Nach "Black Out Tuesday"

Offener Brief fordert mehr Anstrengung gegen Rassismus im Schweizer Kunstbetrieb

Zahlreiche Kulturinstitutionen haben sich in den sozialen Netzwerken gegen Rassismus positioniert. Eine Initiative schwarzer Kulturarbeiter fordert sie nun zur proaktiven, nachhaltigen Unterstützung auf

Der Brief der "Black Artists and Cultural Workers in Switzerland" richtet sich an 76 Akteure des Kulturbetriebs, die sich am 2. Juli an der Social-Media-Aktion "Blackout Tuesday" beteiligt haben und durch das Posten eines schwarzen Quadrats ihre Solidarität mit den Protesten in den USA bekundet und ein Zeichen gegen Rassismus gesetzt haben. Unter den Adressierten sind unter anderem die Kunstmessen Art Basel, Liste Basel und Art Genève, die Galerien Eva Presenhuber und Hauser & Wirth sowie Institutionen wie das Migros Museum und das Schauspielhaus Zürich.

Die 59 Unterzeichnenden merken an, dass der "Blackout Tuesday" zwar vornehmlich Bezug auf die USA nahm, weiße Vorherrschaft jedoch ein globales Problem sei. Die Tötung der schwarzen Männer Mike Ben Peter, Lamine Fatty and Hervé Mandundu durch die Schweizer Polizei sei die extremste Auswirkung eines strukturellen Rassismus, von dem auch der Kulturbetrieb betroffen sei: "Viele von uns Schwarzen Künstler*innen und Kulturschaffenden, die beruflich in der Schweiz tätig sind, haben im Laufe ihrer Karrieren Rassismus und Diskriminierungen durch kulturelle Institutionen und Organisationen verschiedener Ausmasse erfahren. Bisweilige Versuche, diese Erlebnisse anzusprechen, führten oft zu heftigen Reaktionen wie Drohungen oder Einschüchterung."

Um nachhaltigen, über performativen Aktivismus hinausreichenden Auseinandersetzung einzuladen, hat die Initiative einen Katalog aus neun Fragen zusammengestellt. Darin werden Institutionen beispielsweise aufgerufen, zu überprüfen, wie viele schwarze Personen sie in welchen Positionen anstellen, ob sie von ob sie von unentgeltlicher Arbeit schwarzer Kulturschaffender profitieren und mit welchen Maßnahmen sie ein sicheres Umfeld herstellen, in dem institutionsinterner Rassismus zur Sprache gebracht werden kann.