Jahresprogramm in Dessau

Was das Bauhaus 2023 vorhat

Schon in den 1920er-Jahren haben Bauhauskünstler die Welt mit neuen Ausdrucksformen in Aufruhr versetzt. Heute knüpft die Stiftung Bauhaus Dessau daran an - und will Besucher mit dem Jahresthema Körperkommunikation in Bewegung bringen

Die Stiftung Bauhaus Dessau widmet sich 2023 mit zahlreichen Ausstellungen und Veranstaltungen dem Thema Körperkommunikation. Das Jahresprogramm nimmt den menschlichen Körper als Schauplatz gesellschaftlichen Handelns in den Blick, zwischen Regulierung, Kontrolle und Eingepasst-Werden, Ausbruch und Aufbruch. "Es geht darum, wie Menschen nonverbal kommunizieren, wie sie sich innerhalb von Konventionen und Zwängen bewegen und davon befreien", sagte die Direktorin der Stiftung Bauhaus Dessau, Barbara Steiner. Bezugspunkt seien Arbeiten von Bauhäuslern, vor allem im Bereich Bühne und Tanz, erweitert durch zeitgenössische Kunst.

"Damit wollen wir Historie und Gegenwart verbinden", sagte Steiner. So sorgte Oskar Schlemmer (1888-1943) mit seinen Bühnenarbeiten, wie etwa dem Triadischen Ballett, dem Figuralen Kabinett oder den Gestentänzen, in den 1920er Jahren mit völlig neuen Ausdrucksformen für Aufsehen. Mit seinem Interesse an den Möglichkeiten des menschlichen Körpers war er nicht alleine, man denke an Gret Palucca in Dresden, Hade Kallmeyer in Berlin oder Dore Jacobs in Essen, wie die Direktorin der Stiftung mit Verweis auf Tänzerinnen, Bewegungs- und Tanzpädagoginnen sagte.

So ist unter dem Titel "Die Geste spricht" ab Oktober 2023 eine Schau im Bauhaus Museum Dessau geplant. "Ausgehend von Körperbildung, Ausdruckstanz, rhythmische Gymnastik, wollen wir über die Ausstellung hinaus Menschen dazu bewegen, sich selbst körperlich auszuprobieren, und zwar im Bauhaus Museum", so Steiner. Das Erdgeschoss werde dafür durch das Architekturbüro Meyer-Grohbrügge (Berlin) umgestaltet.

Körper als Sinn-und Bedeutungsträger

In der Körperkulturbewegung der 1920er-Jahre, insbesondere in den Projekten der tänzerischen Avantgarden wurde der menschliche Körper als Sinn- und Bedeutungsträger neu befragt, erkundet, verhandelt und zur Projektionsfläche, erklärte Steiner. Dies würde nun aus zeitgenössischer Perspektive aufgegriffen und erweitert.

Grundsätzlich gehe es der Stiftung darum, neue Formate zu entwickeln, die noch abwechslungsreicher seien als bisher, um Menschen für das Bauhaus zu gewinnen. "Wir möchten niedrigschwelliger vermitteln, was hier am Bauhaus geschehen ist und welche Bedeutung das für das Zusammenleben heute und künftig bedeutet", sagte Steiner.

Das Bauhaus wurde 1919 von dem Architekten Walter Gropius (1883-1969) in Weimar gegründet. Es zog angesichts der politischen Verhältnisse nach Dessau um. In der Stadt erlebte die Schule für Architektur, Kunst und Design ihre Blütezeit. Auf politischen Druck ging das Bauhaus von Dessau nach Berlin. Dort wurde es 1933 von den Nazis endgültig geschlossen. Die Stiftung Bauhaus Dessau erforscht, bewahrt und aktualisiert das Erbe des Bauhauses. Es gilt bis heute als eine Ikone der Moderne. Bauhausbauten gehören zum Unesco-Welterbe. In Dessau gibt es laut Stiftung die weltweit größte Dichte an originalen Bauhausbauten und nach Berlin die zweitgrößte Sammlung zum Thema Bauhaus.