"Kunst und Leben"-Podcast

Warum die Kunst so gern Auto fährt

Das Auto ist viel mehr als ein Fortbewegungsmittel: Es ist Statussymbol, Fetischobjekt, Umweltkiller und Freiheitswerkzeug. In dieser Podcast-Folge fragen wir, was der PKW mit Kunst und Feminismus zu tun hat

Verbrenner sind eigentlich am Ende – überall wird über den Ausstieg aus dem fossilen Individualverkehr diskutiert, der dem Planeten großen Schaden zufügt. Doch bei weiblichen und queeren Performerinnen haben die fossilen Statussymbole gerade einen großen Auftritt. Die Wiener Choreografin Florentina Holzinger sitzt nackt auf Autos, die auf zwei Rädern fahren und Donuts in den Asphalt brennen. Oder lässt Fahrzeuge genüsslich von Kränen herunterkrachen und in Flammen aufgehen. Göksu Kunak führte zur Art Week 2023 die Performance "Venus" auf, bei der ein glänzender schwarzer BMW im Mittelpunkt stand. Muskulöse, queere Körper kletterten auf den Wagen und posierten teilweise nackt oder in Fetischoutfits auf Dach und Motorhaube. 

Woher diese Faszination kommt? Ein - auch feministisch gefärbter - Blick auf das Automobil in der Kunstgeschichte kann hier ein wenig Kontext liefern. Seit mehr als 100 Jahren fasziniert das motorisierte Fahrzeug auch in der Kunst. So sprachen die Futuristen 1909 gar vom Auto als Skulptur des 20. Jahrhunderts, Tamara de Lempicka schuf ihr Gemälde "Tamara im grünen Bugatti" (1929) als Inbegriff einer neuen, gefährlichen Weiblichkeit, und Pipilotti Rist lässt 1997 in ihrem Werk "Ever is Over All" die Protagonistin genüsslich mit einer Stahlblume die Scheiben von parkenden Autos einschlagen. Eine Idee, die Beyoncé später in ihrem Musikvideo zu "Hold up" (2016) aufgreifen wird. 

In dieser Folge des Monopol-Podcasts "Kunst und Leben" geht es auch darum, dass Autos gerade Frauen neue Möglichkeiten der Unabhängigkeit eröffnet haben. Gleichzeitig wurde das Verhältnis von weiblichen Körpern zur Karosserie sexualisiert - und Frauen wurden oft schmückendes Beiwerk, um die motorisierte Welt für Männer attraktiver zu machen. Wenn sich weibliche und queere Kunstschaffende den Hubraum erobern, geht es auch um Ermächtigung - und einen Balanceakt zwischen Affirmation und Kritik einer P.S.-verrückten Gesellschaft. 

Über die vielen Facetten des Autos in der Kunst spricht Moderatorin Aileen Wrozyna mit Monopol-Redakteurin Saskia Trebing, die gerade auch einen Essay zu dem Thema geschrieben hat. Auch Göksu Kunak kommt zu Wort und spricht darüber, welche politische und soziale Bedeutung das Fahrzeug in Kunaks Performances hat. Außerdem ist Thomas Girst zu Gast, er leitet das Kulturengagement der BMW Group in München. Mit ihm spricht Aileen Wrozyna unter anderem über die berühmten Art Cars von BMW und die Haltung der Kunstwelt zu Fördrung aus der Autoindustrie. 

Die aktuelle Folge des Monopol-Podcasts können Sie auf allen gängigen Plattformen hören – oder direkt hier (dazu bitte Inhalte aktivieren):