Hochschulreport 2006

Wie lehrt man Kunst, Ralf Kerbach?

Ralf Kerbach, geboren 1956, studierte Malerei bei Gerhard Kettner in Dresden, ging dann in den Westen und kehrte nach der Wende
zurück. Seit 1992 ist er Professor für Malerei und Grafik. Zu seinen Absolventen zählen Thomas Scheibitz, Frank Nitsche und Eberhard
Havekost.

Warum wird man vom Künstler zum Lehrer? Wie lehrt man Kunst?

Ihre Frage ist im Ansatz falsch gestellt. Die Künstler sprechen von Anfang an in ihrem Werk und teilen sich so anderen Menschen mit. Wenn ein Künstler etwas zu sagen hat, ist er auch ein Lehrender. Ich verstehe meine Berufung zum Professor für Malerei und Grafik nur auf der Grundlage meiner künstlerischen Arbeit. Wenn ich nicht male, dann habe ich meinen Studenten nichts zu sagen. Das etwas zu viel an Kraft, der Überschuß an Energie läßt eine Professur zu. Kunst kann man nicht lehren. Man ist dazu verurteilt, Künstler zu sein, dadurch lebt man ein bestimmtes Leben. Ich gebe den wirklichen Begabungen einen Schutzraum, ich biete einen Raum, damit sich die Einzelnen entfalten können.

Was tun Sie, damit Ihre Schüler nicht zu Epigonen werden?

Es tut mir sehr leid, Ihnen mein bisheriges Erfolgsrezept nicht mitteilen zu können. Das ist ein Betriebsgeheimnis.

Was können Ihre Studenten besser als Sie?
Ich bin außerordentlich stolz, eine Zeit erleben zu können, in der eine freie Jugend in der Bundesrepublik mit Stipendien und Preisen
ausgestattet ist, wovon meine Generation aus dem ehemaligen Osten nur träumen konnte. Die meisten meiner Studenten malen schneller, fahren schnellere Autos und haben hübschere Freundinnen. Sie können mit Geldbesser umgehen und legen es besser an. Daß bei ihnen ein Autorennen der Formel 1 und Michael Schumacher mehr Bewunderung erzeugen als ein Gedicht von Paul Celan oder ein Bild von Rembrandt, das kann ich nicht.


Außerdem in diesem Spezial:

Katharina Fritsch
Jonathan Meese
Thomas Bayrle
Durs Grünbein
Franz Ackermann