Medienschau

Weil nur die eine den ersten Blick auf die Kunst der anderen werfen kann

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Eine Hymne auf die Liebe von Etel Adnan und Simone Fattal, Vorschau auf die Viennacontemporary, Nachrufe auf Lin May Saeed: Das ist unsere Presseschau am Montag

Debatte 

"Ende der Kritik: Welche Macht hat sie noch?", fragt Almuth Spiegler in der "Presse". Ihre Antwort steckt schon in der Frage: Die Kritik ist angesichts des anything goes in der Kunst selbst, der Faktizität des Kunstmarktes, der Vielstimmigkeit der sozialen Medien am Ende. "Andererseits bildet die Kunstkritik auch schlicht das ab, was sich in der Kunst seit der Postmoderne entwickelt hat: Vielfalt. Und diese geht mit einer gewissen Kriterienlosigkeit einher. Das ermöglicht eine ungeahnte Breite von Stilen und Inhalten. Eine ästhetisch karge, sozialromantisch bis sozialkritische 'Documenta' zum Beispiel hat mit einer bombastischen Malerei-Ausstellung von Anselm Kiefer in Venedig nur noch den Überbegriff gemein: bildende Kunst."

Kunstmarkt

Sabine Spindler gibt im "Handelsblatt" Tipps zum Sammeln von Grafikeditionen, wo es nicht anders zugeht als im Rest des Kunstmarkts: "Die besten Chancen auf Wertbeständigkeit und Wertzuwachs haben die Werke renommierter, international anerkannter Künstler."

Olga Kronsteiner wirft im "Standard" einen Blick auf die Viennacontemporary, die in dieser Woche im Kursalon im Wiener Stadtpark stattfindet. Für die Kunstmesse waren es turbulente letzte Monate: Der langjährige Besitzer Dmitri Aksenow, ein russisch-zypriotischer Unternehmer, der auf keiner Sanktionsliste stand, zog sich nach Druck von einigen Galerien zurück und es wurde eine neue Betreibergesellschaft gegründet. Die muss nun aber zum ersten Mal ohne staatliche Subventionen auskommen. Deshalb geht es diese Woche vor allem um Eines: "Ein für alle Beteiligten wirtschaftlich erfolgreiches Messeformat für Kunst der Gegenwart mit Schwerpunkt auf Ost- und Südeuropa ist wohl das erklärte Ziel. Also gibt man sich zweckoptimistisch."

Mandoline Rutkowski spricht für die "Welt" mit der Kunsthandels-Expertin Joanna van der Lande über den Diebstahlskandal am British Museum. Auch andere Häuser seien herausgefordert, ihre Bestände zu kontrollieren, so van der Lande: "Viele Museen weltweit haben Probleme mit der Katalogisierung. Sie sollten die Geschehnisse im Britischen Museum als Anlass nehmen, um zu überprüfen, wo sie bei der Dokumentierung stehen. Die Flut an Rückgabeanfragen, die Museen erhalten, sind eher Teil der Herausforderung, warum Museen es nicht schaffen, grundlegende Kernaufgaben zu erfüllen."

Nachruf

Zum Tod der Künstlerin Lin May Saeed schreiben Ingeborg Ruthe in der "Berliner Zeitung", Simone Sondermann in der "Weltkunst" und Alex Greenberger in "ArtNews". Für Monopol hat Oliver Koerner von Gustorf einen Nachruf geschrieben

Ausstellung

Für ihre "Subtext"-Kolumne in der "taz" besucht Noemi Molitor die Ausstellung "Etel Adnan & Simone Fattal. Voices without borders" im Berliner Kindl – und adressiert in ihrem elegischen Text die 2021 verstorbene Adnan direkt: "Die Synergie, die Simone Fattal und du im Zusammenwirken eurer Werke hier entwickelt, ist die von Virginia Woolf & Vita Sackville-West, von Getrude Stein & Alice B. Toklas, von Lili Elbe & Gerda Wegener, von Susan Sontag & Annie Leibovitz, von Julie Mehretu & Jessica Rankin. Die Sprache ihrer Liebe liegt im Schreiben eines Epos; einer umgekehrten Autobiographie; eines gemalten Porträts; einer Fotografie, auch im Tod; einer Freundschaft, die das Ende einer Beziehung überdauert, weil nur die eine den ersten Blick auf die Kunst der anderen werfen kann."

Das besondere Objekt

Weltweit läuft eine Suche nach einem der bekanntesten Instrumente der Musikgeschichte - dem ursprünglichen Bass von Ex-Beatle Paul McCartney. Das Lost Bass Project hat um Informationen zum Aufenthaltsort "des wichtigsten Bass in der Geschichte" gebeten, wie die BBC am Sonntag berichtete. McCartney hatte das Instrument 1961 in Hamburg gekauft und es unter anderem bei den Songs "Love Me Do" und "She Loves You" gespielt, doch sei es acht Jahre später nach den Filmarbeiten zu "Get Back" verschollen. Projektleiter Nick Wass vom deutschen Hersteller Höfner sagte der BBC, McCartney habe ihn nach dem Verbleib des Instruments gefragt - so sei die Suche ins Rollen gekommen. Er habe eng mit dem 81-Jährigen zusammengearbeitet und ein Buch über den fehlenden 500/1 geschrieben, ein Modell des ersten E-Bass von Höfner. "Es ist unklar, wo er verstaut wurde, wer vielleicht dort war", sagte Wass. "Die meisten Menschen werden sich erinnern. Es ist der Bass, der die Beatles groß gemacht hat."