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11 Kunst-Filme, die Sie im August nicht verpassen sollten

Beyoncé "Black Is King"
Foto: Foto: Andrew White/Parkwood Entertainment via Disney +/ AP/dpa

Beyoncé "Black Is King" (Film Still)

Die Filme im August blicken zurück und nach vorn: Auf das Werk von Wim Wenders, die Ursprünge der Loveparade und Hilma af Klints Visionen. Außerdem krönt Beyoncé neue Könige 



Beyoncé: "Black Is King"

Den Film "König der Löwen" kann man durchaus als Empowerment-Geschichte interpretieren. Das Erwachsenwerden des Löwenjungen Simba hat Beyoncé im vergangenen Jahr bereits mit dem Soundtrack zur Neuauflage "The Lion King: The Gift" in die Gegenwart geholt. Nun folgt das ziemlich opulente visual album "Black Is King" beim Streamingdienst Disney+, das die hindernisreiche Heldenreise eines jungen Schwarzen Königs zu seiner Bestimmung zeigt. Der Film führt Beyoncés Ambition weiter, eine neue Schwarze Bildkultur zu etablieren. Gastauftritte haben unter anderem Naomi Campbell, Beyoncés Mutter Tina Knowles-Lawson, Oscar-Preisträgerin Lupita Nyong’o, die Musikerinnen Kelly Rowland, Yemi Eberechi Alade, Moonchild Sanelly, Pharrell Williams und Beyoncés Ehemann Jay-Z - mit den gemeinsamen Kindern Blue Ivy, Rumi und Sir.

Eine ausführliche Review zu "Black Is King" lesen Sie hier.

"Beyonce: Black Is King", Disney+



Ein Wim-Wenders-Geburtstagsgeschenk fürs Publikum

Einer der bekanntesten deutschen Regisseure, der gebürtige Düsseldorfer Wim Wenders, wird am 14. August 75 Jahre alt. Als Anerkennung für den Filmemacher und Fotografen -  und als Geschenk fürs Publikum - zeigt die ARD in ihrer Mediathek bis zum besagten Geburtsdatum eine Wenders-Werkschau. Zu finden sind die Klassiker von "Lisbon Story" über "Paris Texas" bis zum "Himmel über Berlin" (in restaurierter Fassung), aber auch frühe Kurzfilme wie "Silver City" von 1969 und "Reverse Angle". Auch der experimentelle Tanzfilm "Pina" von 2011 ist verfügbar. Das Projekt ist eine bildgewaltige Hommage auf die große Choreografin Pina Bausch und das Tanztheater Wuppertal. Neben Bausch-Aufführungen hielt Wenders auch getanzte Erinnerungen der Ensemblemitglieder an ihre Mentorin mit der 3-D-Kamera fest. Was in der Sammlung fehlt: die Dokumentation über den brasilianischen Fotografen Sebastião Salgado und die filmischen Meditationen zu den Gemälden von Edward Hopper. Genug Material bis Mitte August bietet die Sammlung aber allemal. 

"Werkschau Wim Wenders", ARD-Mediathek, bis 14. August



Museum für Schwarze Kultur: Das ewige Warten auf Anerkennung

Unglaubliche 100 Jahre ist es her, dass Afroamerikaner zum ersten Mal einen Ort einforderten, der ihren Beitrag zur Kulturgeschichte der Vereinigten Staaten anerkannte. Immer wieder wurden Pläne für ein Museum verschleppt, blockiert oder verschoben. 2016 eröffnete schließlich das National Museum of African American History and Culture in einem Prachtbau mit perforierter Aluminiumfassade von Architekt David Adjaye in Washington D.C.. "Es ist das erste Mal, dass Schwarze Menschen eine sichtbare Geschichte haben", sagt eine Besucherin bei der Einweihung. Die Dokumentation "Das Schwarze Museum" zeigt das Ringen um die Entstehung der Institution und die Bemühungen der Verantwortlichen, einen Ort der Verständigung zu schaffen. Das Museum zeigt, dass die Geschichte der Schwarzen Bevölkerung der USA ein integraler Bestandteil der Geschichte aller Amerikaner ist und mehr Raum einnehmen muss. 

"Das Schwarze Museum - Ein Monument für die Geschichte und Kultur der Afroamerikaner", Arte-Mediathek, bis 20. September 

Das Museumsgebäude des National Museum of African American History and Culture in Washington
Foto: Wikimedia Commons/Frank Schulenburg

Das Museumsgebäude des National Museum of African American History and Culture in Washington



