"NZZ"-Interview

Neo Rauch macht sich Sorgen um Deutschland

Der Maler Neo Rauch sorgt sich um den Industriestandort Deutschland

Das sagte der 63-Jährige in einem Interview mit der "Neuen Zürcher Zeitung", deren Samstagausgabe er gestaltet hat. "Ich erlebe schlaflose Nächte, wenn ich an Deutschland denke und die Welt; dann bin ich um den Schlaf gebracht. Es geht mir alles sehr nahe, ich bin sehr dünnhäutig geworden."

Er sehe Deutschland nicht in guten Händen. "Wir schaffen uns gerade als Industrienation ab. Wir nehmen uns vom Netz, verabschieden uns aus der Riege der ernstzunehmenden Völker. Und tun das mit Verve, Lust und Hingabe, mit religiöser Glückseligkeit. Ich kann da nur fassungslos neben diesen Vorgängen stehen und mir sagen: Solange ich hier im Atelier noch das Licht anschalten kann, ist alles gut." Was genau ihn dabei Sorgen macht, führt Neo Rauch indes nicht weiter aus.

Konkreter wird der Leipziger Maler hingegen in der Kritik des Umstands, "wie alle Schlüsselpositionen in diesem Land besetzt sind: nämlich durch die Bank von Westdeutschen. Sei es an den Universitäten, in den Medien oder in der Politik. Dass sich das in den mittlerweile 33 Jahren nicht etwas sortiert hat, kann schon eine milde Form von Zorn aufkommen lassen." Er empfiehlt in diesem Zusammenhang die Lektüre von Dirk Oschmanns Bestseller "Der Osten: eine westdeutsche Erfindung". Um das Buch des Leipziger Literaturprofessors ist aktuell eine neue Debatte um das Ost-West-Verhältnis entbrannt.