Neue Enthüllungen

Wie Roman Abramowitsch und Dascha Schukowa ihre Kunst verstecken

Dass Roman Abramowitsch und seine Ex-Frau Dascha Schukowa eine riesige Kunstsammlung besitzen, war bekannt. Geheime Dokumente zeigen, wie gigantisch sie wirklich ist - und wie die Oligarchen zum Schaden der Öffentlichkeit ihre Eigentumsverhältnisse verschleiern

Roman Abramowitsch ist mit einem geschätzten Vermögen von 6,9 Milliarden Euro einer der reichsten Menschen der Welt, auch wenn der Stahl- und Nickel-Magnat laut "Forbes" im Vergleich von 2021 zu 2022 rund die Hälfte seiner Vermögenswerte eingebüßt hat. Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine im März 2022 wurden mehrere Superreiche von Großbritannien und der EU sanktioniert und ihr Vermögen eingefroren. Unter ihnen ist auch der Milliardär Abramowitsch.

Nun kommt ans Licht, wie Finanzdienstleister auf Zypern dem Oligarchen offenbar halfen, seine Geschäfte mit der Kunst zu verschleiern. "Der Spiegel", das ZDF, der "Guardian" sowie zehn weitere Medienhäuser aus aller Welt haben haben anhand eines Konvoluts geleakter Dokumente herausgefunden, wie er die Eigentumsverhältnisse an seiner Kunstsammlung zu verstecken wusste.

Dass Roman Abramowitsch Kunst sammelte, war bekannt. Der in Russland geborene Oligarch, heute israelischer Staatsbürger, kaufte auf Auktionen immer wieder Werke zu Rekordpreisen, darunter 2008 Lucian Freuds Gemälde "Benefits supervisor sleeping" (1995) für rund 34 Millionen Dollar und ein Tryptichon von Francis Bacon für 86,3 Millionen Dollar. Gemeinsam mit seiner damaligen Lebensgefährtin Darja "Dascha" Schukowa gründete er 2008 das Privatmuseum Garage, ein Ausstellungshaus für Gegenwartskunst im Moskau. 2015 eröffnete die Garage in einem vom niederländischen Architekten Rem Koolhaas entworfenen Bau im Gorki Park.

Kunst im Wert von mehr als einer Milliarde Dollar

Mit den nun geleakten "Oligarch Files" kommt heraus, dass die Kunstsammlung womöglich einen Wert von mehr als einer Milliarde Dollar hat. "Zum Vergleich: Die bekannte Sammlung von Peggy Guggenheim wird auf rund 40 Millionen Dollar geschätzt", berichtet das ZDF. Rechnungen, Quittungen und Überweisungen verraten, "wie jahrelang hochpreisige Kunstwerke gekauft, verschifft, eingelagert, gelegentlich an die Wände von Villen, Jachten und Fußballstadien gehängt, dann wieder eingelagert wurden. Moskauer Banken kommen in den Dokumenten vor, Schweizer Spezialspeditionen, dazu die Briefköpfe sehr bekannter europäischer und New Yorker Galerien", schreibt der "Spiegel".

Undurchsichtig bleibt die Rolle von Dascha Schukowa, die Abramowitsch in den Nullerjahren erst an die Kunst herangeführt hat und die seit 2016 von dem Oligarchen geschieden ist. Die 42-Jährige, die den Einmarsch Russlands in die Ukraine deutlich verurteilt, sitzt immer noch im Board des New Yorker Metropolitan Museum of Art und des Los Angeles County Museum of Art. Doch auch sie hilft ihrem Ex-Mann offenbar beim Umgehen der Sanktionen, wie der "Spiegel" schreibt: "Sollten Sanktionsermittler den Werken nachspüren, die man in Abramowitschs Besitz vermuten könnte, würden sie auf Schukowas Namen als Begünstigte stoßen. Dadurch sollte es wohl so aussehen, als ziehe Abramowitsch keinen Vorteil aus seiner eigenen Kunst oder wenigstens keinen so großen wie Schukowa."

Das geschieht über ein Treuhandkonstrukt: "Anfang 2021, vier Jahre nach ihrer Scheidung, wurde Darja Schukowa neben ihrem Ex-Mann Abramowitsch die zweite, gleichberechtigte Begünstigte einer zypriotischen Treuhandgesellschaft - der Ermis Trust Settlement", berichtet das ZDF. "Damit gehörten ihr die Hälfte der Ausschüttungen des Trusts. Denn Ermis besitzt die Seline Invest, eine Firma, der die Kunstwerke von Abramowitsch gehören."

"Wenn die jetzt beschlagnahmt werden, dann ist das okay"

Der Entzug von Kunst in dieser Größenordnung schadet natürlich dem Gemeinwesen. "Das Verschwinden ihrer Werke in der Vorhölle von Offshore-Trusts und sicheren Lagern ist ein großer öffentlicher Verlust", schreibt "Guardian"-Kritiker Jonathan Jones. "Besonders verheerend ist er für die britische Kunst." Jones nennt die Lucian-Freud-Ausstellung in der Londoner National Gallery im vergangenen Jahr als Beispiel: In der Schau fehlten zentrale Gemälde, die im Besitz des Oligarchen und seiner Ex-Frau sind.

Auch Deutsche sind dabei, schreibt der "Spiegel": "Gerhard Richter, Anselm Kiefer oder Thomas Ruff, der wie Gursky zu den berühmten Fotokünstlern dieser Zeit gehört". Ruff sagt, er wisse nicht, ob seine Werke auch von russischen Sammlern gekauft worden seien, sagt aber: 'Wenn die jetzt beschlagnahmt werden, dann ist das okay.'"