Die Visionen der Hilma af Klint

Ihr eigentlicher Durchbruch fand erst vor zwei Jahren statt. Die große Retrospektive von Hilma af Klint im New Yorker Guggenheim Museum 2018 war ein Sensationserfolg, fast acht Jahrzehnte nach dem Tod der Künstlerin. "Af Klints Gemälde sprengen endgültig die Auffassung der modernistischen Abstraktion als männliches Projekt", schrieb Roberta Smith anlässlich der Guggenheim-Schau in der "New York Times". In der Tat: Af Klint schuf abstrakte Bilder vor Wassily Kandinsky. Doch die Schwedin konnte mit ihrer Kunst zeitlebens nicht reüssieren. Sie glaubte aber fest an ihr Oeuvre und verfügte testamentarisch, dass die Werke nicht verkauft und auch bis 20 Jahre nach ihrem Tod nicht öffentlich gezeigt werden durften. Ihre Zeit würde kommen, davon war die Künstlerin überzeugt. 2013 sorgte eine Ausstellungstournee der erstaunlichen Bilder, ausgehend vom Stockholmer Moderna Museet und auch im Hamburger Bahnhof in Berlin zu sehen, für Furore. Wie konnte diese erstrangige Kunst ihr, also der Öffentlichkeit, für viele Jahrzehnte vorenthalten bleiben? Dieser Frage geht die Dokumentation "Hilma Af Klint - Ihrer Zeit voraus" auf den Grund, die die Entstehung der bahnbrechenden Guggenheim-Ausstellung begleitet. Zu Wort kommen unter anderem Johan af Klint, Großneffe der Künstlerin, die Biografin Julia Voss und Tracey Bashkoff, Kuratorin des Guggenheim. 

"Hilma af Klint - Ihrer Zeit voraus", Arte-Mediathek, bis 3. Oktober 

Hilma Af Klint - Ihrer Zeit voraus
Foto: Arte

Hilma Af Klint - Ihrer Zeit voraus



Robert Mapplethorpe - Schaut diese Bilder an!

Der Dokumentarfilm "Mapplethorpe. Look at the Pictures" wurde 2016 auf der Berlinale gefeiert. Neben vielen Freunden, Mitarbeitern und Weggefährten kommt auch der US-Fotograf und Künstler Robert Mapplethorpe (1946-1989) selbst zu Wort, weil die Macher Fenton Bailey und Randy Barbato auf bisher unveröffentlichtes Archivmaterial zurückgreifen konnten. Die faszinierende Dokumentation zeigt, wie sich ein schüchterner Junge aus einem christlichen Haushalt in Queens in die New Yorker Underground-Szene warf, seine künstlerische Sprache fand und immer hungriger nach Sex, Erfolg und Geld wurde. 1990 verlangte der republikanische Kongress-Abgeordnete Jesse Helms, eine Ausstellung Mapplethorpes wegen pornografischer Inhalte zu schließen. Und wer nicht glaube, dass das nötig sei, solle sich doch einfach die Bilder anschauen. "Look At The Pictures!" war in diesem Kontext eine Verunglimpfung, die Filmemacher deuten ihren Titel nun als Aufforderung um, sich das Werk Roberts Mapplethorpes noch einmal genau vorzunehmen. Noch bis zum 7. Oktober kann das auch das Fernseh-Publikum tun. 

"Mapplethorpe. Look at the Pictures", Arte-Mediathek, bis 7. Oktober

 

© Robert Mapplethorpe Foundation. Used by permission
© Robert Mapplethorpe Foundation. Used by permission

Robert Mapplethorpe "Selbstporträt", 1980



Der Plakatkünstler Klaus Staeck und die alte BRD

Mit Joseph Beuys hat sich der Künstler Klaus Staeck öfters halb totgelacht. Aber das Anliegen der beiden war und ist ein ernstes: sagen, was ihrer Meinung nach gesagt werden muss. Der Film "Die Revolution findet nicht im Saale statt" porträtiert den Künstler, Grafiker und Rechtsanwalt Klaus Staeck, der mit provokanten politischen Plakatmotiven bekannt wurde. "Würden Sie dieser Frau ein Zimmer vermieten", klebte er 1970 in Nürnberg auf Litfasssäulen. Dazu eine Abbildung von Dürers Zeichnung seiner Mutter.

Staeck kommentierte das aktuelle politische Geschehen in respektlosen Fotomontagen, gab Editionen der deutschen Nachkriegsavantgarde heraus und organisierte unter anderem 1969 in Heidelberg die erste Verhüllungsaktion des damals noch unbekannten Christo in Deutschland. Mit seinen Plakaten ärgerte das langjährige SPD-Mitglied vor allem die CDU/CSU. Der Film erzählt die Laufbahn des unermüdlichen Künstlers nach, die eng mit der Geschichte der BRD verknüpft ist. 

"Klaus Staeck: Die Revolution findet nicht im Saale statt", SWR-Mediathek, bis April 2021

Der Künstler und Grafiker Klaus Staeck
Foto: ARD

Der Künstler und Grafiker Klaus Staeck



Geburt und Tod der Loveparade 

Heute ist es fast unmöglich, an die Loveparade zu denken, ohne ihr schreckliches Ende in Duisburg mit 21 Toten im Kopf zu haben. Über den Bildern der Ekstase liegt ein Schatten. Die neue Dokumentation "Als die Liebe tanzen lernte" widmet sich den Anfängen der Techno-Parade in Berlin, die sich von einem kleinen Grüppchen Raver auf dem Ku'damm 1989 zu einem Millionen-Spektakel entwickelte, das die politisch belastete Menschenmasse in Deutschland in etwas Freundliches, harmlos Entgrenztes verwandelte. Der Film, der die Hauptfiguren der frühen Loveparde zu Wort kommen lässt, thematisiert die Katastrophe von Duisburg nur am Rande. Wer darüber mehr erfahren will, kann auf die Analyse "Loveparade - Die Verhandlung" bei Arte zurückgreifen.  

