Kritik an Vorgehen der Behörden

Schwere Vorwürfe in "Enthüllungsbuch" zu Gurlitt-Sammlung

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Die im Europa Verlag erschienenen Bücher "Der Fall Gurlitt" von Maurice-Philip Remy bei einer Pressekonferenz in Berlin

Der Dokumentarfilmer und Sachbuchautor Maurice Philip Remy hat schwere Vorwürfe gegen die deutschen Behörden wegen ihres Vorgehens gegen den Münchner Kunstsammler Cornelius Gurlitt erhoben

Die Sammlung sei 2012 "rechtswidrig" als NS-Raubkunst beschlagnahmt worden, man habe Gurlitt dadurch "in den Tod getrieben", sagte Remy am Mittwoch in Berlin bei der Vorstellung seines Buches "Der Fall Gurlitt". Genau zeitgleich wurde in Bern die große Doppelausstellung "Bestandsaufnahme Gurlitt" eröffnet.

Remy verwies darauf, dass von den insgesamt 1566 in Gurlitts Wohnungen in München und Salzburg beschlagnahmten Bildern bisher bei lediglich sechs NS-Unrecht nachgewiesen sei. Dennoch hätten Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) und ihr Amtschef Günter Winands weiterhin den Eindruck erweckt, bei der Sammlung Gurlitt handele es sich um eine Kunstraub-Sammmlung. Sie hätten damit das Vorgehen der Behörden nachträglich rechtfertigen wollen und "über Jahre hinweg durchaus gezielt verschleiert und in die Irre geführt", sagte Remy.

Die Sammlung stammte von Gurlitts Vater Hildebrand (1895-1956), der ein offizieller Kunsthändler der Nationalsozialisten war. Sie war deshalb anfangs gelegentlich als "Nazi-Schatz" betitelt worden. Remy sagte, mit einem Anteil von weniger als einem Prozent verfolgungsbedingt entzogener Bilder dürfte die Sammlung in Wirklichkeit weniger NS-Raubkunst enthalten als jede durchschnittliche Museumskollektion.

Ein Sprecher von Grütters wies Remys Vorwürfe zurück. Die Bundesregierung habe vor allem aus moralischer Verpflichtung für die weltweite jüdische Gemeinschaft große Anstrengungen unternommen, die Herkunft der Werke transparent und eindeutig zu klären. "Dass bisher nur sechs Raubkunstwerke nachgewiesen werden konnten, ist ein Ergebnis, das wir ja gerade ohne die Forschung der eingesetzten Taskforce gar nicht hätten", so der Sprecher.

Remy (Jg. 1962) hatte schon 2014 mit einem Dokumentarfilm zur Gurlitt-Affäre Aufsehen erregt. Zugang zum Material hatte er nach eigenen Angaben, weil er noch im Auftrag des 2014 verstorbenen Cornelius Gurlitt helfen sollen, eine Datenbank zu der Sammlung aufzubauen. Die später von der Bundesregierung beauftragten Forscher hätten aber kein Interesse an seinen Vorarbeiten gehabt.