Leitfaden

Museen wollen mehr Geld für Aufarbeitung ihres kolonialen Erbes

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"Madonna mit Kind" von einem unbekannten Künstlers aus Angola in der Ausstellung "Der blinde Fleck. Bremen und die Kunst in der Kolonialzeit" 2017 in der Kunsthalle Bremen

Wie sollen Museen mit ihren Exponaten aus der Kolonialzeit umgehen? Ein überarbeiteter Leitfaden soll Klarheit geben. Die Autoren plädieren für einen intensiven Dialog mit den Herkunftsländern. Dafür brauchen die Häuser vor allem eines

Museen benötigen nach Auffassung des Deutschen Museumsbundes langfristig mehr Geld und Personal, um ihr koloniales Erbe aufarbeiten zu können. "Kurzfristige Projekte helfen hier kaum", sagte der Präsident des Deutschen Museumsbundes, Eckart Köhne, am Montag in Bremen bei der Vorstellung des überarbeiteten Leitfadens zum Umgang mit Sammelgut aus kolonialen Kontexten. "Bei der NS-Raubkunst haben wir 20 Jahre gebraucht, um ein halbwegs gängiges Verfahren zu entwickeln." Wünschenswert wäre für jedes Museum ein zusätzliches Team aus bis zu acht Experten, das die Aufgabe übernehme.

Es gebe nur wenig "glasklare Fälle", in denen ein Kunstwerk in der Kolonialzeit geraubt wurde oder nicht, betonte Wiebke Ahrndt, Direktorin des Bremer Übersee-Museums und Vorsitzende der Arbeitsgruppe, die den Leitfaden überarbeitete. «Wir sind sehr oft im Grauzonenbereich." Bei der Frage, ob ein Museum einen Gegenstand zurückgegeben sollte, gehe es aber nicht allein um den recht- oder unrechtmäßigen Erwerb. "Wenn Objekte eine besondere Bedeutung für das Herkunftsland haben, sollten sie zurückgegeben werden, auch wenn sie legal erworben wurden." Dies sei etwa bei menschlichen Überresten oder religiösen sowie sakralen Gegenständen der Fall.

Andererseits sei die Rückgabe "nicht die allein seligmachende Lösung", betonte Ahrndt. Wichtig sei den Herkunftsländern vor allem ein Mitspracherecht etwa bei der Restaurierung oder Darstellung. "Wir brauchen eine andere Form des Dialogs und des Miteinanders", fügte die Museumsdirektorin hinzu. Deshalb sei es auch wichtig, mithilfe von Austauschprogrammen, Kongressen und Stipendien in dauerhaften Kontakt miteinander zu stehen.

"Die Vertreter der Herkunftsgesellschaften möchten wissen, welche ihrer Kulturgüter sich wo befinden, und Zugang zu diesen erhalten", ergänzte Köhne. Daher sei es notwendig, dass Museen ihre Sammlungsbestände digitalisierten und online veröffentlichten. Dies werde Jahre dauern. Der am Montag veröffentlichte Leitfaden solle den Museen als praktische Arbeitshilfe dienen.