Saarland

Völklinger Hütte vor 25 Jahren zum Weltkulturerbe ernannt

Einst galt sie als größter Schrotthaufen Europas, mittlerweile haben mehr als 4,4 Millionen Interessierte die Völklinger Hütte besucht. Genau vor 25 Jahren ernannte die Unesco sie zum Weltkulturerbe

Als im Jahr 1986 das Eisenwerk im saarländischen Völklingen nach rund 100 Jahren geschlossen werden musste, war die Bestürzung groß. Doch die Niederlage von einst wurde längst in einen Sieg umgemünzt. Denn heute ist die Völklinger Hütte eine Kulturstätte geworden, die mit Rekorden, Premieren und Höhepunkten glänzen kann. Und das seit genau 25 Jahren. Am Dienstag (17. Dezember) feiert die Weltkulturerbestätte Jubiläum.

"Am 17. Dezember 1994 im thailändischen Phuket war es noch eine Sensation, dass ein Industriedenkmal in den Rang eines Unesco-Weltkulturerbes erhoben wurde", erinnert sich der kaufmännische Geschäftsführer des Weltkulturerbes Völklinger Hütte, Arno Harth. Waren doch traditionell bis dato nur Kathedralen, Altstädte oder Schlösser Weltkulturerbe. Heute ist die Völklinger Hütte eine von derzeit 46 Welterbestätten der Unesco in Deutschland und das einzige Eisenwerk aus der Blütezeit der Industrialisierung, das vollständig erhalten ist. "In seiner Bedeutung steht es gleichberechtigt neben den ägyptischen Pyramiden, der Großen Mauer Chinas, dem Kölner Dom oder dem Great Barrier Reef in Australien", sagt Harth.

"einer der spannendsten Orte der Welt"

Wo einst ohrenbetäubender Lärm und Staub den Arbeitsalltag bestimmten, wo Menschen bis an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit gehen mussten, geben sich heute Kunst- und Kulturfreunde aus der ganzen Welt die schweren Metalltüren in die Hand. Und sie finden einen besonderen Ausstellungsort: Tief hinein geht es in die dunklen Gänge der Möllerhalle, hoch hinauf führt der Anstieg in luftige Höhe auf die Aussichtsplattform am Hochofen.

Insgesamt 7000 Meter spannende, gut beschilderte Wege warten auf die Besucher - begleitet auch von einer Multimedia-Show in der Sinteranlage, die sie auf eine Zeitreise von den Anfängen des Eisenwerkes bis in die Gegenwart schickt. Selbstbewusst wirbt die Völklinger Hütte für sich als "einer der spannendsten Orte der Welt".

Nach Ansicht des Sprechers der Geschäftsführung, Michael Schley, ist das durchaus gerechtfertigt ist. "Diese Anlage ist wirklich ein Faszinosum", sagte er im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Die Eisenhütte in ihrer Gesamtheit zu einem Weltkulturerbe zu verwandeln, sei einzigartig. Es erfülle ihn nicht nur mit Stolz, sondern auch "mit Respekt vor der Leistung, die in den letzten 25 Jahren dieses Weltkulturerbe zu dem gemacht hat, was es eben heute ist".

Völklinger Hütte spiegelt die technische Entwicklung einer ganzen Epoche wider

Das Weltkulturerbe Völklinger Hütte gelte heute als Vorbild für die Entwicklung von Industriekulturstätten in ganz Europa, meint die saarländische Kultusministerin Christine Streichert-Clivot (SPD). "Es ist ein Monument, das die technische Entwicklung einer ganzen Epoche widerspiegelt und zeigt die Leistungen der bis zu 20 000 Stahlkocher, die hier lothringisches und schwedisches Erz mit saarländischer Kohle in Eisen umgewandelt haben." Zusammen mit den unterschiedlichsten Standorten der Industriekultur im Saarland forme und erhalte es heute "das historische Bewusstsein unserer Region".

Das Weltkulturerbe Völklinger Hütte ist nach Ansicht der Ministerin aber mehr als nur das stolze Zeugnis der Vergangenheit: "Es ist angesichts der Herausforderungen, denen wir uns heute stellen müssen, auch ein wichtiger Halt - und es wird in der Zukunft als Symbol dafür stehen, wie wir dieses Erbe weiterentwickelt haben", so Streichert-Clivot.

Europas Schatz im Saarland

Mehr als 4,4 Millionen Menschen besichtigten die Völklinger Hütte bislang mit ihren rund 60 Ausstellungen, bei Festivals und Konzerten. Die Bandbreite reicht von Hans Peter Kuhns Lichtinstallation 1999 und nunmehr fünf Urban-Art-Biennalen über Ausstellungen über Buddhismus, Pop, Industriekultur, Zwangsarbeiter und Queen bis zur aktuellen Schau "PharaonenGold" über 3000 Jahre ägyptische Hochkultur, die bislang schon mehr als 100 000 Interessierte anlockte. "Die Kelten - Druiden. Fürsten. Krieger" (2010/2011) führen die Hitliste mit mehr als 196 000 Besuchern an.

"Die großen Erfolge der letzten Jahre sind für uns Ansporn, auch in Zukunft unser Weltkulturerbe als weltweit einmaliges Industriedenkmal und als Kulturort des 21. Jahrhunderts weiterzuentwickeln", sagt Schley. Er erhofft sich, "dass wir es schaffen, dass die Bedeutung der Völklinger Hütte noch stärker verankert wird und auch jedem Saarländer bewusst wird, was wir hier für einen Schatz stehen haben." Die nächste geplante Ausstellung 2020 könnte dazu einen Beitrag leisten. Unter dem Titel "Mon Trésor - Europas Schatz im Saarland" werden ab dem 12. September überregional bedeutende Schätze aus dem Saarland gezeigt. Herausragende Objekte der Archäologie, Technik und Kunst von den Kelten bis heute sollen dabei "die europäische Dimension der Region" verdeutlichen.