial für die Gründung der schwarzen Bürgerrechtsbewegung. Der Vorwurf an Dana Schutz lautet, sie betreibe kulturelle Aneignung.

Nun reagierten die National-Academy-Künstler ihrerseits mit einem offenen Brief, der per E-Mail versandt wurde. Darin heißt es: "Wir unterstützen mit ganzem Herzen kulturelle Institutionen wie das ICA Boston, die sich weigern, den Kräften von Zensur und Unterdrückung von Dialog nachzugeben. Es ist für uns von äußerster Wichtigkeit, dass Künstler nicht einander dieselbe Art von Intoleranz und Tyrannei antun, die wir an anderen kritisieren."

Zu den rund 80 Unterzeichnern gehören Marina Abramovic, Chuck Close, Catherine Opie, Philip Pearlstein, Ed Ruscha, Peter Saul, Cindy Sherman, Kara Walker und Jack Whitten.

"Es ist nicht akzeptabel, wenn eine Weiße schwarzes Leiden in Profit und Spaß umwandelt", schrieb die britische Künstlerin und Autorin Hannah Black im Frühjahr in einem Statement anlässlich der Whitney Biennale, dem sich rund 50 Künstler und Kuratoren anschlossen. Schutz erklärte, sie habe das Bild aus Empathie mit der Mutter des Ermordeten gemalt. Deren Schmerz über die Ermordung des Sohnes könne sie als Mutter sehr wohl nachvollziehen.