Besonderer DDR-Bau

Sanierung der Kunsthalle Rostock auf der Zielgeraden

Die Kunsthalle Rostock ist das einzige in der DDR neugebaute Kunstmuseum. Die nach über 50 Jahren fällige Sanierung ist auf der Zielgeraden. Neue Technik soll auf alten Charme treffen

Aus 1200 Puzzleteilen besteht die Fassade der Kunsthalle Rostock. Viele der 120 Kilogramm schweren Reliefplatten aus geweißtem Beton liegen derzeit noch in Stapeln auf der Baustelle am Schwanenteich - mit Hundemarken, die verraten, wo genau sie hingehören. Stück für Stück erhält das einzige in der DDR neugebaute Kunstmuseum derzeit sein Gesicht zurück.

Trotz schwieriger Bedingungen befindet sich die umfassende Sanierung des Hauses fast genau zwei Jahre nach Schließung auf der Zielgeraden. Wenn alles fertig ist, sollten die Rostocker das Gefühl haben, dass sie zurück nach Hause kommen, sagt die Chefin des zuständigen kommunalen Eigenbetriebs KOE, Sigrid Hecht. "Das ist noch unsere Kunsthalle", sollten sie bei der für das Frühjahr kommenden Jahres geplanten Wiedereröffnung denken.

Ein Blick in das sanierte Gebäude zeigt jedoch, dass längst nicht alles beim Alten geblieben ist. Zahllose Kabel gucken aus den Wänden, Lüftungskanäle verlaufen über noch unverkleidete Deckenabschnitte, und die ersten Lichtleisten leuchten schon. Die moderne Haustechnik in den denkmalgeschützten Bau aus den 1960er Jahren zu bekommen, sei eine Herausforderung gewesen, sagt Frank Steinbach von der Firma Arge Buttler Matrix.

"Am effizientesten, was die Energie angeht"

Dank Fahrstühlen soll für Rollstuhlfahrer künftig nicht auf der untersten Ebene Schluss sein, ein Dunkelraum soll Filmvorführungen ermöglichen, und die Mitarbeiter mehr Platz bekommen. Möglich wird dies durch das 2018 eröffnete Schaudepot nebenan, in das die Sammlung von etwa 10.000 Werken umgezogen ist. Hier fanden und finden auch während der Schließung der Kunsthalle Ausstellungen statt.

In Zeiten teurer Energie und eventueller Mangellagen hat die neue Klimatechnik an Bedeutung gewonnen. Laut Hecht wurde die neueste Technik verbaut. "Wir sind mit dem Gebäude mit am effizientesten, was die Energie angeht." Zudem ermögliche die neue Klimatechnik, noch sensiblere Werke als bisher auszustellen - vielleicht nicht gleich zu Anfang, wenn man sich mit der Technik noch einspielen müsse und Mangellagen drohten.

Kunsthallenchef Jörg-Uwe Neumann sagt, man müsse dankend anerkennen, "dass es überhaupt fertig gebaut wird in diesen ganzen schwierigen Phasen". Corona, Krieg, Energieknappheit, knappe Kassen - "also mehr geht ja gar nicht", sagt Neumann. "Insofern bin ich heilfroh."

"Im Großen und Ganzen ist das wirklich eine gute Sache."

In der Vergangenheit hatte Neumann Befürchtungen geäußert, dass etwas vom Charme der Kunsthalle im Zuge der Sanierung verloren geht. Dass die eine oder andere Stelle von eigenen Vorstellungen abweiche, sei auch beim privaten Hausbau so. Mittlerweile sagt er: "Im Großen und Ganzen ist das wirklich eine gute Sache."

Zum besonderen Charme des Gebäudes gehört etwa die für ein Kunstmuseum unübliche Glasdecke im Obergeschoss. Auch der Ziegelboden im unteren Bereich oder die Holzfußböden waren Erkennungsmerkmale. Diese Elemente müssen allerdings durch Neuanfertigungen ersetzt werden: Unter anderem weil Schadstoffe gefunden wurden und wegen des Einbaus einer Fußbodenheizung. Das neue Parkett oder die neuen Glaselemente aus Sicherheitsglas orientieren sich dabei aber am Originalzustand.

Obwohl es teilweise deutliche Preissteigerungen gegeben habe - etwa weil die Steine für den neuen Klinkerfußboden mit teurem Gas gebrannt werden - seien die Kosten insgesamt im Rahmen geblieben, sagt Uwe Hintze, Projektleiter der KOE. Um die 10 Millionen Euro wird das Projekt nach derzeitigem Stand am Ende kosten. Ursprünglich waren mal 8,4 Millionen Euro veranschlagt worden. Knapp 4,2 Millionen Euro kommen dabei von der EU.

"Ein richtiger Knaller"

Ohne die Förderung hätte man nicht in diesem Standard sanieren können, sagt Hecht. In Töpfen des Landes oder des Bundes suche man vergebens nach entsprechender Kulturförderung. Insofern müsse man sagen: "Dankeschön Europa". Hecht betonte die Bedeutung von Kultur gerade in Krisenzeiten. Das zeigten auch die Besucherzahlen Rostocker Kultureinrichtungen nach den Corona-Lockdowns.

Die im Mai 1969 eröffnete Kunsthalle hatte sich unter Führung von Neumann, der das Haus seit 2009 betreibt, international einen sehr guten Ruf mit Ausstellungen ostdeutscher und osteuropäischer Künstler verschaffen können.

Für die Wiedereröffnung hat Neumann schon eine besondere Idee: "Für mich wär es schön, wenn wir erstmal das ganz leere Haus ohne Kunst ein Wochenende für Besucher aufmachen würden". So könne man sich das Haus angucken und die Architektur wahrnehmen. Eine hochkarätige Ausstellung solle folgen. "Da kann ich jetzt natürlich noch nicht drüber reden, was es ist", sagt Neumann. "Wenn es so klappt, wie ich mir das erhoffe, wird es wirklich ein richtiger Knaller."