"Pflegemaßnahme"

Stuttgart zerstört Werk von Herman de Vries

Foto: Courtesy Galerie Geiger
Foto: Courtesy Galerie Geiger
Blick auf das gerodete "Sanctuarium" von Herman de Vries am Prager Sattel in Stuttgart

Die Stadt Stuttgart hat das Kunstwerk "Sanctuarium" von Herman de Vries zerstört

Bei dem 1993 im Rahmen der Internationalen Gartenausstellung (IGA) entstandenen Werk handelt es sich um eine von einem Zaun umkreiste Fläche, in der die Natur seit 25 Jahren mitten am vielbefahrenen Prager Sattel ungehindert wuchern durfte. Im Zuge einer "Pflegemaßnahme" hat das Garten- Friedhofs- und Forstamt der Stadt Stuttgart die gewachsenen Bäume und Büsche jetzt entfernt.

Viele Stuttgarter reagierten auf die Aktion mit Entsetzen. Die Galerie Geiger, von der de Vries vertreten wird, sprach von einem "Akt beispielloser Ignoranz". Der Künstler selbst verurteilte das Vorgehen als "Kulturfrevel" und prüft derzeit rechtliche Schritte. Gegenüber dem SWR sagte er: "Im Sanctuarium stand jetzt ein kleiner Wald. Das ist weg. Damit ist 25 Jahre Wachstum verloren gegangen. So man kann nicht sagen: es kommt mal wieder. Es kommt sicher etwas. Das ist klar. Natur übernimmt immer alles. Aber das Konzept ist gestört. Man hat nicht respektiert. Das ist Kulturfrevel. Das ist ein Armutszeugnis."

Seitens des Garten-, Friedhofs- und Forstamtes gibt es wenig Verständnis. Amtsleiter Volker Schirner: "Ich sage ja nicht, dass es super optimal gelaufen ist. Da sich aber schon in wenigen Wochen dort die Natur den Platz zurückholen wird, würde ich nicht von einem Frevel sprechen."

Der niederländische Künstler Herman de Vries hat zahlreiche Gemälde, Collagen, Textbilder, Skulpturen, Künstlerbücher, Installationen sowie Kunst im öffentlichen Raum geschaffen. Zentrale Aspekte seines Werks sind Natur, Botanik, Heilkunde und Mythologie. Arbeiten des 86-Jährigen wurden unter anderem bei den Skulptur Projekte in Münster und auf den Biennalen in Venedig und Lyon gezeigt. Eine große Ausstellung von de Vries eröffnet am 6. Mai in der Galerie Geiger in Konstanz.

Links: Das "Sanctuarium" im Oktober 2014; Rechts: April 2018