"Loveparade - Als die Liebe tanzen lernte", ARD-Mediathek, bis Juli 2021

Die Love Parade 2006 in Berlin 
Foto: dpa

Die Love Parade 2006 in Berlin 



Die Welt als Traum 

Schon wegen der opulenten, detailverliebten Installations-Kulissen aus Pappe und Styropor, die Regisseur Michel Gondry auch in Museen wie dem Centre Pompidou ausgestellt hat, lohnt sich sein verträumter Film "The Science of Sleep" von 2006. Der schüchtern verschrobene Stéphane (Gael García Bernal) verliebt sich nach seinem Umzug nach Paris in seine Nachbarin Stéphanie (Charlotte Gainsbourg). Im wahren Leben weiß er nicht so recht, wie er sich ihr annähern soll, doch in seinen künstlerisch ausstaffierten Träumen erleben die beiden verbindende Abenteuer. 

"The Science of Sleep - Anleitung zum Träumen", Arte-Mediathek, ab 2. August 



Der politische Schock vom November 2016 

Am US-Wahltag im November 2016 gab die "New York Times" ihre Prognose ab: 85 Prozent Siegchancen für Hillary Clinton, 15 Prozent für Donald Trump. Wählerinnen brachen bei ihrer Stimmabgabe in Tränen der Rührung aus, weil sie überzeugt waren, der ersten Präsidentin in der Geschichte der USA ins Amt zu verhelfen. Die Demokratin Hillary Clinton hatte trotz der E-Mail-Affäre im Wahlkampf die überwältigende Mehrheit der Kulturbranche hinter sich. Beyoncé und Jay-Z standen mit ihr auf der Bühne. Aber wie wir heute - ein Vierteljahr vor der nächsten Wahl - wissen, kam es anders. Obwohl Clinton mehr Stimmen aus der Bevölkerung bekam, wurde Trump wegen des komplexen Wahlsystems Präsident - und schien genauso perplex wie seine künftigen Untertanen. Der Filmemacher Michael Moore, der die Gemütslage seines Heimatlandes schon nach den Anschlägen vom 11. September 2011 mit der Dokumentation "Fahrenheit 9/11" erkundete, fragt sich nun: "How the f**k did we get here, and how the f**k do we get out?". Der Folge-Film "Fahrenheit 11/9" will herausfinden, wie Trump Präsident werden konnte und wie das Land geeint werden könnte. Das ist manchmal klamaukig und durch die Auswahl von extremen Meinungen effekthaschend. Aber man versteht trotzdem etwas von den Konflikten, die die USA gerade so zum brodeln bringen. 

"Fahrenheit 11/9", ZDF-Mediathek, bis 11. August



Digitale Selbstbilder im MoMA

Das New Yorker MoMA ist wegen der Covid-19-Pandemie noch immer geschlossen. Im digitalen Museum Internet macht die Institution jedoch wechselnde Werke aus ihrer Sammlung zugänglich. In den aktuellen "Seven Views" geht es um den Versuch, sich selbst und der Welt durch bewegte Bilder näher zu kommen. Dabei ist Video-Pionierin Joan Jonas, die ihren Körper mithilfe des Mediums in eine verzerrte, instabile Bildspur verwandelt. Von den zeitgenössischen Positionen lohnt sich vor allem Martine Syms' "Lessons I-CLXXX", in denen sie sich mit gefundenem Material Facetten der Black Experience in den USA annähert. Außerdem kann der zeitgenössische Klassiker "Gross Fatigue" von Camille Henrot gestreamt werden, ein eklektisch-rhythmischer Filmesssay über die Entstehung des Universums.

"Virtual Views: Video Lives", MoMA Online, bis auf weiteres verfügbar



Walt Disney - Der Mann der Träume

Disneyland unterscheidet sich von einem umzäunten Rummelplatz dadurch, dass die verschiedenen Bereiche des Parks wie einzelne begehbare Fantasiewelten gestaltet sind. In einer so vorher noch nie da gewesenen Detailbesessenheit entwarf Walt Disney mit seinem Team immersive Welten, die den Besucher komplett umfangen. Von der Architektur, der Gartengestaltung, der Kleidung der Mitarbeiter bis hin zu den Mülleimern erzählt jeder Gegenstand, jeder Busch, jede Parkbank eine Geschichte. Zum 65. Geburtstag des wohl berühmtesten Freizeitparks der Welt, zeigt Arte eine zweiteilige Doku über den Träume-Manufakteur Walt Disney. Hinter dem Erfinder der charmanten Micky Maus und unzähligen weiteren Cartoon-Klassikern verbirgt sich ein Mensch mit vielen Gesichtern: ein Visionär und Intrigant, Gutmensch und Ausbeuter zugleich

"Walt Disney - Der Zauberer", zwei Teile, Arte-Mediathek, bis 9. September