Galerien-Wochenende

Warum Tyrown Vincent die Frankfurter Kunstszene aufmischt

Foto: © Hannes Windrath
Foto: © Hannes Windrath

Model, Moderator und Produzent Tyron Vincent initiiert "The Frankfurt Art Experience"

Tyrown Vincent moderiert und produ­ziert große Fashionshows – und er sammelt Kunst. Jetzt hat er das neue Kunstwochenende "The Frankfurt Art Experience" initiiert

Herr Vincent, wieso braucht Frankfurt am Main dieses Event?
Mir ist vor einiger Zeit aufgefallen, dass in der Fahrgasse in Frankfurt plötzlich einige Galerien zugemacht hatten und stattdessen Gastronomie dort eingezogen war. Es gibt seit Jahren die Debatte, dass es den Galerien im mittleren Marktsegment nicht so gut geht. Eigentlich ist Frankfurt aber ein gutes Pflaster für den Kunstmarkt, hier gibt es schließlich Leute, die sich Lofts für ein paar Hunderttausend Euro oder Häuser für viele Millionen Euro bauen. Da ich aus der Werbung komme, dachte ich, das Pro­blem kann nur die fehlende Wahrnehmung sein. So kam mir die Idee, dass ich etwas für die Galerien der Stadt Frankfurt machen will. Ich glaube, Förderung geht nur am Standort selbst. Ich möchte mir keine Stadt vorstellen, in der nur noch Restaurants und Modeläden sind statt Galerien.

Wie wurde die Idee aufgenommen?
Ich bin Arbeiterkind, Hauptschule, Selfmademan: Mir war klar, dass ich in der Kulturszene nicht sofort ein offenes Ohr finden würde. Aber beim Wirtschaftsdezernat stieß mein Vorschlag auf Interesse. Ich habe mich dann mit dem Galeristen Tristan Lorenz zusammengetan, dann kam noch die Agentur Urban Media Project dazu, die viele Erfahrungen mit dem öffentlichen Bereich hat. Es hat über ein Jahr gedauert, aber dann wurde die Unterstützung der Stadt für das Projekt aus den Mitteln der Tourismusabgabe bewilligt, das Land zog nach.

Was ist das Konzept?
Das Festival dreht sich um die Galerien und ihren Saisonstart, der in diesem Jahr das 25. Jubiläum hat. Dazu kommt die Messe Paper Positions, für die wir eine schöne Location gefunden haben. Das war sehr aufwendig, aber jetzt sind wir umso glücklicher, dass wir das Flare of Frankfurt direkt an der Zeil bespielen können. Dazu gehören noch die Frankfurt Experience Walks und Talks, für die ich mit der Kunsthistorikerin und Kunst­beraterin Britta von Campenhausen und der erfahrenen Konferenzmacherin Ulrike Berendson hervorragende Partner gefunden habe. Ich selbst gehe aus der Perspektive des kleinen Sammlers an die Sache heran. Ich wünsche mir, dass die Frankfurter und die Gäste von außerhalb einfach Spaß mit der Stadt haben und dabei Kunst entdecken und erleben. Und ich hoffe, dass die Galerienszene den Impuls aufnimmt, um ein neues Selbstbewusstsein zu entwickeln.

Machen Sie auch mit?
Ja, klar. Ich habe schon oft mein Haus für Besucher geöffnet. Auch im Rahmen dieses Wochenendes gibt es zwei Touren, die bei mir vorbeikommen, und ich führe selbst durch meine Sammlung. Sie dürfen sich das aber nicht elitär vorstellen. Ich wohne in einer Dreizimmerwohnung zur Miete, in der Frankfurter Altstadt. Ich möchte den Leuten vermitteln, wie man mit Kunst lebt, auch wenn man
kein Loft hat und nicht über Millionen­beträge verfügt.