Berlin

Wissenschaftsrat: Staatliche Museen verlieren international Anschluss 

Ein Mann fotografiert in einem Säulengang vor der Alten Nationalgalerie und dem Neuen Museum auf der Museumsinsel Berlin
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Ein Mann fotografiert in einem Säulengang vor der Alten Nationalgalerie und dem Neuen Museum auf der Museumsinsel Berlin

Berlins Staatliche Museen sind international Publikumsmagnet, aber haben sie auch noch Niveau von Weltrang? Eine Studie des Wissenschaftsrates wirft erhebliche Zweifel auf

Die internationale Bedeutung von Berlins Staatlichen Museen ist aus Sicht des Wissenschaftsrats in Gefahr. "Den Anspruch, für Ausstellungen von Weltrang zu stehen, lösen die Staatlichen Museen unter den gegebenen Bedingungen kaum ein", heißt es in einem der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Entwurf für Strukturempfehlungen bei der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, zu der die Museen gehören. "Das Potenzial für sammlungs- und standortübergreifende thematische Ausstellungen schöpfen die Sammlungen derzeit nicht aus."

Dabei geht es um Museumsaufgaben wie Ausstellen und Vermitteln, "in welchen die Staatlichen Museen teilweise den Anschluss an internationale Entwicklungen verloren haben oder zu verlieren drohen», heißt es in dem 278 Seiten umfassenden Papier, das am Montag vorgestellt werden soll. Die Strukturen innerhalb von Stiftung und Museen ließen «eine kreative Ausgestaltung der Rolle von Museen in der modernen Gesellschaft nur eingeschränkt zu", kritisieren die Experten nach zweijähriger Analyse. Sie sehen darin "überholte Vorstellungen von Museumsarbeit".

Nach Feststellung des Wissenschaftsrates, der Bund und Länder berät, wird das Potenzial der Museen nicht ausgeschöpft. "Wenngleich sich die Sammlungen hinsichtlich ihrer Qualität und Bedeutung auf Augenhöhe mit den Museen in London, Paris oder New York befinden, können sie diesen Anspruch in Bezug auf die Besucherzahlen jedoch nicht einlösen." Zudem seien die Museen im internationalen Vergleich "auch im virtuellen Raum deutlich weniger präsent".

Auflösung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz empfohlen

Die Studie empfiehlt, die Museen sollten "mehr als bisher, eine Kultur der Wechselwirkung und des Austauschs mit anderen internationalen Einrichtungen ausprägen" und das Bewusstsein für ihre Verantwortung gegenüber dem Publikum stärken. 

Die Staatlichen Museen verfügen über 15 Sammlungen mit 4,7 Millionen Objekten an 19 Standorten. Die Museen besuchten im vergangenen Jahr fast 4,2 Millionen Menschen, davon allein knapp 3,1 Millionen die Häuser der Museumsinsel wie dem Pergamonmuseum, der Alten Nationalgalerie oder dem Neuen Museum mit der Nofretete. 

Der Wissenschaftsrat empfiehlt eine Auflösung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz als Dachorganisation von Museen und anderen kulturellen Einrichtungen. Die Vielzahl der Institutionen führten zu einer "strukturellen Überforderung" der Stiftung. Nach der Empfehlung sollen die Staatlichen Museen künftig mit dem Institut für Musikforschung eine eigene Organisation bilden.

Die Pläne wurden bereits vor Veröffentlichung infrage gestellt. "Möglicherweise werden nicht alle Empfehlungen 1:1 umgesetzt werden können", sagte Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) in einer ersten Reaktion. Staatsministerin Michelle Müntefering (SPD), für die Kulturpolitik des Auswärtigen Amtes zuständig, sagte im "Spiegel", Reformen seien zwar notwendig, eine Zerschlagung der Stiftung aber der falsche Weg.