US-Maler

Robert Ryman ist tot

Foto: Ektakrome, CC BY-SA 4.0
Foto: Ektakrome, CC BY-SA 4.0
Robert Ryman

Kein Inhalt und keine Farbe, nur reine Form: Mit weiß schattierten Gemälden lotete Robert Ryman die Grenzen der abstrakten Malerei aus. Statt flacher Bilder zeigte er dreidimensionale Arbeiten und kleinste Details im Entstehungsprozess. Nun ist Ryman mit 88 Jahren gestorben

 US-Maler Robert Ryman, der mit seinen meist weißen, quadratischen Gemälden zu einem wichtigen Vertreter des Minimalismus wurde, ist tot. Die Galerie Pace bestätigte den Tod Rymans, der laut "New York Times" am Freitag im Alter von 88 Jahren in seinem Zuhause in New York starb. "Wir trauern um den Verlust, aber wir feiern das endlose Vermächtnis seiner Kunst und ihres Einflusses darauf, wie wir die Welt sehen", teilte die Pace Gallery mit, die Ryman seit vielen Jahren vertreten hatte.

Der in Nashville im Staat Tennessee geborene Ryman war eigentlich Jazz-Musiker und fand im Museum of Modern Art (MoMA) zur Kunst, wo er als Aufseher arbeitete. Beeinflusst von Malern wie Henri Matisse, Mark Rothko und Piet Mondrian experimentierte er ab Mitte der 1950er Jahre selbst mit der Malerei und widmete sich der Kunst bald ganz. Nach seiner ersten Einzelausstellung im Jahr 1967 wurden seine Arbeiten insgesamt in über 100 Solo-Schauen in zwölf Ländern gezeigt.

Rymans Kunst wurde ein "laufendes Experiment mit der Malerei" über fünf Jahrzehnte, wie die Pace Gallery schreibt. Ähnlich wie Frank Stella und Sol LeWitt verzichtete er in seinen Gemälden auf Inhalt, um sich fast ausschließlich der Form zu widmen. Er nutzte fast nur weiße Farbtöne und trug diese sehr gründlich auf. Seine Arbeiten wirkten dadurch fast dreidimensional und schienen eher wie Objekte und nicht wie flache Bilder. Quadrate bevorzugte Ryman, weil sie laut eigener Aussage keine Türen, Fenster oder Landschaften suggerierten.

Ryman stand auch in der Tradition von Künstlern wie Jackson Pollock, dessen "Action Painting" den Entstehungsprozess sichtbar werden ließ. Wurde weiße Farbe gewöhnlich als Hintergrund oder wegen ihrer Charakterlosigkeit genutzt, rückte Ryman sie in den Mittelpunkt. Er "erweiterte die Möglichkeiten der abstrakten Malerei radikal, indem er laufend neu darüber nachdachte, wie sie entsteht und wie sie aussieht", schrieb die Website "ArtNews". Andere Farben nutzt Ryman durchaus, aber er versteckte sie.

1993 zeigte das MoMA eine große Ryman-Retrospektive - genau 40 Jahre, nachdem er dort als Aufseher eingestellt wurde. Die Schau gastierte auch in der Londoner Tate Gallery, in der Reina Sofia in Madrid sowie in San Francisco und Minneapolis. Bei der documenta in Kassel waren Rymans Arbeiten in den Jahren 1972, 1977 und 1982 zu sehen, zudem auf der Biennale in Venedig im Jahr 1976. 

Im Jahr 2007 sagte Ryman: "Der wahre Zweck der Malerei ist, Vergnügen zu bereiten. Das ist wirklich der eigentliche Grund."