Chemnitz

Kraftklub-Sänger Felix Kummer öffnet eigenen Plattenladen 

Felix Kummer
Foto: dpa

Felix Kummer

Mit einem "Hereinspaziert" hat Felix Kummer, Frontmann der Chemnitzer Band Kraftklub, am Freitagmorgen in seiner Heimatstadt einen Plattenladen eröffnet

Zuvor hatten hunderte Fans diesem Moment teilweise lautstark singend entgegen gefiebert. Kummer will sein erstes Solo-Album "Kiox" drei Tage lang persönlich verkaufen. "Ich habe so was noch nie gemacht. Keine Ahnung, was uns erwartet", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Mit dem gleichnamigen Plattenladen "Kiox" erfülle er sich einen Traum.

Am Abend spielte Kummer auf dem Dach des Plattenladens ein Konzert, zu dem hunderte Besucher kamen. 

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Auf dem neuen Album rappt der 30-Jährige in dem Song "9010" unter anderem über seine Jugend in Chemnitz - und die Alltäglichkeit rechter Gewalt lange vor den aktuellen Ereignissen. Es werde immer so getan, als seien Neonazis ein neues Phänomen in Chemnitz. Das stimme nicht, es habe bislang "nur niemanden gejuckt". Über Begegnungen mit Schlägern und Zeiten, in denen er "einfach kassiert" habe, rappt er in "9010" - angelehnt an die alte Postleitzahl seiner Heimatstadt. "Als 14-Jähriger habe ich auf jeden Fall mehr aufs Maul bekommen als heute", sagt Kummer. "Immer dann, wenn ich es nicht geschafft habe wegzurennen." Nachts, auf dem Nachhauseweg, habe er sogar Schleichwege benutzt.

Im Spätsommer 2018 wurde Chemnitz zum Inbegriff rechter Gewalt. Nach einem tödlichen Messerangriff marschierten tagelang Rechte durch die Stadt. Es folgten Auseinandersetzungen mit Migranten, Gegendemonstranten und Journalisten. Es sei gut, dass die Menschen jetzt "das braune Chemnitz" kennen, sagt Kummer. So könne die Politik nicht einfach wegschauen, sondern müsse das Problem angehen. 

Mit seinen Bandkollegen setzt Kummer regelmäßig Zeichen gegen Rechts. Als Antwort auf die Ausschreitungen in Chemnitz 2018 organisierte Kraftklub mit anderen Künstlern wie Trettmann oder Die Toten Hosen ein kostenloses Konzert unter dem Motto #WirSindMehr. "Jeder, der der AfD seine Stimme gibt, unterstützt Rassisten, Faschisten und Neonazis", sagte Kummer zuletzt auf dem Lollapalooza-Festival im September in Berlin.

Vor der Landtagswahl in Sachsen hatte der Sänger sogar mit dem Gedanken gespielt, aus Chemnitz wegzuziehen, falls sich die AfD an der Regierung beteilige. "Ich bleib' in Chemnitz", sagt er jetzt. "Es ist nicht die Lösung abzuhauen." Gerade jetzt zähle es, Leute vor Ort zu unterstützen und nicht allein zu lassen.


Doch Felix Kummer kämpft nicht nur gegen die rechte Szene in Sachsen, sondern auch gegen ein bestimmtes Bild von Männlichkeit. Ein Bild, das etwa deutsche Rapper wie Kollegah vermitteln. "Echte Männer sind Gewinner. Echte Männer weinen nicht", singt Kummer in seinem Song "Nicht die Musik" und parodiert damit die Szene. Er selbst habe ein anderes Männlichkeitsideal, sagt der 30-Jährige. Die Idee von einem Mann, der keine Gefühle zulassen könne und nach möglichst viel Reichtum und Stärke strebe, finde er "nicht besonders cool".