Traumfänger mit "Schwarzer Sonne"

Stadt Aachen entfernt Kunstwerk der Frankfurter Hauptschule

Die Künstlergruppe Frankfurter Hauptschule hatte für eine Ausstellung einen Traumfänger mit einem von Rechtsradikalen genutzten Symbol im Stadtpark Aachen installiert. Nun wurde das Werk von der Stadt abgehängt

Sowohl der Neue Aachener Kunstverein (NAK), in dem gerade die Ausstellung "Kanzelkultur" der Frankfurter Hauptschule zu sehen ist, als auch die Stadt Aachen bestätigten den Vorgang gegenüber Monopol. Zusätzlich zu den Werken in den Räumen des NAK gehören zu der Schau auch zwei Arbeiten im öffentlichen Raum: Eine Reihe von rot-weiß-schwarzen Flaggen, die auf den ersten Blick an eine Hakenkreuzfahne aus der NS-Zeit erinnern, in ihrer Mitte aber Batikmotive zeigen; und einen überdimensionalen Traumfänger aus Styropor, in dessen Ring sich statt des klassischen Fadengeflechts eine "Schwarze Sonne" befindet - ein unter Rechtsextremen verbreitetes Symbol, das ebenfalls auf die NS-Zeit zurückgeht. Anders als das Hakenkreuz ist die "Schwarze Sonne" in Deutschland nicht verboten. Laut der Frankfurter Hauptschule sollen die Werke auf die Verbindungen zwischen Esoterik, Verschwörungsideologien und Faschismus hinweisen, die während der Pandemie besonders deutlich geworden seien. In der Nähe des Kunstvereins finden regelmäßig Kundgebungen der sogenannten Querdenker statt. 

Am gestrigen Dienstag wurde der Traumfänger von der Stadt Aachen aus dem Kongressdenkmal im Aachener Stadtpark entfernt, obwohl laut NAK-Direktor Maurice Funken vorher eine Genehmigung für die Installation des Werkes erteilt worden war. Offenbar gab es mehrere Beschwerden über das Objekt bei der Polizei. Eine Kennzeichnung des Werkes, die es in einen Kunst-Kontext eingebettet hätte, gab es laut Funken bewusst nicht.

Laut einer Stellungnahme der Stadt Aachen beruht das Abhängen des Traumfängers auf einer "internen Kommunikationslücke". Das Gebäudemanagement, das für das Kongressdenkmal im Stadtpark zuständig ist, habe das Anbringen eines Traumfängers im Rahmen der Ausstellung des NAK genehmigt, heißt es in der Mitteilung aus dem Rathaus. Allerdings habe nach den eingegangenen Meldungen der Verdacht bestanden, dass das Objekt in Zusammenhang mit einer Impfgegner-Demonstration stehe, die am Samstag, 22. Januar, am anderen Ende des Stadtparks ihren Ausgangspunkt gehabt habe. Daraufhin habe der Ordnungs- und Sicherheitsdienst die Entfernung angeordnet. "Die Stadt Aachen bedauert das Versehen und weist ausdrücklich darauf hin, dass es sachlich keinen Anlass dafür gibt, die erteilte Genehmigung für die Hängung des Traumfängers in Frage zu stellen."

Erwartet, "dass irgendetwas passiert"

Laut eines Sprechers der Frankfurter Hauptschule ging es bei dem Werk auch darum, die Frage zu stellen, warum das Symbol der "Schwarzen Sonne" eigentlich erlaubt ist, das laut einer Auskunft der Bundesregierung von 2020 "in der rechtsextremen Szene sehr stark verbreitet" ist. "Das Kunstwerk hat insofern eigentlich seinen Zweck erfüllt, wenn nun auch darüber diskutiert wird", sagt NAK-Direktor Funken. Laut der Stellungnahme der Stadt besteht das Angebot, den Traumfänger, der derzeit im Kunstverein eingelagert ist, wieder aufzuhängen. Ob das passieren wird, ist noch unklar. 

Das Kollektiv Frankfurter Hauptschule ist dafür bekannt, Situationen medienwirksam zu inszenieren und in ihrer Arbeit auch mit Fiktion zu arbeiten. So hatten die Künstlerinnen und Künstler 2020 behauptet, eine Beuys-Edition aus einem Museum gestohlen und nach Tansania "restituiert" zu haben - was sich als Fake erwies. Ein Sprecher der Gruppe sagte nun über die Entfernung des Traumfängers, man habe erwartet, dass "irgendetwas passiert", kurz nach der Eröffnung sei bereits eine der ursprünglich fünf Federn des Werkes abgerissen worden. Das Abhängen durch die Stadt sei aber nicht als Element der Arbeit geplant gewesen. 

Die Ausstellung "Kanzelkultur" im Neuen Aachener Kunstverein ist noch bis zum 12. März zu sehen.